Katerina Jacob klagt über Rentenhöhe - Mini-Rente trotz 800.000 Euro Einzahlungen? Die Rechnung des TV-Stars geht nicht auf
„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass ich im Laufe der Jahre 800 000 Euro in die Rentenkasse eingezahlt und jetzt nur Anspruch auf 1435 Euro Rente habe“, sagte die Schauspielerin Katerina Jacob laut Deutscher Presseagentur zuletzt in einem Interview, „einfach weil wir Schauspieler mit unseren langen Zeiten, in denen wir nicht drehen, nicht auf die geforderten Punkte kommen.“ Wie die 66-Jährige, die nach eigenen Angaben seit rund 50 Jahren im Showgeschäft arbeitet, auf diese Zahlen kommt, ist aber rätselhaft. Das Problem an sich ist aber bekannt, denn viele TV-Stars haben früher Millionen verdient und sind jetzt pleite.
Fangen wir damit an, wie viel Rente 1435 Euro im Monat überhaupt sind. Die Standardrente für einen Arbeitnehmer mit 45 Beitragsjahren im Durchschnittsverdienst lag im vergangenen Jahr bei 1692 Euro brutto. Jacob liegt also leicht darunter. Das kann bei Schauspielern leicht passieren, denn schließlich arbeiten sie nicht so regelmäßig wie normale Angestellte.
Als Schauspielerin immer wieder arbeitslose Phasen
Auf ein Jahr mit vielen Projekten und gutem Verdienst kann leicht eines in Arbeitslosigkeit folgen. So ist es plausibel, dass Jacob zwar insgesamt seit 50 Jahren als Schauspielerin arbeitet, dabei aber immer wieder arbeitslose Phasen hatte, in denen sie nicht in die Rentenkasse einzahlte.
Ausgehend von den 1435 Euro Rente, die sie bekommt, lässt sich die Zahl der dahinterstehenden Rentenpunkte leicht ausrechnen. Ein Rentenpunkt entspricht aktuell einem Wert von 39,32 Euro Rente. Jacob hat demnach also etwa 36,5 Rentenpunkte in ihrem Arbeitsleben angesammelt – also weniger als der oben beschriebene Standardrentner. Der hätte in 45 Jahren 45 Rentenpunkte bekommen, weil Sie einen Rentenpunkt darüber erwerben, dass Sie in einem Jahr den durchschnittlichen Rentenbeitrag aller Beitragszahler einzahlen – oder kurz gesagt: Das deutsche Durchschnittsgehalt verdienen.
Was Jacob also behauptet, ist, dass sie ihre 36,5 Rentenpunkte mit 800.000 Euro Beiträgen erworben hat. Das ist schlicht unmöglich.
So viel hat Katerina Jacob wirklich eingezahlt
Rentenpunkte lassen sich grundsätzlich für Schauspieler auf zwei Arten erwerben. Die erste ist eine Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse (KSK). Das ist eine Einrichtung, die 1983 speziell für selbstständige Künstler und Publizisten geschaffen wurde. Wer hier Mitglied ist, zahlt von seinem Arbeitseinkommen den ganz normalen Arbeitnehmeranteil an die KSK, die dann den Arbeitgeberanteil dazu legt und an die Deutsche Rentenversicherung weiterleitet.
Bei einer Karriere von 50 Jahren könnte Jacob nicht die gesamte Zeit bei der KSK Mitglied gewesen sein, weil es die eben in ihren jungen Jahren noch nicht gab, aber nehmen wir einmal an, sie wäre immer dort versichert gewesen, hätte sie niemals 800.000 Euro Beiträge zahlen können.
Jacobs Rente müsste knapp 3700 Euro betragen
Die Rentenbeiträge in Deutschland sind bereits seit jeher gedeckelt. Die Beitragsbemessungsgrenze gibt das obere Limit dessen an, was jeder in die Rentenkasse einzahlen muss – und kann. Dieses Jahr liegt die Grenze bei einem Bruttoeinkommen von 90.600 Euro, je weiter wir in die Vergangenheit zurückgehen, desto geringer wird sie.
Nehmen wir für die Rechnung einmal an, sie wäre immer bei der jetzigen Höhe gewesen. Beim durchschnittlichen Rentenbeitrag von 18,9 Prozent in den vergangenen 50 Jahren hätte Jacob also 47 Jahre lang einzahlen müssen, um auf 800.000 Euro zu kommen. Da man mit dem Höchstbetrag aber knapp 2 Rentenpunkte bekommt, hätte sie dann heute nicht 36,5, sondern 94 Rentenpunkte. Entsprechend bekäme sie dann heute 3696 Euro Rente pro Monat.
Oder die Rente beträgt als freiwillig versicherte Person 3540 Euro
Die andere Möglichkeit für Schauspieler ist, sich nicht über die KSK, sondern freiwillig zu versichern. In diesem Fall zahlen Sie Rentenbeiträge dann jedes Jahr so viel sie wollen und können. Aber auch hier sind die Beiträge nach unten wie oben gedeckelt. Der aktuelle Höchstbeitrag liegt bei 1497,30 Euro pro Monat. Auch er wächst jedes Jahr an.
Aber selbst, wenn er immer auf dem heutigen Stand gelegen hätte, hätte Jacob 45 Jahre lang einzahlen müssen, um auf 800.000 Euro zu kommen. Dann hätte sie heute aber rund 90 Rentenpunkte und bekäme pro Monat 3539 Euro ausgezahlt.
Die Rechnung von Jacob kann nicht stimmen
Wahrscheinlicher ist also, dass die Summe von 800.000 Euro nicht stimmt. Vielleicht hat Jacob hier Zahlungen in private Versicherungen mitgezählt oder Investitionen in Immobilien, die sie in dem Interview ebenfalls erwähnt. In die Rentenkasse hat sie auf jeden Fall viel weniger Geld eingezahlt. Mit dem heutigen Durchschnittsentgelt hätte sie für 36,5 Rentenpunkte rund 313.000 Euro einzahlen müssen, mit dem jeweiligen Höchstbetrag der freiwilligen Versicherung wären es rund 328.000 Euro gewesen – also weniger als die Hälfte der Summe, die sie in den Raum gestellt hat.
Das Problem aber bleibt, denn wie ein Experte sagte: Viele wären überrascht, wenn sie wüssten, wie viele TV-Stars im Alter verarmen. Auch wenn diese Rechnung so nicht nachvollziehbar ist.