„Ganz Weilheim wird gerade umgegraben“

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Straßensperrungen sind zurzeit Alltag in Weilheim – wie hier an der Geistbühelstraße, wo die Stadtwerke die zum Teil fast 80 Jahre alte Hauptwasserleitung erneuern. © Ralf Ruder

Fernwärme, Glasfaser, Erneuerung von Wasserleitungen: Es gibt viele gute Gründe dafür, dass in Weilheim zurzeit oft und lange Straßen gesperrt sind. Doch es gibt auch viel Unmut darüber.

Weilheim – Weilheim und seine Baustellen – ein Buch zu diesem Thema würde ein dicker Schmöker werden. Ob er auch gern gelesen würde, das ist allerdings zu bezweifeln. Ziemlich genervt zeigen sich aktuell zum Beispiel einige Anlieger im Bereich der Kaltenmoserstraße. Nachdem diese bereits wochenlang wegen der Verlegung einer Fernwärmeleitung seitens der Stadtwerke gesperrt war, wunderte sich etwa der Zahnarzt Dr. Bernhard Blumenröhr über neue Gräben in der Straße – kaum dass die alten geschlossen waren.

Anlieger moniert „Murks“ oder einen Planungsfehler

Ein bis zwei Tage, nachdem die Leitungsarbeiten beendet waren und eine neue Teerdecke aufgetragen wurde, sei im Kreuzungsbereich mit der Kerschensteinerstraße „genau an derselben Stelle wieder aufgehackt“ worden, monierte Blumenröhr – der dort seine Praxis hat – per Mail an die Stadtwerke. „Sie können mir doch nicht weismachen, dass Sie erst alles wieder planvoll und korrekt verschließen, um es dann genauso planvoll und korrekt wieder aufzureißen“, so Blumenröhr in dem Schreiben, das er auch der Heimatzeitung schickte.

Die per Zettel an die Anlieger kundgetane Erklärung der Stadtwerke, die Zufahrt zu den Parkplätzen an der Kerschensteinerstraße sei nun „aufgrund unvorhersehbarer Arbeiten an der Straßenentwässerung“ bis zum 19. April gesperrt, überzeugte den Zahnarzt nicht. Es handle sich wohl um „Murks“, einen Planungsfehler oder ein Versehen, schrieb er dem Kommunalunternehmen, jedenfalls um „massive Vergeudung öffentlicher Gelder“. Das erbetene Verständnis „schwindet allerdings täglich“, so Blumenröhr weiter, „noch dazu, weil es auch schon zu Stromausfällen im Bereich der Praxen gekommen ist“.

„Eine planerische Meisterleistung“

Maximilian Bair, beim Betriebshof der Stadtwerke für Straßen und Tiefbau zuständig, erklärt auf Anfrage unserer Zeitung, für die Kerschensteinerstraße sei „von vornherein geplant gewesen, dass die Entwässerung mitgemacht wird“. Das erfolge nun gleichzeitig mit dem Hausanschluss der ehemaligen Berufsschule an die Fernwärmeleitung. Nur einen Bruchteil der frisch geteerten Kaltenmoserstraße habe man dafür im Kreuzungsbereich erneut aufreißen müssen. Diese „zwei Quadratmeter“ bei der Asphaltierung der Kaltenmoserstraße auszulassen, wäre teurer gekommen. Und deren Teerung ganz aufzuschieben, sei nicht möglich gewesen.

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Angesichts der vielen Gewerke und Firmen, die bei solchen Projekten tätig sind und voneinander abhängen, sei es eher „eine planerische Meisterleistung“, mehreres miteinander zu verbinden, betont Bair. Und es sei „keine Vergeudung“ festzustellen, fügt er hinzu, „ganz im Gegenteil“. Überhaupt würden für die Fernwärmeleitungen keine Steuergelder verwendet, so Bair: „Die Stadtwerke gehen hier in Vorleistung“, die Investitionen würden später in die Tarife eingepreist.

Fast 80 Jahre alte Hauptwasserleitung wird erneuert

Der Aufbau des Fernwärmenetzes ist nur eine Ursache für die vielen Straßenbaustellen in Weilheim. Auch der Glasfaser-Ausbau geht weiter (aktuell unter anderem an der Deutenhausener Straße, so Beir, demnächst etwa an der Tankenrainer Straße). Und die Geistbühelstraße ist derzeit gesperrt, weil die Stadtwerke dort die zum Teil fast 80 Jahre alte Hauptwasserleitung erneuern. Momentan tauschen die Stadtwerke das Teilstück zwischen Pollinger Straße und Blütenstraße aus. Im weiteren Verlauf erneuern sie abschnittsweise die Wasserleitung bis zum Bahnübergang in der Au. Eine aufwendige Maßnahme, die voraussichtlich bis Mitte September dauern wird und reichlich Verkehrsbehinderungen mit sich bringt.

„Es wird gerade ganz Weilheim umgegraben“, räumt Maximilian Bair ein. Dabei gehe es um wichtige Projekte, die letztlich jeder haben wolle – „aber keiner will die Baustelle“. Sieht jedenfalls so aus, als würden dem Buch über Weilheims Baustellen noch viele Seiten hinzugefügt.

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