Reichspogromnacht: Stadtjugendring Kempten setzt am 9. November eindrucksvolles Zeichen
Am Abend des 9. November versammelten sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger zwischen Hildegard- und Residenzplatz, um gemeinsam der geschichtsträchtigen Ereignisse dieses Datums zu gedenken.
Kempten – Thomas Wilhelm, Vorsitzender des Stadtjugendrings Kempten, eröffnete die Veranstaltung und betonte die Bedeutung der Erinnerungskultur, insbesondere für junge Menschen. „Wer die Vergangenheit nicht kennt, wird die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht planen können“, erklärte Wilhelm und verwies auf die von Schülerinnen und Schülern gestalteten Banner, die vor Ort zu sehen waren.
Martin Huss, Vorsitzender der Initiative Stolpersteine für Kempten und Umgebung e. V., erinnerte in seiner Rede an die Opfer des Nationalsozialismus und mahnte zur Wachsamkeit gegenüber aktuellen Entwicklungen. „Erinnern ist heute notwendiger denn je”, sagte Huss und verwies auf die Stolpersteine, die in der Innenstadt an die von den Nationalsozialisten ermordeten Kemptener Bürger erinnern.
Erna-Kathrein Groll, dritte Bürgermeisterin, sprach von der gesellschaftlichen Pflicht, die Erinnerung weiterzugeben. „Wer aufrichtig sein will, muss sich der Geschichte stellen”, betonte sie und warnte davor, dass Judenhass wieder salonfähig werden könnte. Sie hob die Bedeutung von Aufklärung, Information und Bildung im Kampf gegen Antisemitismus und Extremismus hervor.
Gedenken an Reichspogromnacht in Kempten: Deutsch-israelischer Austausch angedacht
Abschließend ergriff Michael Yaron, Pastor einer messianisch-jüdischen Versammlung in der Nähe von Tel Aviv das Wort. Yaron berichtete, dass viele seiner Familienmitglieder im Holocaust umkamen und seine Eltern, verfolgt von den Nationalsozialisten, jung starben. Er sprach über seine anfängliche Wut gegenüber Deutschland, die sich änderte, als ein Deutscher ihn mit dem Gott Israels vertraut machte. „Nur Gott konnte die Mauer in meinem Herzen niederreißen und Frieden in mir schaffen”, sagte Yaron. Er kündigte an, junge Menschen aus seiner Kirche nach Kempten zu bringen und im Gegenzug auch solche aus Kempten nach Israel einzuladen.
Die Veranstaltung wurde von einem Videomapping begleitet, das die historischen Ereignisse des 9. November 1918, 1938 und 1989 eindrucksvoll darstellte, außerdem hatten die Anwesenden bei einem Light-Painting die Möglichkeit, selbst ein Zeichen zu setzen.
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