Ebersberg plant neue Kita: Zwist um millionenteure Dachwohnungen
Eine neue Kita soll in Ebersberg entstehen, doch die Planung sorgt für Unstimmigkeiten. Insbesondere die geplanten Dachgeschosswohnungen und das Flachdach stoßen auf Kritik. Es geht, wie so oft in der Kreisstadt, ums knappe Geld.
Ebersberg - Der Bau einer neuen Kindereinrichtung in Ebersberg ist angesichts des kontinuierlichen Zuzugs dringend nötig – und sollte daher auch so schnell es geht realisiert werden. Darin waren sich alle Mitglieder des Ebersberger Technischen Ausschusses in ihrer ersten Sitzung nach der Sommerpause einig. Dennoch diskutierten die Stadträte rund zwei Stunden über das Bauvorhaben an der Hupfauer Höhe. Streitpunkt war der für den Kita-Neubau veranschlagte Preis.
Zehn Millionen Euro Gesamtkosten - drei Millionen über Budget
Rund zehn Millionen Euro soll das Projekt der Stadt Ebersberg kosten, rechneten die beauftragten Architekten Anna Kragler und Frieder Lohmann vor. Damit liegt das Vorhaben knapp drei Millionen Euro über dem bereits im Haushalt veranschlagten Budget. Die plötzlichen Mehrkosten machten einige Stadträte in den geplanten Dachgeschosswohnungen über der Kita aus.
Denn nach dem Entwurf der Architekten soll nur im Erdgeschoss des Gebäudes ein neuer Kindergarten sowie eine Krippe entstehen. Im Obergeschoss will die Stadt Platz für vier Hortgruppen schaffen. Zudem seien dort auch ein Mehrzweckraum zur gemeinschaftlichen Nutzung sowie Personalräume vorgesehen. Die Kinder könnten sich so auf rund 1500 Quadratmeter zum Spielen, Toben, Basteln und Lernen ausbreiten.
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Sechs Wohnungen aus Modulbauweise lösen lange Debatte aus
Über der Kindereinrichtung plant die Stadt hingegen sechs Dachgeschosswohnungen mit je 45 Quadratmetern Wohnfläche, einem Abstellraum und einer Dachterrasse. Dank einer modernen Modulbauweise mit über 70 vorgefertigten Raumkonstruktionen aus Holz sei der Bau wirtschaftlich und vor allem schnell umsetzbar, erklärte Architekt Frieder Lohmann. Sollte die Stadt den anberaumten Zeitplan einhalten, könnte die Kita samt Wohnungen bereist Mitte 2026 eröffnen.
So ganz überzeugt waren einige Ausschussmitglieder von der Umsetzung des Projektes jedoch nicht. „Ich bin von den Dachgeschosswohnungen nicht begeistert. Für die relativ geringe Wohnfläche erscheint mir der Bau recht teuer“, gab Martin Schechner (CSU) zu bedenken. Schließlich würden die sechs Einheiten, nach Abzug der staatlichen Förderung, rund eineinhalb Millionen Euro kosten. „Für das Geld könnten wir anderswo mehr Wohnfläche rausholen.“ Ähnlich argumentierte auch Fraktionskollege Josef Riedl: „Die Stadt hat wenig Geld. Wir können uns das nicht leisten. Wir müssen das effektiver umsetzen.“ Bürgermeister Ulrich Proske verwies hingegen darauf, durch jene Wohnungen das nötige Personal für die Einrichtungen gewinnen zu können.
Kritik auch an der Dachform - Architekten und Bürgermeister wiegeln ab
Ein weiterer Streitpunkt stellte das geplante Flachdach dar. „Mit der Dachform haben wir das gleiche Problem, wie mit der Turnhalle in der Floßmannstraße – dauernd Schäden“, urteilte Gerd Otter (ProEbersberg) über die Konstruktion. Er fände ein klassisches Spitzdach besser, die Dachgeschosswohnungen würde er aus Kostengründen streichen.
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„Die Diskussion ist schlicht und ergreifend zu spät“, erwidert Bürgermeister Proske kopfschüttelnd. Bereits im Frühjahr hätte der Ausschuss schon über die Dachform und Wohnungen über der Kita abgestimmt. „Wir haben das schon besprochen“, betonte er. „Das alles jetzt wieder umzukehren, finde ich abenteuerlich.“ Diese Meinung vertrat auch die SPD-Fraktion. „Ich habe ein Problem damit, das Projekt jetzt zu verschieben. Der Bau ist notwendig“, erklärte Christoph Münch energisch. Lieber spare er an anderen Stellen, wie etwa dem Einbau einer Brauchwasseranlage. „Die macht sich wirtschaftlich kaum bemerkbar.“
Vor einem Rückzieher warnten auch die Architekten: „Wir können die Wohnungen nicht einfach abrasieren. Wir müssen alles neu planen, das katapultiert uns Monate zurück“, betonte Lohmann eindringlich. Er verwies auch auf die enormen Kosten, die ein neues Planungsverfahren dann mit sich bringe. Nach diesem Einwand sprach sich die Mehrheit des Ausschusses schließlich mit vier zu sieben Stimmen für den Bau der Kita samt Wohnungen aus.