Woher kommt das Peißenberger Trinkwasser?

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Weilheim
  4. Peißenberg

Kommentare

Etwas unscheinbar versteckt sich das Pumphaus an der Böbinger Straße hinter einem Gitterzaun. Im Einsatz ist die Anlage bereits seit 1959. © Florian Zerhoch

Über 100 Jahre zurück reicht die Geschichte der Peißenberger Wasserversorgung. Aus einer der drei Brunnenanlagen, die den Markt heute versorgen, strömt schon seit 1916 frisches Quellwasser in die Gemeinde. Bis auf Weiteres wird das gesamte Trinkwasser gechlort.

Wasser ist ein hohes Gut. Dass es alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist, sich rund um die Uhr ein Glas des „nassen Elements“ abzapfen zu können, wird vielen jedoch erst dann bewusst, wenn sich in der Leitung nichts mehr rührt oder das für seine Qualität viel gelobte Trinkwasser plötzlich abgekocht oder mit Chlor versetzt werden muss. Einige Gemeinden im Landkreis konnten zuletzt ein Lied davon singen – so auch Peißenberg.

Seinen Bürgern Tag ein Tag aus Trinkwasser von tadelloser Qualität bereitzustellen, ist der Gemeinde Peißenberg seit jeher ein Anliegen. Drei unterschiedliche Quellen hat der Markt bislang erschlossen: Die älteste noch intakte Brunnenanlage versorgt die Peißenberger schon seit 108 Jahren mit frischem Quellwasser – und befindet sich außerhalb des Gemeindegebiets.

Frisches Quellwasser

Tief im Paterzeller Eibenwald, auf Wessobrunner Flur, liegt sie, die „Raffelbachquelle“. Auch wenn Georg Haser – bei den Peißenberger Gemeindewerken so etwas wie der Herr des Wassers – die Geschichte der Brunnenanlage nicht vollständig im Kopf hat, so ist er sich doch ziemlich sicher, dass die Konstruktion seither „ein paar Mal saniert“ worden ist. „Im Urzustand befindet sie sich nicht mehr“, ergänzt er. Bei der Errichtung der Brunnenanlage seien damals sogar französische Kriegsgefange beteiligt gewesen, erklärt Haser und verweist auf die Marktchronik.

Und tatsächlich: Der dicke Schmöker weiß so einiges über die Geschichte der Peißenberger Wasserversorgung zu erzählen. Tatsächlich waren Kriegsgefangene bis zur Fertigstellung des Projekts im Jahr 1916 an den Arbeiten beteiligt. Der Beschluss, den Bau einer derartigen Anlage in Angriff zu nehmen, fiel aber schon sieben Jahre zuvor – und war durchaus umstritten, schreibt Max Biller in der Gemeindechronik. Vor dem Ersten Weltkrieg hatten die Peißenberger ihr Trinkwasser nämlich noch überwiegend aus Einzelbrunnen bezogen. Den Plan, eine acht Kilometer lange Leitung aus dem Eibenwald bis in den Ortsteil Sulz zu verlegen, betrachteten damals viele der 3000 Einwohner mit Skepsis. Doch aller Kritik zum Trotz: Am Ende konnten sich die Initiatoren des Projekts durchsetzen.

Kriegsgefangene an Brunnenbau beteiligt

1912 begann man mit den langwierigen Arbeiten und errichtete im selben Zug gleich noch einen 400 000 Liter umfassenden Hochbehälter. Betriebsbeginn der kompletten Anlage war im Dezember 1916.

Sonderlich viele Jahre mussten aber nicht vergehen, bis die Leitung aus dem Eibenwald versorgungstechnisch an ihre Grenze stieß. Immerhin ließ die Kohlewirtschaft den Ort rapide anwachsen. In regelmäßigen Abständen hatte sich die Marktgemeinde deshalb auf die Suche nach einem weiteren Standort für einen Trinkwasserbrunnen gemacht. Fündig geworden sind die Verantwortlichen schließlich unweit der Böbinger Ammerbrücke. Die 1959 in Betrieb genommene Anlage versorgt den Ort noch heute. Komplettiert wird das Peißenberger Brunnen-Trio mittlerweile durch die deutlich jüngere Anlage „Burg“ zwischen Thalacker und Fendt.

Eben jene Anlage sei es auch gewesen, die vor einigen Wochen durch eine erhöhte Keimbelastung aufgefallen war, bemerkt Georg Haser. Mutmaßungen, die Ammer könnte mitverantwortlich dafür gewesen sein, dass aus den Hähnen der Peißenberger zeitweilig verunreinigtes Wasser geflossen war, konnte Haser entkräften. „Die Ammer war nicht das Problem“, sagt er.

Die Quelle im Bereich der Ammer befördert mit 17 Grad deutscher Härte das „weichste Wasser“ der Marktgemeinde ans Tageslicht. Die beiden anderen Brunnenanlagen weisen jeweils Werte von knapp über der 20-Grad-Marke auf. Wirklich weiches Wasser spendet aber keine der Quellen. „Wir haben bei uns sehr hartes Wasser“, merkt Haser an. Der Unterschied zwischen den drei Peißenberger Quellen sei aber kaum zu spüren. „Nur Hausfrauen merken das“, scherzt Georg Haser.

In der Summe sind es ungefähr 790 000 Kubikmeter Wasser, die die drei Anlagen pro Jahr in die Marktgemeinde pumpen. „Böbinger Straße“ und „Burg“ sind zudem mit den drei Hochbehältern verbunden, die sich unterhalb von St. Michael, beim „Schweiber“, in Oberbuchau und im Bereich der Ammerhöfe befinden.

„Momentan sind wir gut aufgestellt“, versichert Haser, lässt aber durchklingen, dass im Hintergrund bereits Planungen für eine vierte Brunnenanlage laufen. Am Bedarf habe sich aber recht wenig verändert. Angesichts der sich häufenden Starkregenereignisse möchte man schlichtweg für alle „Eventualitäten“ gewappnet sein und daher auch mit weiteren Versorgungsanlagen reagieren können, erklärt Georg Haser. Im Übrigen werde in das Peißenberger Trinkwasser noch immer „minimal Chlor gegeben“. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, heißt es vonseiten der Gemeindewerke. Wie berichtet, plant die Gemeinde, das Wasser künftig mithilfe von UV-Anlagen zu desinfizieren, doch bis es so weit ist, dauert es noch eine Weile. Kürzlich haben die Gemeindewerke mitgeteilt, dass sie dem Trinkwasserbis zu deren Inbetriebnahme Chlor zusetzen wollen.

Auch interessant

Kommentare