Über 1000 Teilnehmer an Demo in Penzberg: „Wollen für Demokratie kämpfen“
Trotz des damals gerade einmal zwei Tage zurückliegenden Attentats in München waren am Samstagnachmittag über 1000 Personen auf den Penzberger Stadtplatz gekommen, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen.
Penzberg – Das Aktionsbündnis „Penzberg bleibt bunt“ hatte zu einer Demonstration unter dem Motto „An der Demokratie müssen wir arbeiten, immer und immer wieder“ aufgerufen. Neben vielen Stadtratsmitgliedern waren auch die Pfarrer Bernhard Holz und Julian Lademann sowie Imam Benjamin Idriz gekommen. Der Imam erklärte: „Ich bin heute hier, weil ich in einem Deutschland leben möchte, in dem Vielfalt, Toleranz und Demokratie Merkmale des Landes sind.“
Viele Demonstranten trugen Schilder mit kreativen Texten. Eine junge Frau hielt beispielsweise ein Plakat mit der Aufschrift „Als wir Frauen mehr Rechte wollten, meinten wir keine Nazis“ in die Höhe, an einem Kinderwagen stand „Das Braune gehört in die Windel“. Oftmals waren mehrere Generationen einer Familie vertreten, so auch die Familie Lochmann aus Sindelsdorf mit Tochter und Enkeltochter aus Penzberg. Sie waren sich einig, dass man bewusst wählen müsse für eine gute demokratische Zukunft und ein friedliches Miteinander.
„Lasst uns Extremisten zeigen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen“
Wie berichtet, wurde auf Anraten des Landratsamtes und der Polizei der Demonstrations-Zug kurzfristig abgesagt. Dass die Kundgebung dennoch stattfinden solle, stand für die vier Initiatoren des Bündnisses – Bärbel Scholz, Clemens Meikis, Dr. Regina Klostermann und Gianna Lisci – außer Frage. Bärbel Scholz machte in ihrer Begrüßungsrede deutlich: „Wir wollen für Demokratie kämpfen, und diese Entschlossenheit lassen wir uns von niemandem nehmen.“
Auch Regina Klostermann ging in ihrer Rede darauf ein, dass die Gefährdungslage nunmehr anders beurteilt werde. „Ich bin froh über jeden Einzelnen, der heute hier ist“, sagte sie und forderte alle auf: „Lasst uns den Extremisten zeigen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen und weiter für unsere Werte einstehen. Lasst uns gleichzeitig denjenigen, die Hass und Intoleranz verbreiten, die Stirn bieten und sagen ,Genug ist genug‘!“ Zum Ende lobte sie den Mut aller Anwesenden, die Demokratie und den Rechtsstaat mit all seinen Schwächen und Stärken zu verteidigen.
Erinnerung an rechtsextreme Flugblätter vor einigen Wochen
Clemens Meikis erinnerte in seiner Rede an den kürzlichen Vorfall in Penzberg, bei dem eine Gruppe Rechtsextremer Flugblätter verteilte, mit welchen gezielt gegen die islamische Gemeinde in Penzberg gehetzt wurde. „Aber das lassen wir nicht zu“, erklärte er. Die Demokratie in Deutschland sei nie so angegriffen worden wie heute. Dies sei manchmal ein schleichender Prozess.
Er erinnerte daran, dass im Februar 2024 schon einmal viele Demonstranten in Penzberg zusammengekommen sind. Damals herrschte große Empörung über ein geheimes Treffen rechtsextremer Akteure und den dort verwendeten Begriff der sogenannten „Remigration“, der nun im Sprachgebrauch einer bestimmten Partei und auch in den Medien Einzug gehalten habe. „Hier in der Stadt der 100 Nationen steht eine Gemeinschaft, die zusammenhält. Die nicht weicht. Die an eine Zukunft glaubt, die von der Demokratie getragen wird“, so Meikis.
Zahlreiche Musiker traten auf
Zwischen den einzelnen Redebeiträgen traten die Sängerin Dorothee Teufel, die Trommler von Samba Batedura und der Penzberger Liedermacher Thomas Kopf auf. Dessen Lied mit dem Refrain „Glück auf, Glück auf, unser Stodt de bleibt bunt“ sorgte für großen Applaus. Die Penzberger Band WuH spielte unter anderem eine Version des Liedes „Demokratie“ der Band „Die Ärzte“.
Meine News
Die Polizei Penzberg war mit 20 Einsatzkräften vor Ort und konstatierte einen störungsfreien Verlauf der Veranstaltung. Bärbel Scholz sowie die Vereine „Übermorgen“, Werkraum Penzberg und die Naturfreunde Loisachtal, die Teil des Aktionsbündnisses sind, zeigten sich glücklich, dass so viele Menschen gekommen waren und in so guter Stimmung und friedlich ein großes Zeichen gesetzt haben.
Von Cordula Denk