Ukraine-Gespräche: Bereits eine Aussage des Kreml-Sprechers zeigt die Verachtung Russlands
Noch bevor die Verhandlungen beginnen, spricht Moskau eine Drohung aus. Die Russland-Ukraine-Gespräche sind schon vor Start zum Scheitern verurteilt.
Während die Ukraine hoffnungsvoll auf neue Gespräche blickt, dämpft Russland bereits im Vorfeld alle Erwartungen. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow machte unmissverständlich deutlich, dass sein Land bei den für Mittwoch geplanten Verhandlungen in Istanbul kompromisslos seine eigenen Ziele verfolgen wird.
Ukraine-Krieg: Kreml-Sprecher Peskow warnt vor „wundersamen Durchbrüchen“ für Verhandlungen in Istanbul
„Es gibt absolut keinen Grund, auf wundersame Durchbrüche zu hoffen, und solche Durchbrüche sind in der aktuellen Situation kaum möglich“, erklärte Peskow laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Seine Botschaft war eindeutig – und kann als Drohung aufgefasst werden: „Wir beabsichtigen, unsere Interessen zu verfolgen, unsere Interessen zu sichern und die Ziele zu erreichen, die wir von Anfang an gesetzt haben.“
Diese harte Linie Moskaus zeigt, wie weit die Positionen beider Parteien im Ukraine-Krieg noch auseinanderliegen. Während die Ukraine auf konkrete Fortschritte hofft, macht Russland bereits vor Gesprächsbeginn klar, dass es nicht zu Kompromissen bereit ist.
- Veranstaltungsort: Istanbul, Türkei
- Zeitpunkt: Mittwoch, 23. Juli 2025
- Chefunterhändler: Auf ukrainischer Seite wird Rustem Umjerow die Delegation leiten, auf russischer Seite Putin-Berater Wladimir Medinski.
- Themen: Austausch von Kriegsgefangenen, Rückführung nach Russland verschleppter Kinder.
Russland sieht Gefangenenaustausch bereits als Fortschritt in Ukraine-Gesprächen
Auf die Kritik eines russischen Journalisten, dass die beiden vorherigen Verhandlungsrunden „nicht ausreichend produktiv“ gewesen seien, antwortete Peskow mit einer bemerkenswerten Einschätzung. Das Thema einer ukrainischen Einigung sei so komplex, dass bereits die Vereinbarung von Gefangenenaustauschen und der Rückgabe von Leichen der Gefallenen „bereits eine Form des Fortschritts“ darstelle.
Diese Aussage verdeutlicht, wie verachtend gering die russischen Erwartungen an substantielle Verhandlungsergebnisse sind. Moskau scheint die bisherigen minimalen Erfolge bereits als ausreichend zu betrachten, während die Ukraine weitreichendere Lösungen anstrebt.
Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist auch ein neuer Austausch von Gefangenen vorgesehen, worauf sich die Kriegsparteien bei ihren ersten Verhandlungsrunden geeinigt hatten. Der ukrainische Präsident forderte den Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Rustem Umjerow, der zuletzt als Verteidigungsminister die Gespräche führte, auf, die Verhandlungsdynamik zu erhöhen. Es müsse alles getan werden, um eine Waffenruhe zu erreichen.
Die bisherigen Gespräche im Überblick:
27. Februar 2022 | Belarus | Erste bilaterale Gespräche, aber keine Friedensverhandlungen, stattdessen russische Kapitulationsforderungen. |
3. März 2022 | Belarus | Zweite Gesprächsrunde: Einigung auf humanitäre Korridore und mögliche lokale Waffenruhen, keine politische Lösung |
7. März 2022 | Belarus | Drittes Treffen: Verbesserung der Logistik für humanitäre Korridore, aber keine weiteren Fortschritte. |
Herbst/Winter 2022 | Ukraine | Nach russischer Annexion ukrainischer Gebiete bricht Selenskyj direkte Gespräche per Dekret ab |
16. Mai 2025 | Türkei | Erstes direktes ukrainisch-russisches Treffen nach drei Jahren Krieg; nach etwa 1,5 Stunden abgebrochen. |
30. Mai 2025 | Türkei | Gespräche scheitern erneut, nur erneuter Gefangenenaustausch als Ergebnis. |
Der Kreml bestätigte zwar sein Interesse an einer dritten Verhandlungsrunde, betonte jedoch, dass zunächst ein Austausch von Standpunkten zu den russischen und ukrainischen Memorandum-Entwürfen erfolgen müsse, die derzeit „diametral entgegengesetzt“ seien. Diese Formulierung lässt wenig Raum für Optimismus bezüglich schneller Einigungen.