„Berührend und emotional“: BRK-Kreisgeschäftsführer Simon Horst über das geplante Herzenswunschmobil

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Das Herzenswunschmobil des BRk Bad Tölz-Wolfratshausen dient dem Miesbacher BRK-Kreisverband als Vorbild. © BRK Bad Tölz

Sterbenden einen letzten Wunsch erfüllen, das will das BRK mit seinem „Herzenswunschmobil“. Das auf den Transport schwer kranker Menschen ausgerichtete Fahrzeug gibt es bereits in den Kreisen Rosenheim und Bad Tölz-Wolfratshausen. Über das Vorhaben, ein entsprechendes Angebot auch im Kreis Miesbach zu schaffen, sprachen wir mit BRK-Kreisgeschäftsführer Simon Horst (33).

Das geplante Herzenswunschmobil ist eines von drei Projekten im Kreis Miesbach, denen heuer Spenden aus der Aktion „Leser helfen Lesern zugutekommen.

Herr Horst, was genau ist das Herzenswunschmobil?

Wir möchten mit dem Herzenswunschmobil Menschen, deren letzte Tage gekommen sind, die Möglichkeit eröffnen, noch einmal einen Lieblingsort aufzusuchen. Das kann das Elternhaus sein oder der Ort, an dem sie aufgewachsen sind. Es kann auch ein Ort sein, den sie schon immer mal besuchen wollten. In der Regel handelt es sich um Orte, zu denen die Menschen eine hohe Verbundenheit haben. Das Herzenswunschmobil hat zum einen die Aufgabe, die Fahrt zu organisieren, zum anderen, das Fachpersonal zur Verfügung zu stellen, um diese Menschen kompetent einen Tag lang oder mehrere Stunden zu begleiten.

Haben Sterbende dafür genug Kraft?

Wir wollen damit nicht jene Menschen adressieren, die akut im Krankenhaus sind und absehbar in den nächsten Tagen sterben. Für die käme das Angebot zu spät. Aber Palliativpatienten beispielsweise, die keine dauerhafte medizinische Betreuung benötigen, könnten das Angebot wahrnehmen. Selbst, wenn sie bettlägerig sind. Denn das Fahrzeug soll so ausgestattet sein, dass auch ein Transport im Liegen möglich ist. Auch ein mobiles Sauerstoffgerät wäre kein Problem.

Ein Herzenswunschmobil möchte BRK-Kreisgeschäftsführer Simon Horst m Kreis Miesbach etablieren.
Ein Herzenswunschmobil möchte BRK-Kreisgeschäftsführer Simon Horst m Kreis Miesbach etablieren. © THOMAS PLETTENBERG

Wie kamen Sie auf die Idee?

Wir kennen das Anliegen schon seit längerer Zeit, da wir bereits entsprechende Anfragen bekommen haben. Tatsächlich haben wir vereinzelt auch schon solche Fahrten durchgeführt. Dafür haben wir ein Fahrzeug unseres Patientenfahrdienstes aus dem regulären Dienst herausgenommen und Ehrenamtliche des BRK gesucht, die den Transport dann im Einzelfall begleitet haben. Das war aber spontan und aus der Not heraus geboren. Die Idee ist, das auf vernünftige Beine zu stellen. Nicht zuletzt, weil wir eine hohe Verantwortung für den Menschen haben, den wir begleiten. Wenn so eine Anfrage kommt, muss ärztlich geklärt werden, ob eine solche Fahrt möglich ist. Es soll vorab ein Hausbesuch bei dem Menschen stattfinden, um ihn und seine Situation kennenzulernen. Wir planen, dass ein dreiköpfiges Gremium entscheidet, ob die Fahrt vom BRK gemacht werden kann. Wichtig ist dabei auch, dass eine Notwendigkeit besteht. Wir sind kein Taxi oder Reisebus. Das Angebot richtet sich an Menschen, die wirklich keine andere Möglichkeit haben.

Können Sie dabei auf Erfahrungswerte zurückgreifen?

Wir sind bereits im Austausch mit dem BRK-Kreisverband Rosenheim und Bad Tölz-Wolfratshausen, die ein Herzenswunschmobil haben. Dort ist das Angebot inzwischen erfolgreich etabliert worden.

Wie sind die Fahrten, die der Miesbacher BRK-Kreisverband vereinzelt bereits durchgeführt hat, gelaufen?

Die Kollegen, die die Fahrten durchgeführt haben, erzählten, dass es sehr berührend und emotional war. Besonders in dem Moment, wo das Fahrzeug in die Straße einbog, die zu dem betreffenden Ort führte. Da haben die Menschen, die sie begleiteten, oft zu weinen angefangen. Die Kollegen sagten, dass sie jederzeit wieder eine solche Fahrt freiwillig und unentgeltlich begleiten würden. Jeder von ihnen hatte den Eindruck, dass sie damit etwas Gutes getan haben.

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Begünstigte

Der BRK-Kreisverband will ein Herzenswunschmobil etablieren. Dieses für den Krankentransport ausgestattete Fahrzeug soll Todkranke zu einem Ort bringen, den sie schon immer oder ein letztes Mal besuchen wollen. Es geht nicht nur um den Kauf des Fahrzeugs, sondern um die Finanzierung des Angebots für ein Jahr, weshalb der Löwenanteil der Spenden diesem Vorhaben zugutekommt. Außerdem kommt ein kleinerer Teil zwei Angeboten zugute, die im Bunten Haus in Miesbach stattfinden: die soziale Beratung für Menschen in Krisensituationen und das Montags-Miteinand für Senioren. Zu guter Letzt soll ein Teil der Spenden in den barrierefreien Umbau des Warmbads in Miesbach fließen. Außerdem in den Bau eines attraktiven Kinderbereichs in dem Freibad.

Spendenkonto

Spenden können auf das Konto 13 300 bei der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee (BLZ 711 525 70), IBAN: DE04 7115 2570 0000 0133 00 eingezahlt oder überwiesen werden.

Spendenquittungen

Das Finanzamt anerkennt den Durchschlag der Überweisung bis zu einem Betrag von 300 Euro. Für Spenden über 300 Euro stellt das Landratsamt Quittungen aus. Wir bitten Spender, die vollständige Anschrift anzugeben. Vorgedruckte Überweisungsträger liegen dieser Ausgabe bei.

Namensnennung

Wer die Aktion mit mindestens fünf Euro unterstützt, wird als Spender genannt. Wer nicht genannt werden möchte, vermerke dies auf der Überweisung.

Arbeiten die Begleiter immer ehrenamtlich?

Bis jetzt war das so. Wobei es sich meist um Hauptamtliche handelte, die zum Beispiel beim Rettungsdienst angestellt sind und die bereit waren, in ihrer Freizeit diese Fahrt zu begleiten.

Das ist nicht selbstverständlich...

Für viele unserer Mitarbeiter ist ihr Beruf tatsächlich eine Berufung. Sie engagieren sich nebenbei bei der Tafel oder der Wasserwacht. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass wir künftig für die Fahrten des Herzenswunschmobils auch auf Hauptamtliche zurückgreifen, wenn sich kein Ehrenamtlicher findet. Wochentags zum Beispiel sind viele ja anderweitig eingespannt.

Wie muss ein Herzenswunschmobil ausgestattet sein?

Im Grunde handelt es sich um einen Sprinter, in dessen hinteren Teil technisch sicher eine Trage eingebaut ist. Für gewöhnlich gibt es auch eine Sitzgelegenheit für die Begleitperson. Das Fahrzeug ist so ausgebaut, dass ein Rollstuhl oder eine Gehhilfe so verwahrt werden kann, dass die Verkehrssicherheit gewährleistet ist. Die Fahrerkabine sieht ganz normal aus.

Wie viel kostet das Fahrzeug voraussichtlich?

Wir gehen von circa 75 000 Euro aus. Wobei wir im Sinne der Wirtschaftlichkeit überlegen müssen, was sinnvoller ist: die Anschaffung eines Neufahrzeugs oder die Umrüstung eines bestehenden Fahrzeugs aus unserem Fuhrpark. Die letztgenannte Variante wäre günstiger und hätte somit den Vorteil, dass wir dann noch Mittel übrig hätten, um den Betrieb zu gewährleisten. Denn das Angebot ist natürlich mit Betriebskosten verbunden. Wir sind schon bis nach Hamburg gefahren.

Wie wollen Sie das Angebot an die Zielgruppe herantragen?

Aktuell besuche ich alle Bürgermeister im Landkreis, um ihnen mitzuteilen, was wir vorhaben. Denn es ist wichtig, dass wir Multiplikatoren haben, und die Gemeinden sind nicht zuletzt über ihre Seniorenbeauftragten gut vernetzt. Ich möchte auch auf alle Hospize im Landkreis zugehen und das Gespräch suchen mit der Palliativstation des Krankenhauses Agatharied.

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