Übles Spiel mit Alpen-Restaurants? Ahnungslosen Touristen werden Tische versprochen – Besitzer „völlig perplex“

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Übles Spiel mit Alpen-Restaurants? Betrüger nehmen wohl Touristen aus – Wirt „völlig perplex“

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Eine amerikanische Plattform versteigert für horrende Preise Tisch-Reservierungen. Unter anderem sind auch mehrere Schweizer Restaurants betroffen.

Zürich – Immer wieder kommen dreiste Betrugsmaschen ans Licht. Betrüger werden dabei immer kreativer und Verbraucher müssen mehr als je zuvor aufpassen, von welcher Website sie Leistungen in Anspruch nehmen. Derzeit sind auch täuschend echt wirkende E-Mails des Buchungsportals Booking.com im Umlauf, die Verbraucher teuer zu stehen kommen könnten.

Die amerikanische Website „Appointment Trader“ hat laut dem Portal Nau.ch offenbar versucht, durch „gefälschte“ Tischreservierungen mehrere hunderte Franken von ahnungslosen Urlaubern zu ergaunern. Betroffen seien unter anderem auch mehrere Schweizer Restaurants, die von den Tisch-Reservierungen noch nie etwas gehört haben.

Betrugsvorwürfe gegen US-Plattform trifft Schweizer Restaurants wie das „Chez Vrony“ in Zermatt

Die Plattform „Appointment Trader“ wurde gegründet, um Reservierungen zu versteigern. Das scheint mittlerweile auch Tische in beliebten, gehobenen Schweizer Restaurants zu betreffen, die nicht geöffnet sind oder für die man keine Reservierung braucht.

Eine amerikanische Plattform versteigert Tischreservierungen in Schweizer Restaurants zu dreisten Preisen an, die nicht existieren. (Symbolbild)
In der Schweiz wurden Tischreservierungen versteigert, die es gar nicht gibt. ©  IMAGO / MiS

Wie beispielsweise in dem Restaurant „Chez Vrony“, das in 2000 Meter Höhe in Zermatt liegt. Max Cutting-Jolen, Mitbesitzer des Restaurants teilte gegenüber Nau.ch mit, dass er „völlig perplex“ gewesen sei, als er gesehen hat, dass seine Tische für sage und schreibe 300 Franken versteigert werden.

Besonders im Sommer gäbe es für spontane Restaurantbesucher meistens genügend Kapazität. Lediglich zu den Weihnachts- und Neujahrszeiten würde man eine Tischreservierung benötigen. „Aber selbst dann würde ich nie so viel Geld für eine Reservierung bezahlen“, so Cutting-Jolen. Besonders dreist ist die Betrugsmasche auch, da das Restaurant derzeit sogar geschlossen ist. „Wir haben seit dem 21. April nicht geöffnet und werden auch erst wieder am 15. Juni unsere Türen öffnen“, berichtet Cutting-Jolen. Ein anderes Restaurant verhängt jetzt dagegen eine saftige Strafe, wenn Gäste Reservierung nicht wahrnehmen.

Betreiber der Plattform äußert sich zu Betrugsvorwürfen

Die Betreiber der Plattform „Appointment Trader“ äußerten sich auf Anfrage von IPPEN.MEDIA und erklärten den Sachverhalt am Beispiel des Restaurants „Chez Vrony“. Es sei zu dem Zeitpunkt, als ein Nutzer das Restaurant auf der Website hinzugefügt hatte, geöffnet gewesen. „Häufig gehandelte Lokale werden ständig aktualisiert, aber jene mit weniger Kapazität, wie dieses, [...] werden daher nicht so oft aktualisiert wie andere Orte, was dazu führt, dass der Ort als geöffnet angezeigt wird, obwohl er geschlossen ist“, heißt es.

Inzwischen sei eine manuelle Anpassung der Öffnungszeiten veranlasst worden, „die jeder auf AppointmentTrader selbst vornehmen kann, einschließlich des Eigentümers des Lokals“, informiert das Unternehmen. Kommt es dazu, dass ein Gast einen Tisch im Restaurant gekauft hat, dass gar nicht zu der Zeit geöffnet ist, „kann er das Gebot stornieren und sein Geld entweder kostenlos auf AppointmentTrader wiederverwenden oder es sogar teilweise für eine andere Transaktion verwenden oder es abzüglich einer Gebühr von 5 % auf sein ursprüngliches Zahlungsmittel zurückzahlen.“

Wie der Betreiber betonte, handele es sich daher nicht um „gefälschte Angebote“ für Tischreservierungen. Ein aktives Angebot sei im Kalender eines Restaurants auf der Website deutlich mit einem kleinen Blitz gekennzeichnet. Allerdings können Nutzer demnach auch für eine Zeitspanne, für die es keine aktiven Angebote gibt, ein Gebot für einen Tisch abgeben. „Das bedeutet, ein Nutzer kann einen Lohn für denjenigen ausschreiben, der ihm einen Tisch in dem gesuchten Zeitraum besorgen kann“, so der Betreiber.

Entstanden ist die Idee aus der Not heraus: Die Website erfreut sich in Amerika an großer Beliebtheit

Wie die New York Times berichtet, wurde die Plattform „Appointment Trader“ von Jonas Frey in den USA entwickelt, nachdem er in Miami Schwierigkeiten gehabt habe, in beliebten Restaurants Reservierungen zu bekommen. Um dieses Problem zu lösen, entwarf er einen Algorithmus, der anhand von Handydaten die gefragtesten Lokale ermittelt. Die Plattform ermöglicht es Privatpersonen, ihre Reservierungen dann dort zu verkaufen.

In den USA habe sich dieses Konzept als äußerst erfolgreich erwiesen, heißt es vonseiten der New York Times weiter. Im Jahr 2023 hieß es, „Appointment Trader“ habe durch den Verkauf von Reservierungen rund 2,4 Millionen Dollar eingenommen.

Betrug durch Tischreservierungen? Restaurants wissen wohl nicht, dass die Tische angeboten werden

In Europa ist die amerikanische Website noch wenig bekannt. Das könnten sich Betrüger offenbar zunutze machen. Wie der Direktor Dominique Nicolas Godard des Restaurants „Kronenhalle“ in Zürich berichtet, war auch ihm unbekannt, dass Tischreservierungen für sein Restaurant versteigert werden. „Wir haben noch keine Kenntnis von dieser Plattform und Buchungsmöglichkeit, werden uns jedoch informieren und recherchieren“, so Godard gegenüber Nau.ch. Restaurants fürchten sich allerdings nicht nur vor gefälschten Tischreservierungen. In einem Restaurant haben Besucher eine Zeche in Höhe von 7300 Euro geprellt. (cg)

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