Inklusion hautnah – Ausstellung im Beruflichen Schulzentrum öffnet neue Perspektiven

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Valentin und Isabella fühlen ein Leben im Rollstuhl nach, Emy eine Sehbehinderung, und Jasmin lässt sich von Organisator Thomas Brenauer Tremor-Handschuhe anlegen. © Christine Wölfle

Was bedeutet und wie gelingt Inklusion? Mit diesem wichtigen Thema beschäftigt sich die Wanderausstellung „Miteinander – Inklusion in Bayern“, die derzeit im Beruflichen Schulzentrum (BSZ) Schongau Halt macht.

Die Wanderausstellung ist klein, übersichtlich, niederschwellig und nimmt die Schüler des BSZ sofort mit. Weil sie nicht nur wichtige Informationen zum Thema Inklusion bereithält, sondern den Schülern die Möglichkeit gibt, sich in ein Leben mit Behinderung einzufühlen. Und sich auch selbst zu hinterfragen.

Auf einem „Rundgang“ können sich die jugendlichen Besucher einen ersten Eindruck davon verschaffen, was es bedeutet, mit einer Behinderung zu leben: Anhand kurzer Texte und Videos wird erklärt, wie sich das Leben, das Wohnen und die Teilnahme am öffentlichen Leben für Menschen mit Handicap anfühlt. Unter jedem Bereich ist zudem eine Frage an die Besucher gerichtet. Zum Beispiel: Wie viele Menschen mit Behinderung kennst du? Hat man diese Frage für sich selbst beantwortet, kann man den Klappdeckel heben und erfährt zusätzlich zur eigenen Erfahrung noch mehr Zahlen und Fakten dazu.

Im Innenbereich des Rondells, quasi eine „Miteinander-Bühne“, wartet für die Interessierten dann etwas ganz Besonderes, das ausschließlich bei der Wanderausstellung in Schongau gezeigt wird: Die Schüler der 10. Klasse Sozialpflege des BSZ haben in wochenlanger Arbeit ein audio-visuelles Buch im Unterricht erstellt. Via QR-Code taucht man dann noch tiefer ein in die Themen Behinderung und Inklusion. Was sind die Ursachen für verschiedene Behinderungen? Welche Herausforderungen warten im Alltag auf gehandicapte Menschen? Und wie geht man mit ihnen um? Die geschriebenen Infos kann man sich entweder durchlesen, oder man lässt sie sich vorlesen: Somit ist das Hörbuch barrierefrei.

Auf einem Rundgang erfahren die Schüler des BSZ derzeit, wie es ist, mit einer Behinderung zu leben. Und sie müssen für sich selbst einige Fragen beantworten.
Auf einem Rundgang erfahren die Schüler des BSZ derzeit, wie es ist, mit einer Behinderung zu leben. Und sie müssen für sich selbst einige Fragen beantworten. © Christine Wölfle

Dass Barrierefreiheit in jeder Hinsicht ein wesentlicher Bestandteil zur Erleichterung ist, wenn man mit einer Behinderung egal welcher Art lebt, wird den Schülern spätestens dann klar, wenn sie es selbst ausprobieren. Die Berufsschüler Isabella und Jasmin waren überrascht und geschockt gleichermaßen, wie schwer sich sonst so selbstverständliche Alltagssituationen gestalten. „Im Rollstuhl sind wir schon beim Eingang der Schule gescheitert, weil da eine kleine Schwelle ist“, erzählen sie von ihrer Erfahrung.

Selbst erfahren wie es ist, blind zu sein

Mit Ohrstöpsel und Kopfhörern haben sie im Anschluss ausprobiert, wie es sich anfühlt, taub zu sein. „Wir hatten unsere Stimme überhaupt nicht mehr unter Kontrolle, haben entweder zu leise oder zu laut geredet.“ Und ein Blatt Papier lässt sich nicht mehr problemlos in die Hand nehmen, wenn man an Parkinson erkrankt ist: Mit sogenannten Tremor-Handschuhen konnten sie nachempfinden, wie es ist, wenn die Hände unkontrolliert zittern.

Am Schlimmsten fanden sie die Erfahrung, sehr schlecht oder gar nicht mehr sehen zu können. Dazu hatten die Verantwortlichen der Ausstellung verschiedene Kontrastbrillen im Gepäck. „Das ist ganz schwierig, wenn man nur noch Umrisse erkennen kann“, erzählen die Schülerinnen. Vor allem, wenn der Untergrund in Schwarz oder Weiß gehalten ist. „Da würde viel Farbe in den Gebäuden echt helfen“, sind sie sich einig.

Den Erlebnissen und Verbesserungsvorschlägen hört auch der neue Landkreis-Kämmerer Matthias Brugger aufmerksam zu, der zur Ausstellungseröffnung gekommen ist. Denn auch über seinen Tisch werden Pläne für Schulsanierungen oder Neubauten gehen. „Es ist wichtig, dass wir uns mit dem Thema Inklusion befassen und auch eine bauliche Weiterentwicklung vorantreiben, die diese erleichtert. Vor allem muss aber auch eine menschliche Weiterentwicklung stattfinden“, betont er in seiner Ansprache. Die wunderbar gemachte Wanderausstellung leistet dazu auf jeden Fall einen großen Beitrag.

Wanderausstellung am 17. Juli für Öffentlichkeit zugänglich

Die Wanderausstellung „Miteinander – Inklusion in Bayern“ ist am Donnerstag, 17. Juli, von 14 bis 16 Uhr für die Öffentlichkeit in der Aula der Berufsschule geöffnet. Der Eintritt ist frei, und jeder darf auch das Equipment ausprobieren.

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