Laser gegen Drohnen: Israel rüstet F-16-Kampfjets mit „Iron Beam“ auf

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Israel will jetzt realisieren, woran die USA gescheitert sind: Funktionierende Laser-Waffen – an Flugzeugen. Seit Jahrzehnten wird daran getüftelt.

Jerusalem – „Wir entwickeln als Hauptprodukt eine luftgestützte Hochleistungslösung für die israelische Luftwaffe, und es besteht großes Interesse an dieser Lösung“, sagt Bezhalel Machli; den Geschäftsführer des israelischen Rüstungsunternehmens Elbit Systems zitiert das Magazin Aviation Week. Der Krieg in Israel gegen den Iran hat die israelische Luftwaffe möglicherweise zur Eile genötigt, nachdem schon ein landgestütztes System bestellt worden war, beziehungsweise seit auch die USA unter Präsident Donald Trump ihre eigenen Pläne für die Zukunftswaffe offenbar gründlich überdenken.

Israels Plan: Bodengestütztes Hochenergie-Lasersystem zur Abwehr diverser Luftbedrohungen

Wie das Magazin Defense Express berichtet, würde Elbit Systems als Ergänzung zum Raketenabwehrschild Iron Dome einen luftgestützten „Iron Beam“-Laser zur Zielerfassung von Drohnen entwickeln; geplant sei, ihn auf Kampfflugzeugen wie der F-16 oder F-35 zu montieren. Die US-Luftwaffe tüftelt schon länger an einem solchen System und hatte Anfang der 1990er Jahre eine als „Boeing YAL-1“ bekannt gewordene Boeing 747-400F mit einem voluminösen Laser in der Nase getestet – offenbar hat sich das System als zu wenig praktikabel herausgestellt, weswegen die Bemühungen nach weiteren Tests beispielsweise mit Kampfhubschraubern eingeschlafen waren. Jetzt also will Israel mithilfe einer US-Rüstungsschmiede einen neuen Anlauf nehmen. Iron Beam ist das System betitelt und soll den Iron Dome als Raketenschutzschild ergänzen.

2022 hat der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin mit dem israelischen Waffenhersteller Rafael vereinbart, gemeinsam ein Hochleistungs-Laserabfangsystem mit dem Namen „Iron Beam“ zu entwickeln, wie The Times of Israel berichtet hatte. Ziel war ein bodengestütztes Hochenergie-Lasersystem zur Abwehr diverser Luftbedrohungen, einschließlich Raketen, Marschflugkörpern, Mörsergeschossen und unbemannten Luftfahrzeugen, so die Formulierung des Magazins Europäische Sicherheit und Technik (ESUT). Laut dessen Autor Stefan Axel Boes soll die Vereinbarung zwischen beiden Unternehmen auf amerikanisch-israelischen Abkommen seit den 1990er Jahre zurückgehen.

USA wähnten sich früh am Ziel: „Meilenstein für die Entwicklung eines einsatzfähigen Laserwaffensystems“

„1998 und 2002 schoss ein Demonstrator auf Basis eines chemischen Lasers bei Tests Katjuscha-Raketen und Artilleriegeschosse ab. 2005 wurde das Projekt wegen hoher Kosten, geringer Beweglichkeit und Zweifeln über den Nutzen auf dem Gefechtsfeld jedoch vorerst eingestellt“, so Boes weiter. Zu den ursprünglichen Ideen gehörte, das System mobil zu installieren, aber obwohl mindestens die USA und China damit experimentieren, scheinen diese Systeme weltweit hinter den Erwartungen zurück zu bleiben. Allerdings hatte das Magazin Breaking Defense bereits 2022 berichtet, dass Lockheed Martin den luftgestützten Laser LANCE (Laser Advancements for Next-Generation Compact Environments) an das Forschungslabor der Air Force geliefert hatte und damit eine kompakte Energiewaffe, die Kampfjets hätte untergeschnallt werden sollen.

„10.000 Dollar sind die höchsten geschätzten Kosten für die Drohnen, die der Iran und die Houthis einsetzen, 4,3 Millionen Dollar sind die Kosten für eine SM-6-Rakete, vier Millionen Dollar für die Patriot, und zwölf Dollar sind die Kosten für den gezielten Energieschuss, der eine dieser Drohnen abschießen kann.“

„Es ist ein entscheidender Meilenstein für die Entwicklung eines einsatzfähigen Laserwaffensystems für die Luftüberlegenheit“, zitiert das Magazin Tyler Griffin. „Sie ist nur ein Sechstel so groß wie die Waffen, die wir seit 2017 für die Armee produziert haben“, ergänzte der leitende Angestellte des Flugzeugbauers laut Breaking Defense. „Derzeit werden Einsatzanalysen und Kriegsspielstudien durchgeführt, um den potenziellen Einsatz dieser Subsysteme und/oder eines integrierten Laserwaffensystems zu ermitteln. Die Ergebnisse dieser Studien werden auch die konkreten Ziele für künftige Tests und Demonstrationen bestimmen“, zitiert ihn das Magazin.

Für die Israelis war die flugzeuggestützte Variante allerdings noch kein Thema. Aus Gründen von Masse, Energieversorgung und Komplexität sei selbst auf die mobile Iron Dome-Ergänzung zugunsten einer stationären Integration in den Iron Dome eingestellt worden, so ESUT. In den alten Tests der US-Regierung hatte die Reichweite des Lasers nie gelangt, um einen Träger in der Luft in einer sicheren Entfernung vom abzuschießenden Element zu belassen. Zu klären wird auch sein, wie die Energieversorgung in einem Flugzeug gelöst würde – ein Prozess, der Jahre dauern könnte. Jedenfalls führen die USA bereits eine Laser-Waffe auf Fahrzeugen zur Drohnenabwehr im Testbetrieb und denken selbst da gezwungenermaßen in großzügigen Zeiträumen.

Hoffnung auf Laser am Kampfjet hielt lange: Inzwischen haben sich die USA allerdings längst neu fokussiert

Im Jahr 2023 hat die US-Armee erste Prototypen ihres M-SHORAD-Systems an die Truppe übergeben. Das Waffensystem Stryker Directed Energy Maneuver-Short Range Air Defense (DE M-SHORAD) ist ein Programm der US Army zur Integration eines Hochenergielaserwaffensystems der 50-Kilowatt-Klasse in das Panzerfahrzeug Stryker A1 8x8, berichtet das Magazin Army Recognition. Demnach habe die US-Armee offiziellen Angaben zufolge im Februar 2024 vier auf Stryker montierte 50-kW-Laser-Prototypen des DE M-SHORAD in den Nahen Osten entsandt, damit Soldaten die Leistungsfähigkeit des Systems gegen Bedrohungen aus der Luft testen konnten. Beobachter rechnen aber damit, dass diese Waffe noch Jahre benötigen wird, um vollumfänglich einsatzbereit zu sein. 

Lichtblitze: Eine Lockheed Martin F-16 Fighting Falcon feuert Tauschkörper ab. Die USA arbeiten schon seit langem vergeblich an einer Laser-Bewaffnung für Kampfjets gegen Drohnen oder Raketen. Jetzt nimmt Israel Anlauf für so ein Projekt. © IMAGO/Björn Trotzki

Israel hatte sein Raketenabwehrsystem Anfang 2024 stationieren wollen, wie die Times of Israel Ende 2024 geschrieben und auf die zweite Hälfte dieses Jahres verwiesen hat. Wie Europäische Sicherheit und Technik berichtet, sei ein Demonstrator des geplanten Iron Beam-Systems allerdings bereits bereits 2017 getestet worden: „Die Leistung wird mit 100 Kilowatt angegeben, die das System über eine Entfernung von zehn Kilometern auf die Fläche einer Münze konzentrieren kann“, schrieb Stefan Axel Boes

Offenbar fuhr Lockheed Martin lange mehrigleisig. Einerseits in der Kooperation mit Israel bezüglich des Iron Beam-Projekts, andererseits in der Kooperation mit Boeing und Northrop Grumman in der Entwicklung von Flugzeug-Laserwaffen im Rahmen des umfassenden Programms „Self-protect High Energy Laser Demonstrator“ (SHiELD) der U.S Air Force. „Lockheed Martin liefert die eigentliche Laserwaffe LANCE, Boeing produziert die Kapsel, die sie trägt, und Northrop Grumman ist für das Strahlleitsystem verantwortlich, das den Laser auf sein Ziel richtet und dort hält“, schreibt Thomas Newdick in The War Zone. Inzwischen haben sich die USA allerdings längst neu fokussiert.

USA ziehen Laser in Zweifel: „Zwölf Dollar sind die Kosten für den gezielten Energieschuss“

Bis 2025 wollte Lockheed ein erstes Laser-Kampfflugzeug in der Luft haben, was Breaking Defense bereits 2020 publiziert hatte. Wie die US-Armee aktuell beweist, ist so ein System inzwischen immerhin fahrzeuggestützt unterwegs. Allerdings scheint das kaum auf eine andere Plattform übertragbar zu sein. „Es ist viel, viel einfacher, eine funktionierende Waffe auf einem LKW zu montieren als auf einem Kampfjet. Zum einen bewegt sich der LKW nicht mit Hunderten von Meilen pro Stunde, und die stabile Feuerplattform erleichtert das Zielen erheblich“, schrieb damals Breaking Defense-Autor Sydney J. Freedberg Jr.. Was auch die US-Armee inzwischen festgestellt hat: Das viel gepriesene SHiELD-Programm der U.S. Air Force sei eingestellt worden, „ohne dass das Ziel, eine lasergesteuerte Energiewaffe an einem Kampfflugzeug zu testen, jemals erreicht worden wäre“, schrieb Joseph Trevithick in The War Zone Mitte Mai 2024.

Die Anforderungen eines Lasers in verschiedenen Trägern sind grundsätzlich verschieden – im Mai 2024 hatten Angehörige des US-Luftlandeausschusses des Senatsausschusses für die Streitkräfte die Projektverantwortlichen zum Rapport gebeten. Die Erfahrungen seien durchwachsen, soll Doug Bush geäußert haben, wie Breaking Defense berichtet hat. „Wir haben herausgefunden, wo die Herausforderungen bei der gezielten Energieverteilung auf unterschiedlichen Leistungsstufen liegen“, so der Beschaffungschef der Armee. „Diese Leistungsstufe (50 Kilowatt) ist eine Herausforderung für ein Fahrzeug, das ständig in Bewegung sein muss – die Wärmeableitung, die Menge an Elektronik und die Abnutzung eines Fahrzeugs in taktischer Umgebung im Vergleich zu einem festen Standort.“

Das Vorhaben der Israelis, einen Laser in die Luft zu bekommen, ist also zunächst eine Absichtserklärung. Aber auch die USA machen trotz aller Rückschläge Druck in der Entwicklung von Laser-Waffen; auf welcher Plattform auch immer, wie Breaking Defense-Autorin Ashley Roque Mitte 2024 Angus King im Streitkräfteausschuss zitiert – der unabhängige Senator aus Maine soll über die Budget-Kürzungen für Laserwaffen erbost gewesen sein. „10.000 Dollar sind die höchsten geschätzten Kosten für die Drohnen, die der Iran und die Houthis einsetzen, 4,3 Millionen Dollar sind die Kosten für eine SM-6-Rakete, vier Millionen Dollar für die Patriot, und zwölf Dollar sind die Kosten für den gezielten Energieschuss, der eine dieser Drohnen abschießen kann.“

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