Massive Aufrüstung: Türkei kriegt wohl bald Eurofighter – Israels Opposition sieht Gefahr

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Der Eurofighter-Deal mit der Türkei steht wohl kurz bevor. Es ist eine erhebliche Aufrüstung der türkischen Luftwaffe. Israels Opposition ist besorgt.

Ankara – Schon seit Jahren strebt die Türkei nach einer Aufrüstung ihrer Luftwaffe. Eigentlich sollten die F-35 aus den USA die F-16 der türkischen Luftwaffe ersetzen, doch der politische Streit um russische Luftabwehrsysteme machte Ankara - auch wenn es zuletzt positive Signale aus dem Weißen Haus gibt - einen Strich durch die Rechnung. Der Kauf von Eurofighter-Kampfjets hingegen könnte schon bald erfolgreich abgeschlossen werden. Die Türkei und Großbritannien stehen wohl kurz vor der Einigung.

Türkei rüstet auf: Großbritannien liefert bald Eurofighter

Laut einem Bericht der US-Zeitung Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf informierte Quellen wollen Ankara und London bald einen ersten Deal zur Lieferung von Eurofighter-Kampfjets an die Türkei unterzeichnen. In der Türkei läuft aktuell bis zum Sonntag (27. Juli) die internationale Verteidigungsmesse IDEF. Dem WSJ zufolge könnte der türkisch-britische Vertrag dort verkündet werden. Die Gespräche seien im „fortgeschrittenen Stadium“. Im Rahmen des Abkommens soll dem Bericht zufolge Ende des Jahres ein „Inspektions- und Testplan“ für die Flieger entworfen werden.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat inmitten der Gespräche ein Telefonat mit dem britischen Regierungschef Keir Starmer geführt, wie die türkische staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Erdogan und Starmer hätten sich über die Fortschritte beim Eurofighter-Deal ausgetauscht, hieß es.

Die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP unter Olaf Scholz (SPD) hatte sich lange gegen eine Lieferung von Eurofighter-Jets an die Türkei ausgesprochen. Mit der schwarz-roten Koalition unter Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) kam aber die Wende. Der deutsche Regierungschef betonte immer wieder Bedeutung der Türkei und der türkischen Armee für die Nato sowie der deutsch-türkischen Beziehungen. Medienberichten zufolge gab Deutschland den Widerstand zuletzt auf. Damit die Eurofighter geliefert werden können, muss auch Berlin zustimmen.

Eurofighter für die Türkei nach deutscher Zustimmung: Ankara kriegt 40 neue Flieger

Die Briten sowie die zwei anderen Eurofighter-Partner Italien und Spanien hatten dem Deal mit der Türkei schon vor langem zugestimmt. Nachdem auch Deutschland seine Zustimmung gegeben hat, steht dem Verkauf praktisch nichts mehr im Weg. Offenbar verhandeln Ankara und London derzeit noch über die genaue Zahl der zu liefernden Kampfjets und ihre Konfigurationen sowie den finalen Preis.

Die Obergrenze ist laut WSJ 40 Flugzeuge. Auch das Nachrichtenportal Middle East Eye berichtete von 40 Fliegern für die türkische Luftwaffe. Der US-Zeitung zufolge beträgt der Preis etwa 5,6 Milliarden Dollar. Laut Middle East Eye hingegen haben die Briten Anfang des Jahres einen Preis von 12 Milliarden Dollar genannt. Nicht nur der finale Preis, sondern auch die türkische Forderung nach Technologietransfer ist wohl noch Gegenstand von Verhandlungen.

Mit dem Deal, der bald unterzeichnet werden soll, wird die Türkei das neueste Modell der Eurofighter, den Tranche 4, mit fortgeschrittenen Avionik- und Radarsystemen erhalten. Auch die deutsche Luftwaffe fliegt diese Flugzeuge.

Türkei kauft Eurofighter ein: Israels Opposition sieht Gefahr für die eigene Macht

In Israel sorgen die Neuigkeiten für Besorgnis. Wegen der israelischen Offensive im Gazastreifen, der türkischen Unterstützung für die Hamas und zuletzt auch dem türkisch-israelischen Machtkampf in Syrien herrscht ein höchstangespanntes Verhältnis zwischen den beiden Ländern. Der israelische Oppositionschef Yair Lapid protestierte im Kurznachrichtendienst X gegen den geplanten Verkauf und kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu.

„Hätte Israel ein funktionierendes Außenministerium oder eine normale Regierung, hätte es den Deal zwischen Deutschland und Großbritannien über den Verkauf von Eurofightern Typhoon an die Türkei schon vor langer Zeit verhindert“, so Lapid. Weiter schrieb er: „Die Türkei verfügt bereits über die größte und mächtigste Marine im Nahen Osten und hat sich nun zum Ziel gesetzt, ein Luftgleichgewicht mit Israel zu erreichen.“ Dies sei „gefährlich“. Die Regierung habe das Abkommen „tatenlos hingenommen“.

Die Bundesregierung stimmte dem Verkauf von Eurofightern an die Türkei zu. © imago/montage

Tatsächlich hat die Türkei unter Erdogan massiv in die heimische Verteidigungsindustrie investiert und vor allem bei Drohnen, aber auch bei allen anderen Bereichen des Verteidigungssektors große Fortschritte erzielt. Zu Beginn der Messe IDEF sagte Erdogan, 80 Prozent des türkischen Verteidigungsbedarfs werde inzwischen von der türkischen Industrie gedeckt. Türkische Drohnen, Kriegsschiffe und gepanzerte Fahrzeuge wurden in dutzende Länder, darunter auch Nato-Länder, exportiert.

Türkei-Luftwaffe in Schwierigkeiten: Ankara muss dringend aufrüsten

Die Türkei benötigt jedenfalls dringend neue Flugzeuge, denn dort hat Ankara einen inzwischen gewaltigen Schwachpunkt zu beklagen. Zwar hat die Türkei mit der Produktion eines eigenen Kampfjets mit dem Namen KAAN begonnen. Die ersten Flüge des Prototyps sind bereits erfolgreich absolviert worden. Allerdings soll der Flieger erst im Jahr 2028 in den Dienst gestellt werden - ohne Garantie eines verzögerungsfreien Ablaufs.

Bis dahin muss eine Zwischenlösung her: Griechenland hat schließlich mit Mirage-Kampfjets aus Frankreich aufgerüstet und soll in Zukunft mindestens 20 Stück F-35 erhalten. Israel fliegt ebenso die F-35. Die Türkei hingegen verfügt nur über modernisierte F-16-Flieger, obwohl sich Ankara angesichts der Lage im Nahen Osten und im Mittelmeer und der Ägäis keine schwache Luftwaffe erlauben darf.

F-35 für die Türkei? Trump und sein Team senden positive Signale

Die Türkei war eigentlich Teil des F-35-Teams und stellte den Rumpf her. Als die Türkei im Jahr 2017 die S-400-Luftabwehrsysteme aus Russland kaufte, wurde sie aber aus dem Programm geschmissen und mit schweren Sanktionen belegt. US-Medien berichteten in den vergangenen Monaten, dass US-Präsident Donald Trump die Sanktionen aufheben will und die F-35 doch noch verkaufen könnte. Von US-Beamten kamen immer wieder positive Signale in Richtung Ankara, während Trump seine persönlichen Beziehungen zu Erdogan lobte. Auch in türkischen Kreisen herrscht großer Optimismus.

In Israel sorgen nicht nur die Eurofighter, sondern eben auch die mögliche F-35-Lieferung an die Türkei für Besorgnis. Israel will mit ihren F-35-Kampfjets die Lufthoheit im Nahen Osten behalten und zeigt sich auch skeptisch gegenüber dem Verkauf an arabische Länder. Medienberichten zufolge schickt Israel Botschaften an die USA, die türkische Luftwaffe nicht aufzurüsten. Ob diesen Warnungen Beachtung geschenkt wird, ist unklar. Pro-israelische und pro-griechische Kreise im Kongress appellieren jedenfalls an Trump, die Flieger nicht zu verkaufen. Auf die Eurofighter darf sich die Türkei immerhin freuen. Der Deal ist zum Greifen nahe. (bb)

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