Wagner-Soldaten dagegen „wie Kinder“: Ukrainer überrascht mit Einschätzung zu Nordkorea-Truppen

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Im Ukraine-Krieg gibt es ein erstes Fazit zu Kämpfen mit Truppen aus Nordkorea. Ihre Brutalität stellt für die Ukrainer eine große Herausforderung dar.

Kiew - Seit geraumer Zeit hört man im Ukraine-Krieg von nordkoreanischen Einheiten, die Russland bei Angriffen auf ukrainische Gebiete unterstützen. Nun hat sich eine ukrainische Brigade erstmals zu den Fähigkeiten der Soldaten geäußert – und öffentlich zugegeben, dass diese teils deutlich gefährlicher und besser ausgebildet sind als bisherige Soldaten.

Der ukrainische Soldat Yuiry Bondar kämpfte laut eigener Aussage in der 80. separaten ukrainischen Luftlandebrigade „Galician Lions“ in der Region Kursk. Seine Einheit sei einer der ersten gewesen, die auf nordkoreanische Truppen stießen, berichtet die Kyiv Post unter Berufung auf einen persönlichen Bericht. „Sie sind extrem widerstandsfähig, extrem gut ausgebildet und moralisch stabil“, wird Bondar zitiert. Er habe betont, dass die Truppen aus Pjöngjang nicht unterschätzt werden sollten.

Nordkoeranische Truppen im Ukraine-Krieg: Soldaten sollen außergewöhnlich gut ausgebildet sein

Weiter habe er berichtet: „Ihr Kenntnisstand in Bezug auf Handfeuerwaffen ist extrem hoch – zehn Jahre Militärdienst zeigen ihre Wirkung. Die Zahl der Drohnen der Verteidigungskräfte, die der Feind nur mit Handfeuerwaffen abschießen konnte, ist wirklich überraschend.“

Die Ukraine hat Soldaten aus Nordkorea gefangen genommen. Ein Soldat berichtet nun Überraschendes über Kims Truppen. © IMAGO / Newscom / EyePress

Ein Vorteil im Krieg sei auch die „psychologische Belastbarkeit“ der nordkoreanischen Truppen, so Bondar. Er bestätigte demnach Medienberichte über eine spezielle Taktik der Nordkoreaner, ukrainische Drohnen anzugreifen. Ein Soldat aus der Gruppe soll als „Köder“ agieren und die Aufmerksamkeit der Drohne auf sich ziehen, während andere im Hintergrund angreifen und sie mit Handfeuerwaffen abschießen. Zunächst hatten Nachrichtenportale wie The Telegraph über die Taktik berichtet, nachdem bei der Leiche eines getöteten nordkoreanischen Soldaten ein Notizbuch gefunden wurde.

„Im Vergleich zu den Soldaten der DVRK ist das Wagner-Modell von 2022 nur ein Kind“

Die nordkoreanischen Einheiten würden immer wieder erfolgreiche Angriffe durchführen, selbst wenn sie in der Unterzahl sind, und die Ukrainer „unvorbereitet“ treffen, berichtete der ukrainische Soldat Yuiry Bondar weiter. Verletzte Kameraden würden an der Front zurückgelassen und sollen sich vor den ukrainischen Soldaten selbst in die Luft sprengen, tote Kameraden würden auf der Stelle verbrannt, um sie unkenntlich zu machen. Ein Kommandeur in Kursk habe zu Bondar gesagt, dass „im Vergleich zu den Soldaten der DVRK (Nordkorea) das Wagner-Modell von 2022 nur ein Kind“ sei. „Und ich glaube ihm.“

Nordkoreanische Soldaten während einer militärischen Übung in einem ungenannten Gebiet. Im Hintergrund landen eine Menge Fallschirmjäger.
„Darauf trainiert, ein hohes Maß an körperlichen Schmerzen und psychischer Folter auszuhalten“ – Nordkoreas Soldaten während einer Übung. In Kursk bleiben sie ihren Ruf bisher schuldig. Wahrscheinlich sogar, ohne etwas dafür zu können. © STR / KCNA VIA KNS / AFP

Die Einschätzung des ukrainischen Soldaten deckt sich mit weiteren Erzählungen. So sprach auch die New York Times unter anderem mit Sgt. Oleksandr (46), Zugführer eines ukrainischen Infanteriezuges in Kursk, der bis auf seinem Vornamen anonym bleiben möchte. Er berichtete der Zeitung am Wochenende, dass die angreifende nordkoreanische Infanterie die Kämpfe in Kursk weitaus erbitterter als zuvor gemacht hätten. „Die Situation hat sich erheblich verschlechtert, als die Nordkoreaner ankamen“, so Sgt. Oleksandr. „Sie setzen unsere Fronten massenhaft unter Druck, finden Schwachstellen und durchbrechen sie.“

Nordkorea-Truppen erweisen sich als große Herausforderung für die Ukraine: Aktuelle Zahlen zu Verletzten und Toten

Die nordkoreanischen Truppen werden als disziplinierte, engagierte und furchtlose Militäreinheiten beschrieben. Die Einschätzung der ukrainischen Soldaten an der Front scheint durch die Tatsache unterstützt, dass sich bislang kaum Soldaten aus Pjöngjang in ukrainischer Haft befinden. Berichte über zwei nordkoreanische Soldaten, die während der Kämpfe in Kursk festgenommen wurden, erfolgten erstmals am 11. Januar durch den ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Weitere gefangene Soldaten aus Nordkorea sind bislang nicht bekannt. Die Ukraine, die USA und Südkorea werfen Nordkorea vor, mehr als 10.000 Soldaten in den Ukraine-Krieg entsandt zu haben. Davon sollen inzwischen rund 300 Soldaten durch die ukrainische Armee getötet und 2.700 verletzt worden sein. (nz) 

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