„Bürokratie“ verhindert Lieferung tausender litauischer Drohnen an die Ukraine

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In Nato-Land verstauben tausende für die Ukraine bestimmte Drohnen

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Bereits 2024 sollten die Drohnen aus einem Nato-Land an Kiew ausgeliefert werden. Doch wegen langwierigen Prozessen verstauben sie in Lagerhallen.

Kiew/Vilnius – Tausende von Drohnen, die die Regierung in Litauen von lokalen Herstellern beschafft hatte und die bis Ende 2024 an die Ukraine geliefert werden sollten, warten auf ihre Auslieferung. Der Grund: Bürokratie. Wie der litauische Nachrichtendienst LRT am Samstag (11. Januar) berichtete, sollen die Drohnen bis auf Weiteres eingelagert sein.

Drohnen-Lieferanten verärgert: Verzögerungen sind „inakzeptabel“

Die Rüstungslieferanten sagen, dass diese inakzeptablen Verzögerungen die Fähigkeit der Ukraine beeinträchtigen, sich wirksam im Krieg gegen Russland zu verteidigen. Im August letzten Jahres sah die Lage noch anders aus. Damals führten fünf litauische Drohnenhersteller erfolgreiche Tests in der Ukraine durch, woraufhin fast 5000 Drohnen im Wert von fünf Millionen Euro (5,1 Millionen US-Dollar) für die ukrainischen Streitkräfte gekauft wurden.

Ein russischer Soldat hebt eine Quadrocopter-Drohne vom Boden auf, um sie zu starten.
Drohnenkrieg als neue Realität: Die Ukraine ist auf die Drohnen aus Litauen angewiesen. © IMAGO / TASS / Alexei Konovalov

Einer der Hersteller, RSI Europe, teilte LRT mit, dass seine Drohnen bereits vor mehreren Monaten ausgeliefert wurden: „Wir haben einige der Drohnen im Oktober und einige im November ausgeliefert, aber wir haben immer noch keine Informationen darüber, ob die Drohnen an die Ukraine geliefert wurden“, sagte Firmenchef Tomas Milashauskas.

Laut Milashauskas müsse die Ausrüstung so schnell wie möglich an die Ukraine geliefert werden: „Wenn die Soldaten keine Drohnen haben, wird die Ukraine größere Verluste erleiden, als sie müsste“ Er fügte hinzu, dass RSI bislang noch nicht einmal damit beauftragt worden sei, Ukrainer im Umgang mit Drohnen zu schulen. Auch andere Unternehmen hätten bestätigt, dass sie keine Informationen darüber hätten, wann die von ihnen gelieferten Drohnen in die Ukraine transportiert würden.

Litauischer Verteidigungsminister: Bürokratische Hürden sind zu hoch

Wie die Kyiv Post berichtet, macht der frühere litauische Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas die bürokratischen Hürden für alles verantwortlich. Derzeit müsse ein Produkt einen sechsstufigen Prozess durchlaufen, bevor es an seinen endgültigen Bestimmungsort verschickt werden könne.

Aus Regierungskreisen heißt es, dass die Drohnen in naher Zukunft an die Ukraine geliefert werden würden, so ein Sprecher des litauischen Verteidigungsministeriums. Außerdem soll der Genehmigungsprozess durch einen Regierungsbeschluss, der diese Woche verabschiedet werden soll, verkürzt werden.

Kurz vor Amtsantritt Trumps: Pistorius will in Kiew Signal für Unterstützung senden

Angesichts der zuletzt verstärkten Drohnen- und Raketenangriffe Russlands gegen die Ukraine sind vor allem die Flugabwehrsysteme von großer Bedeutung für Kiew. Aktuell steht die Versorgung von Kiew durch Rüstungsgüter wie Panzer oder Drohnen wegen der Neuwahlen in Deutschland und dem Einzug von Donald Trump ins Weiße Haus sowieso auf wackligen Beinen.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist deswegen am Montag (13. Januar) zu Gesprächen in Kiew eingetroffen, um mit der ukrainischen Regierung über die weitere militärische Unterstützung im Abwehrkampf gegen Russland zu beraten. „Mir kommt es darauf an, mit dieser Reise zu zeigen, dass wir die Ukraine weiterhin tatkräftig unterstützen“, sagte Pistorius der Deutschen Presse-Agentur in Kiew.

Neues Fünfertreffen europäischer Verteidigungsminister
Deutschland und vier europäische Partner wollen die ukrainische Rüstungsindustrie im Verteidigungskampf stärken. © Michael Kappeler/dpa

„Es ist ein Signal, dass Deutschland als größtes Nato-Land in Europa an der Seite der Ukraine steht. Nicht alleine, sondern mit der Fünfer-Gruppe und vielen anderen Verbündeten“, sagte er. Russische Truppen waren im Februar 2022 in das Nachbarland einmarschiert. Wenige Tage vor dem Amtsantritt von Trump hatte Pistorius am Vorabend in Warschau mit seinen Kollegen aus Polen, Frankreich, Italien und Warschau über die weitere Ukraine-Hilfe beraten.

Deutschland will nun gemeinsam mit vier großen europäischen Partnern größere Anstrengungen für eine Stärkung der ukrainischen Rüstungsindustrie unternehmen. „Wenn das Geld da ist, wenn die Rüstungskapazitäten für die Produktion da sind, dann ist die Ukraine selbst am schnellsten damit, die eigenen Truppen zu mit Material und Waffen zu versorgen“, sagte Pistorius noch in Polen. (bg)

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