Bauernpräsident bläst zur Jagd auf den Wolf – nach schwedischem Vorbild
Der Wolf galt fast schon ausgerottet, doch seit Jahren erholt sich die Population. Das Tier ist zurück in deutschen Wäldern – und macht Probleme, sagt der Bauernverband.
Wer in seiner Kindheit Märchen vorgelesen bekam, dürfte vor allem mit einem Bösewicht aus dem Tierreich Bekanntschaft gemacht haben: mit dem Wolf. Ein blutrünstiges, aggressives Wesen, das wahlweise drei kleine Schweinchen, sieben Geißlein oder gar eine Großmutter fressen will. Heute, gut 200 Jahre nachdem die Märchengebrüder Grimm gelebt haben, ist das Thema Wolf aktuell wie nie. Auch, weil die Wolfspopulation zuletzt gestiegen ist und sich Angriffe auf Weidetiere häuften. Braucht es strengere Abschussregeln?
Bauernpräsident Rukwied zum Wolf: „Müssen Bestand nach unten regulieren“
Für den Bauernverband ist die Antwort klar: ja. So sagt Joachim Rukwied, Präsident des deutschen Bauernverbands: „Wir haben pro Jahr einige tausend Wolfsrisse an Weidetieren“. Das bedeute einen „qualvollen Tod“, so Rukwied im Interview mit dem Münchner Merkur. „Wer Weidetierhaltung erhalten will, muss den Bestand nach unten regulieren.“
Konkret solle sich Deutschland an Skandinavien orientieren. „Eine Bestandsregulierung wie beispielsweise in Schweden ist notwendig, der günstige Erhaltungszustand ist längst erreicht.“ In Schweden darf der Wolf bis zu einer bestimmten Grenze bejagt werden. Bis vor wenigen Jahren war die Bejagung bis zu einem Bestand von 300 Wölfen erlaubt, mittlerweile ist der Abschuss bis zu einem Bestand von 170 Wölfen im Land erlaubt.

Wolf in Deutschland: Mehr als 200 Rudel bekannt
Erst im Dezember hatte der Europarat die rechtlichen Hürden für ein schärferes Vorgehen gegen Wölfe angepasst und den Schutzstatus des Tieres von „streng geschützt“ auf „geschützt“ abgesetzt. Dadurch wäre in Deutschland die flächendeckende Jagd auf den Wolf einfacher möglich. Eine deutschlandweite Regelung fehlt derzeit. Bislang haben einzelne Bundesländer den Wolf bereits in das Landesjagdrecht aufgenommen und ermöglichen so eine Bestandsregulierung, darunter Sachsen und Niedersachsen, wo nach Brandenburg die meisten Wolfsrudel leben.
Laut der am Bundesumweltministerium angesiedelten Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) sind im Monitoringjahr 2023/24 insgesamt 274 Wolfsterritorien bekannt. Die DBBW spricht von 209 Wolfsrudeln, 46 Paaren und 19 sesshaften Einzeltieren. Ein Rudel besteht aus fünf bis zehn Tieren. Wölfe wurden in allen Bundesländern gesichtet. Zum Vergleich: Ein und zwei Jahre zuvor waren es noch 184 beziehungsweise 161 Rudel.

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In Europa wie Deutschland galt der Wolf fast schon als ausgerottet, doch seit Jahren erholt sich die Population. Laut EU-Angaben hat sich die Zahl der Wölfe in Europa innerhalb von zehn Jahren fast verdoppelt. Die Zahl der in der EU vom Wolf getöteten Nutztiere, meist Schafe und Ziegen, wird auf mindestens 65.500 pro Jahr geschätzt. Für die Bevölkerung ist das Raubtier aus der Familie der Hunde kaum gefährlich, Wölfe scheuen Menschen und greifen sie sehr selten an.
Wolf als Wahlkampfthema: Das planen die Parteien nach der Bundestagswahl
Trotzdem beschäftigt das Thema die Menschen – gerade diejenigen, die in der Landwirtschaft aktiv sind. Und auch die Politik nimmt sich der Sache mittlerweile an. So taucht der Wolf in mehreren Wahlprogrammen zur Bundestagswahl auf. Die Union etwa verspricht: „Wir regeln den Wolfsbestand“. Das bedeute: „Wölfe müssen – regional unterschiedlich – bejagt werden können, damit weniger Weidetiere gerissen werden.“ CDU und CSU wollen dazu den Schutzstatus des Wolfes anpassen und ihn in das Bundesjagdgesetz aufnehmen.
Für die Wolfsbejagung sprechen sich auch AfD, Freie Wähler und FDP aus. So ist bei der FDP die Rede von einem „modernen Wildtiermanagement, das eine Bejagung von Wolf, Kormoran, Nandu und Biber ermöglicht“. Offen zeigen sich mittlerweile auch die Grünen, die lange gegen den Abschuss von Wölfen waren, in ihrem Programm nun aber von „Abschüssen in problematischen Fällen“ sprechen. In den Programmen von Linke, BSW und SPD kommt das Thema Wolf nicht zur Sprache.