Nach Ampel-Aus: Scholz‘ neuer Finanzminister – das ist Lindner-Nachfolger Jörg Kukies

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Nach dem Bruch zwischen Lindner und Scholz übernimmt Jörg Kukies das Finanzministerium. Der neue Finanzminister ist ein enger Berater des Kanzlers.

Berlin – Jörg Kukies, der langjährige Wirtschaftsberater von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und aktueller Staatssekretär im Kanzleramt, wird den entlassenen Finanzminister Christian Lindner (FDP) ersetzen. Das wurde aus Regierungskreisen verlautet. Kukies, oder auch „das zweite Gehirn des Kanzlers“, wie der Spiegel in bezeichnet hatte, ist ein eingefleischter Sozialdemokrat und Mitglied der SPD.

Der 56-Jährige tritt die Nachfolge von Lindner an, nachdem es zu einem beispiellosen Zerwürfnis innerhalb der Ampel-Koalition gekommen war. Scholz hatte Lindner entlassen, dem er wiederholten Vertrauensbruch und Kleinkariertheit vorwarf. Lindner soll seine Entlassungsurkunde heute um 14.00 Uhr von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Schloss Bellevue erhalten. Es wird erwartet, dass Kukies im Anschluss seine Ernennungsurkunde erhält und Scholz bei diesem Prozess anwesend sein wird, wie es üblich ist.

Jörg Kukies kommt zu Beginn der Sitzung des Bundeskabinetts im Kanzleramt.
Am 7. November 2024 hat Jörg Kukies das Amt des Finanzminister übernommen. Der Sozialdemokrat Kukies ist derzeit Staatssekretär im Kanzleramt und gilt als einer der wichtigsten Berater von Kanzler Scholz. Er ist sein Mann für Wirtschaft und Finanzen und verhandelt für ihn die Abschlussdokumente der G7- und G20-Gipfel. © Michael Kappeler/dpa

Vertrauter von Scholz: Kukis als neuer Finanzminister arbeitete bei Goldmann Sachs

Kukies, der als Scholz‘ Vertrauter für Wirtschaft und Finanzen gilt, hat eine bemerkenswerte Karriere hinter sich. Der ehemalige Co-Deutschlandchef der Investmentbank Goldmann Sachs arbeitet seit 2018 für Scholz im Finanzministerium und zog 2021 in die Regierungszentrale um. Der 56-Jährige, der als „Workaholic“ bekannt ist, funktioniert am besten, wenn sein Terminkalender voll ist, wie es in einer Spiegel-Reportage über den neuen Finanzminister hieß.

Auf die Frage, warum Scholz ihn von Goldmann Sachs abgeworben habe, antwortete Kukies gegenüber dem Spiegel: „Olaf Scholz hat mich mit seiner intellektuellen Neugier überzeugt“. Bevor Kukies in die Investmentbanking-Branche einstieg, absolvierte er seinen VWL-Abschluss, erwarb einen Master in Harvard und promovierte an der Universität von Chicago.

Kukies hat auch auf diplomatischer Ebene beeindruckt. Beim G-20 Gipfel 2022 auf Bali war er als Chefunterhändler von Scholz beteiligt und verhandelte das Abschlussdokument, in dem der russische Angriffskrieg auf die Ukraine „auf das Schärfste“ verurteilt wurde. Dies wurde vom Spiegel als „diplomatisches Bravourstück“ bezeichnet. Kukies blieb dabei bescheiden und dankte seinem Team und den Mitarbeitern in seinem Stab.

Minister-Wechsel nach Ampel-Aus: Finanzminister Kukis und Scholz verwickelt in den Wirecard-Skandal

Trotz seiner Expertise im Finanzsektor geriet Kukies zusammen mit Scholz in den Skandal um den Finanzdienstleister Wirecard. Auch ihm entging der Milliardenbetrug, obwohl er als ehemaliger Investmentbanker bestens mit der Börse und dem Finanzmarkt vertraut ist. Im Untersuchungsausschuss des Bundestags musste er als Schlüsselzeuge im Fall Wirecard den Abgeordneten Rede und Antwort stehen. Seine Erklärungen konnten Grüne und FDP jedoch nicht vollständig überzeugen, wie das manager magazin berichtete.

Weiterhin im Amt – trotz des Bruchs der Ampel-Koalition – bleibt derweil Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Der Minister tritt dafür jedoch aus der FDP aus. Die Posten von Justizminister Marco Buschmann und Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger werden voraussichtlich von Ministern übernommen, die bereits dem Kabinett angehören. Der Kanzler plant, Anfang Januar die Vertrauensfrage im Bundestag zu stellen und somit Neuwahlen für März auf den Weg zu bringen. (sischr/dpa)

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