Leopard-2-Panzer, Kampfjets, Marschflugkörper: Deutscher Nachbar plant riesige Aufrüstung

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Nach Forderungen Schweizer Offiziere nach einer viel größeren Panzer-Armee mit Leopard 2, will Deutschlands Nachbar wohl erstmals Langstrecken-Marschflugkörper anschaffen.

Bern – Das ist der dramatische Ukraine-Krieg. Da ist der imperialistische Machthaber Wladimir Putin aus Russland. Und da ist das unberechenbare China. Die Situation bleibt weltpolitisch sehr angespannt und sicherheitspolitisch überaus unsicher.

Verteidigungspolitik der Schweiz: Nicht in der Nato und nicht in der EU

Auch in der Schweiz, das eine 333 Kilometer lange Grenze zum deutschen Baden-Württemberg hat, wird eifrig über verteidigungspolitische Reaktionen auf diese neue geopolitische Gemengelage diskutiert. Die Eidgenossenschaft ist weder Teil der Militärallianz Nato, noch der Europäischen Union (EU).

Stattdessen betont die Schweiz mit ihren rund 8,96 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern stets ihre militärische und sicherheitspolitische Neutralität. Und dennoch soll in den kommenden Jahren im großen Stil in die eigenen Streitkräfte investiert werden. Dazu sickern immer mehr Details, Pläne und Forderungen durch, während die politische Debatte in der Hauptstadt Bern intensiv läuft.

Ein Kampfjet Lockheed Martin F-35 Lightning der italienischen Luftwaffe bei einem Übungsflug über der Schweiz. Die Eidgenossenschaft schafft das Kampfflugzeug selbst an. (Archivfoto) © IMAGO/Björn Trotzki

Leopard-2-Panzer: Die Schweizer Armee hat 205 Stück vom Typ 2 A4

In diesen Tagen gerät vor allem die Schweizer Panzertruppe in den Fokus. 373 Kampf- und Schützenpanzer hat die Schweizer Armee laut Neue Zürcher Zeitung (NZZ) derzeit in in ihrem Arsenal. Laut Tageszeitung Blick sind darunter 134 ältere Leopard-2-Panzer im aktiven Dienst, wobei auf die gesamte Armee betrachtet rund jedes fünfte Militärfahrzeug nicht einsatzbereit sei. 71 weitere Leopard 2 A4 seien an einem geheimen Ort eingelagert. Diese 205 Kampfpanzer Leopard 2 A4 der Schweiz sollen überholt und kampfwertgesteigert werden.

Kostenpunkt: zwei Milliarden Franken. Das alles geht den Offizieren aber nicht weit genug. In einer Stellungnahme sollen sie von Regierung (Bundesrat) und Parlament (Bundesversammlung) etwa 110 weitere, neue und moderne Kampfpanzer. Laut Blick würden sich die Gesamtkosten für beide Maßnahmen dann auf geschätzt vier Milliarden Franken belaufen, umgerechnet rund 4,26 Milliarden Euro (Stand: 12. Mai). Laut NZZ soll die Summe, um die es alleine bei den Panzern geht, aber viel höher sein.

Neutralität der Schweiz

Die Neutralität der Schweiz ist einer der wichtigsten Grundsätze ihrer Außenpolitik. Sie bedeutet, dass sich die Eidgenossenschaft nicht militärisch an bewaffneten Konflikten zwischen anderen Staaten beteiligt. Die Bundesverfassung gibt der Schweizer Regierung (dem Bundesrat) den Auftrag und der Bundesversammlung (dem Parlament) die Aufgabe, „Maßnahmen zur Wahrung der äußeren Sicherheit, der Unabhängigkeit und der Neutralität der Schweiz“ zu treffen.

Deutschland Nachbar Schweiz: Milliarden Franken sollen in Panzer fließen

Die NZZ schreibt von Forderungen der Offiziere aus drei sogenannten separaten Bestandsaufnahmen derselben Offiziersgesellschaft der Panzertruppen, der sogenannten OG Panzer, wonach sogar 12,8 Milliarden Franken in den Panzer-Bestand investiert werden sollen - umgerechnet rund 13,56 Milliarden Euro (Stand: 12. Mai). Was genau in diese Zahlen einfließt, etwa Forderungen von Bestellungen konkreter Panzer-Typen, geht aus dem Bericht nicht hervor. Bekannt ist, dass Bern die selbstfahrende Artillerie der Schweizer Armee umfassend modernisiert und völlig neu ausstattet.

Denn: Schon seit den 1960er Jahren erfüllen diesen Part alte Panzerhaubitzen M109, wie sie auch manche Nato-Staaten wie die USA selbst bis heute nutzen. Es sollen mehrere hunderte M109, die jedoch was Munition, Ziererfassung und Mobilität betrifft, ganz schön in die Jahre gekommen sind. Zudem ist unklar, zumindest öffentlich, wie viele dieser Panzerhaubitzen überhaupt noch vollumfänglich einsatzbereit wären. Die Schweizer Armee schafft deshalb in den kommenden Jahren 36 radgestützte und hochmobile Artilleriesysteme AGM Artillery Gun Module des Rüstungskonzerns KNDS Deutschland an.

Ein älterer Kampfpanzer Leopard 2 A4 der Schweizer Armee. (Archivfoto)
Ein älterer Kampfpanzer Leopard 2 A4 der Schweizer Armee. (Archivfoto) © IMAGO/Björn Trotzki

Schweiz rüstet auf: Deutscher Nachbar hat F-35-Kampfjets in den USA bestellt

Wie das Bundesamt für Rüstung Armasuisse mitteilte, dient als Träger-Fahrzeug der Piranha-IV-Panzer des Schweizer Rüstungsherstellers Mowag aus Kreuzlingen, das am Bodensee direkt an Konstanz grenzt. Geschätzte Gesamtkosten: 725 Millionen Franken, rund 773 Millionen Euro. Wie das österreichische Bundesheer setzt mit der Schweiz ein weiterer Nachbar Deutschlands auf Rüstungskonzerne aus der Bundesrepublik. Deswegen könnten, was neue Kampfpanzer angeht, wieder die Leopard 2 in den Fokus rücken, die am Standort in München zusammengebaut werden.

Was die Luftwaffe angeht, hatten Schweizer Behörden im September 2022 den Beschaffungsvertrag mit der US-Regierung für den Kauf von 36 Kampfflugzeugen des Typs F-35A unterzeichnet. Wie CH Media und die Aargauer Zeitung am Montag (12. Mai) übereinstimmend berichteten, möchten die Schweizer Streitkräfte für diese F-35-Kampfjets nun auch 1200 Kilogramm schwere Marschflugkörper mit einer Reichweite von bis zu 1000 Kilometern bestellen - ebenfalls aus den Vereinigten Staaten. Dies sei ein „Paradigmenwechsel in der Armee“. Insofern die Politik auch für dieses Rüstungsprojekt grünes Licht gibt. (pm)

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