US-Konzern baut neuen Atomreaktor in der Ukraine – „größte Erholung seit dem Zweiten Weltkrieg“

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Im Kernkraftwerk Chmelnyzkyj (Westukraine) werden mithilfe des US-Unternehmens Westinghouse neue Atomreaktoren. © Avalon.red / Imago

Trotz Krieg werden in der Ukraine neue Atomreaktoren hochgezogen. Der Deal wurde schon vor mehreren Jahren beschlossen, beteiligt ist ein amerikanischer Konzern.

Chmelnyzkyj/München - Der Osten des Landes ist weiter im Kriegszustand, doch auf der anderen Seite der Ukraine wird mithilfe des Westens die Energie-Infrastruktur modernisiert.

Aktuell ist der Bau zweier Atomreaktoren von großer Bedeutung, das Projekt hat im April 2024 begonnen. In Anwesenheit von Energieminister Herman Haluschtschenko und der US-Botschafterin in Kiew, Bridget Brink, wurde der Grundstein für die Reaktorblöcke 5 und 6 des Atomkraftwerks Chmelnyzkyj gelegt.

Amerikanischer Konzern baut Atomreaktoren in der Ukraine

Laut der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraina wurde die Eröffnungszeremonie aus Sicherheitsgründen erst im Nachhinein bekannt gegeben. Die neuen Reaktorblöcke entstehen in Zusammenarbeit mit dem Atomenergiekonzern Westinghouse Electric Company aus Nordamerika. Dabei handelt es sich um Druckwasserreaktoren des Typs AP 1000, die laut Konzernangaben eine Laufzeit von mindestens 60 Jahren versprechen. Auch in Bulgarien entsteht ein derartiges Projekt.

„Das ist eine modernere und sicherere Technologie als die, die wir jetzt nutzen“, erklärte Petro Kotin, Vorstandschef des ukrainischen Atomenergiebetreibers Energoatom. Die Bauzeit wird auf vier bis fünf Jahre geschätzt, während sich die Kosten auf etwa fünf Milliarden Dollar belaufen

Schon länger steht Deutschland angesichts der Entscheidung, Atomenergie gänzlich zu stoppen, international in der Kritik:

Ukrainische Energieversorgung: „Größte Erholung seit dem Zweiten Weltkrieg”

Russland beschießt zwar laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) systematisch Energieanlagen im Land, speziell Wärme- und Wasserkraftwerke. Atomkraftwerke blieben davon jedoch unberührt, angesichts des Gefährdungspotenzials. Um die nukleare Anlage im russisch besetzten Saporischschja gab es zuletzt allerdings Probleme, angesichts von Drohnenangriffen.

Wie Westinghouse (US-Unternehmen mit kanadischen Eignern) in einer Pressemitteilung erklärt, sei der Baubeginn ein erster Schritt, um die Verpflichtung eines 2022 vereinbarten Memorandums mit leistungsfähigeren Brennstoffen voranzutreiben. Das dafür erforderliche Uran wird in Schweden hergestellt, wo der amerikanische Konzern einen Standort betreibt.

„Während des Krieges haben wir unsere Zusammenarbeit nicht gestoppt, sondern vertieft und beschleunigt“, wird Petro Kotin, Chef von Energoatom zitiert. Für den ukrainischen Energieminister Herman Halushchenko werden die geplanten Anlagen des Kernkraftwerks für das Land „die größte Erholung seit dem Zweiten Weltkrieg ermöglichen“.

Westinghouse investiert bereits seit 20 Jahren in der Ukraine

Die ursprüngliche Vereinbarung wurde den Angaben zufolge bereits im Jahr 2020 getroffen, nach der russischen Invasion im Februar 2022 seien die Prozesse beschleunigt worden „und das Unmögliche geschafft“ - zusammen mit ukrainischen Spezialisten konnte der Treibstoff leistungsfähiger und „doppelt so schnell entwickelt“ werden.

Das Atomkraftwerk Saporischschja, das unter russischer Besetzung liegt.
Saporischschja im Osten der Ukraine: Das größte Atomkraftwerk Europas liegt unter russischer Besetzung. © IMAGO/ITAR-TASS/Alexei Konovalov

Patrick Fragman, CEO von Westinghouse spricht von einem Meilenstein für die Energieversorgung der Ukraine: „Wir sind stolz darauf, unsere langjährige, fast 20-jährige Partnerschaft mit der Ukraine auf bewährter Basis fortzusetzen.“

Selbst in China, einem wirtschaftspolitischen Rivalen der USA, ist das Unternehmen für die Erstellung von innovativen AP1000-Kernreaktoren zuständig. (PF)

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