Werden auch abgelehnte Asylbewerber einziehen? Viele Fragen bei Besichtigung der neuen Unterkunft

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Über 90 Bürger waren zum Tag der offenen Tür in der Asylunterkunft Habach erschienen. © Cordula Denk

Beim Tag der offenen Tür in der künftigen Habacher Asylunterkunft entwickelte sich eine hitzige Debatte.

Habach – Der Einladung des Landratsamtes Weilheim-Schongau, die Habacher Flüchtlingsunterkunft im Gewerbegebiet Mühltal zu besichtigen, waren am Donnerstag trotz nasskalten Wetters rund 90 Besucher gefolgt, unter ihnen auch einige Bürgermeister der Nachbargemeinden. Bernhard Pössinger von der Kontaktstelle Asyl und Integration, weitere Mitarbeiter des Landratsamtes sowie der stellvertretende Landrat Wolfgang Taffertshofer und Bürgermeister Michael Strobl standen zwei Stunden lang für Fragen und Gespräche zur Verfügung.

Ein Thema, das viele Besucher beschäftigte, war der Standort. Christine Geiger und Ursula Floßmann vom Leitungsteam der Penzberger Tafel stellten sich die Frage, wie die Bewohner von dort nach Penzberg gelangen sollen. Auch eine Flüchtlingshelferin aus Penzberg befand bei Ankunft auf dem Gelände: „Das ist ja voll in der Pampa“. Karl Eiringhaus aus Habach äußerte, dass er sich nur schwer vorstellen könne, dass Integration hier stattfinden kann. Die Habacherin Kerstin Ledermann war auch der Meinung, dass dies mangels Anbindung kein guter Standort sei.

Sorge um Sicherheit

Bürgermeister Strobl und Vize-Landrat Taffertshofer erklärten, dass die Landrätin versprochen habe, eine Bushaltestelle im Gewerbegebiet installieren zu lassen. Dies sei auch der Wunsch der dort ansässigen Gewerbebetriebe. Allerdings schränkte Strobl ein, dass derzeit keine Busfahrer vorhanden seien.

Bernhard Pössinger vom Landratsamt führte besonnen, jedoch mit deutlichen Worten durch die Veranstaltung. Nur einmal erhob er die Stimme, als ein Habacher Bürger wissen wollte, ob auch Afghanen kämen, und sagte, dass er sich um seine Sicherheit sorge. Pössinger entgegnete, dass die jüngsten Vorkommnisse Einzelfälle seien und betonte eindringlich: „Wir reden von Menschen, nicht von Schwerverbrechern oder Tieren.“ Als die Diskussion ins Politische und Unsachliche abdriftete, drohte er mit dem sofortigen Abbruch der Veranstaltung.

Kein Einfluss, wer einziehen wird

Zwei AfD-Politiker gehörten zu den eifrigsten Fragestellern. Pössinger räumte ein, dass auch abgelehnte Asylbewerber unter den 32 Bewohnern sein können. Weder das Landratsamt noch die Gemeinde hätten Einfluss, welche Personen ihnen zugewiesen würden. Derzeit kommen ungefähr 100 geflüchtete Personen pro Monat in den Landkreis, die nach kurzem Aufenthalt in den Notunterkünften auf die einzelnen Gemeinden verteilt werden.

Einen Sicherheitsdienst wird es in der aus acht Wohncontainern und einem Gemeinschaftsraum bestehenden Anlage nicht geben. Auf die Frage, wie das Alkohol- und Drogenverbot sichergestellt werde, entgegnete Pössinger, dass dies nicht lückenlos überprüft werden könne. Einige Bürger erzählten von ihren positiven Erfahrungen in der Flüchtlingshilfe. Ein Seeshaupter betreut seit zehn Jahren afghanische Flüchtlinge, die schon aufgrund ihrer Religion keinen Alkohol trinken würden.

Weltenbummler freut sich, „diesen Menschen zu helfen“

Der Habacher Samuel Kennerknecht, der jahrelang als Weltenbummler unterwegs war, meldete sich nach dieser Veranstaltung beim Helferkreis, der sich erst wieder neu aufstellen muss. „Ich freue mich, dass ich nach so vielen positiven Erfahrungen auf meinen Reisen diesen Menschen, die zu uns kommen, helfen kann“, meinte er.

Bei der Besichtigung der Container am Rande des Gewerbegebiets waren die Meinungen geteilt. Eine Besucherin meinte, sie bekäme Platzangst, andere zeigten sich sehr angetan. Der Einzug der Bewohner wird voraussichtlich in einigen Wochen erfolgen.

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