In seiner Vortragsreihe stellt der Historische Verein in Bad Tölz heuer die Kirchen in den Mittelpunkt. Zum Auftakt am 8. Januar geht es um den Kirchenmaler Hubert Distler, der die Decke der evangelischen Johanneskirche gestaltete sowie Altar und Ambo der Franiskanerkirche.
Bad Tölz - Die Archäologie war einer der Schwerpunkte des Historischen Vereins im vergangenen Jahr – mit Berichten über einige verblüffende Funde im Landkreis. Im ersten Quartal des neuen Jahres stehen Tölzer Kirchen im Mittelpunkt der Vortragsreihe. Den Auftakt machte die evangelische Kirche, die vor 55 Jahren neu gestaltet wurde und dabei das Aufsehen erregende Deckengemälde des Grafrather Malers und Grafikers Hubert Distler erhielt. Ihm ist – zum 20. Todesjahr – derzeit eine Ausstellung im Stadtmuseum gewidmet. Zur Finissage wird an diesem Mittwoch, 8. Januar, um 19.30 Uhr im Sitzungssaal des Museums Bernhard Bach über Distlers Werk unter dem Titel „Ein Künstler (auch) für die Kirche“ sprechen. Er war über viele Jahre an herausgehobener Stelle in der evangelischen Kirche tätig, hat Distler persönlich gekannt und zwei Bücher über ihn veröffentlicht.
Distler-Werke auch in der Tölzer Franziskanerkirche
Bei der Eröffnung der Werkschau war davon die Rede, dass der 1919 geborene Künstler rund 140 Ausstellungen absolvierte, 4500 Werke schuf und über 360 Kirchen aus- oder mitgestaltet hat. Fast alles evangelische Kirchen. Es gibt eine interessante Ausnahme, die durchaus sinnbildlich für die stets gute Ökumene in Bad Tölz steht. Aus den Händen Distlers stammen Altar und Ambo der Franziskanerkirche. Der damalige Guardian Pater Ewald Helldörfer hatte sie kurz nach Distlers Tod 2004 aus der Rasso-Kirche Grafrath übernehmen können und war stets stolz und glücklich über diesen „Coup“.
Distler war Tölz sehr zugetan
Zurück zum Deckengemälde in der evangelischen Kirche an der Schützenstraße. Die figürlichen und sinnbildlichen Einstreuungen hat Distler „ohne Vorentwurf und aus der Intuition heraus“ geschaffen, wie der Jubiläumsbroschüre der heutigen Johanneskirche von 1980 zu entnehmen ist. „Die dargestellten Figuren und Landschaften“, so liest man weiter, „sind ihrer Oberfläche beraubt, auf einfache, eindringliche Chiffren reduziert. So entstehen Sinnbilder, nicht Abbilder.“

Hubert Distler war Tölz in vielerlei Hinsicht zugetan. Der schwer Kriegsversehrte suchte in der Prof-Max-Lange-Klinik an der Schützenstraße (heute „Asklepios“) Linderung seiner Leiden und malte auch für das Haus. Einer seiner Freunde, mit dem er auch eng zusammenarbeitete, war der Architekt Franz Lichtblau. Der gebürtige Tölzer war ebenfalls an der Umgestaltung der Johanneskirche in der Schützenstraße beteiligt.
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Meine news
Über die evangelische Kirche in Bad Tölz hat Hubert Distler auch Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker kennengelernt. Weizsäcker, der in Wackersberg ein Haus besaß, besuchte immer wieder die Gottesdienste und war von Distlers Schaffen mehr als angetan. Dessen „Polenzyklus“ habe ihn, so schrieb er an Pfarrer Klaus Krug nach Distlers Tod, sehr berührt: Bilder des Leidens an Stätten des Grauens. Distler habe „die menschliche Schuld und göttliche Vergebung in erschütternder Weise dargestellt“.
Obwohl kein „Sohn der Stadt“, so schrieb ein Besucher ins Gästebuch des Stadtmuseums, habe Bad Tölz „Distlers Verbundenheit zu diesem Erdenfleck“ mit der Ausstellung ein schönes Zeichen gesetzt. „Erinnert hier weiter an diesen außergewöhnlichen Menschen, bitte!“