Das Ende von Stallhofers Altwirt-Bildern

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Platz machen für neuen Wohnraum: Der Altwirt in Parsberg wird abgerissen, und mit ihm der Festsaal mit den Stallhofer-Gemälden. © THOMAS PLETTENBERG

Es ist ein Abschied für immer: In Parsberg wird dieser Tage der altehrwürdige Gasthof Altwirt abgerissen. Mit ihm verschwinden auch die drei Wandgemälde des Kunstmalers Josef Stallhofer, die den Festsaal schmückten. Deren anfangs geplante Rettung ist gescheitert. Dennoch bleiben sie als Motive erhalten.

Der Parsberger Trachtenverein D‘Rohnbergler hat alles getan, um die drei Motive aus der Hand des Malers Stallhofer zu erhalten. Nachdem im Juni 2022 bekannt geworden war, dass der Altwirt einer neuen Wohnbebauung weichen soll, formierte sich schnell und unbürokratisch ein Austausch. Hauseigentümer, Vertreter von Trachtlern und Stadt sowie ein Restaurator tauschten sich zusammen mit Stadtkurator Alexander Langheiter vor Ort aus, wie die Werke gerettet und bewahrt werden könnten.

Das Ergebnis war der Versuch, die Wandbilder vom Gemäuer abzunehmen. Mittels des sogenannten Stacco-Verfahrens sollte das Bild gesichert und von hinten mit dem Putz von der Wand abgelöst werden, um es dann auf einen neuen Träger aufzuziehen. Doch das klappte nicht. Obwohl die Stadt einen Zuschussbetrag zur Verfügung gestellt hatte, wurde dieser nicht abgerufen.

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Erinnerung an damals: Eines der drei Wandbilder zeigt die sogenannte Bauernrunde. © Dieter Dorby

Den Grund erklärt Andreas Schöttl, Vorsitzender der Rohnbergler, mit den Kosten: „Es hätte mehrere zehntausend Euro gekostet, die Gemälde abzunehmen, und dabei hätten wir keine Garantie gehabt, dass das auch klappt.“ Denn Mauerwerk und Malerei seien angesichts ihrer Größe nicht so einfach abzunehmen gewesen. „Wir haben mehrere Angebote eingeholt, aber am Ende war es für unseren Verein nicht machbar.“

Extrem großer Aufwand

Zumal mit dem Abnehmen der Aufwand noch nicht beendet gewesen wäre. „Da geht es ums Lagern und ums Aufhängen“, erklärt Schöttl. „Ein Bild hat ja mehrere Hundert Kilogramm Gewicht. Das braucht auch wieder eine stabile Rahmenkonstruktion, die wieder schwer ist.“

Dennoch habe man versucht, zu retten, was zu retten ist. „Wir haben die Bilder digital gesichert und professionell fotografieren lassen“, berichtet Schöttl. „Die Qualität ist wirklich gut. Der Fotograf hat extra gewartet, bis wir im Sommer/Herbst 2023 perfektes Licht hatten.“ Wenn es sich nun ergebe, könne man eines oder mehrere Motive im Vereinsheim als Bild aufhängen – und zwar in beliebiger Größe und passend zum vorhandenen Platz.

„Hohe Kosten ohne Garantie“

Aus fachlicher Sicht bedauert Stadtkurator Langheiter den Verlust der Bilder, unterstützt aber die Entscheidung der Rohnbergler, von einer Abnahme der Bilder abzusehen: „Die hohen Kosten ohne Garantie, dass das Verfahren auch wirklich funktioniert, waren eine zu große Hürde. Man muss da leider die Relation sehen. Vom Denkmalamt kam dann die Empfehlung, die Motive gut abfotografieren zu lassen. Damit lassen sie sich gut reproduzieren. So ist das für alle Beteiligten in Ordnung.“

Damit bleiben Stallhofers Impressionen aus dem Altwirt von einst zumindest als Fotos erhalten. Prunkstück ist das Bild „Der berühmte Viergesang musiziert“. Es zeigt Sepp Sontheims Schwiegereltern, das Ehepaar Franz Xaver und Elisabeth Wanninger, mit seiner Tochter Maria (4), Volksmusiksammler Kiem Pauli aus Kreuth, die Musikanten Sepp Sontheim aus Parsberg (Wirt von 1935 bis 1969), Lois Treichl aus Oberaudorf, Peppi Burda aus Wörnsmühl und Karl Vögele aus Wildbad Kreuth sowie eine namentlich nicht bekannte Magd vom Zehetmair-Hof in Parsberg.

Die „Parsberger Bauernrunde“ stellt laut Überlieferung den Halmer-Kaspar (Litzlau), den Moar am Hof (Fischer), den Holzer-Vater (Widmann), den Stadlberger (Leitner), den Kogler-Hans (Heimberg) und den Kirmaier-Sepp dar (Hofnamen in Klammern). Das dritte Motiv zeigt „Miesbacher Honoratioren beim Kartenspiel“: Braumeister Adolf Wiedemann, Brauerei-Direktor Eduard Hager, den bekannten Schriftsteller Georg Stöger-Ostin und Emil Hinterdobler, beide Zeitungsredakteure beim „Miesbacher Anzeiger“.

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