Massiver Felssturz in Alpen-Urlaubsland: Helikopter „hoffnungslos überfüllt“ – Zurückgebliebene feiern

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Ein riesiger Felssturz hat die Straße nach Saas-Fee verschüttet. © Andrea Soltermann/dpa

Ein riesiger Felssturz hat die einzige Straße in den mondänen Schweizer Urlaubsort Saas-Fee verschüttet. Helikopter flogen Hunderte Urlauber aus.

Saas-Fee – Ein heftiges Unwetter hat die Region des Wallis im Südwesten der Schweiz verwüstet. Bis zu 100 Liter Regen fielen pro Quadratmeter in 24 Stunden. „Die starken Niederschläge in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag führten zu mehreren überlaufenden Wasserläufen im Saastal sowie zu einem Murgang, wodurch es zur Sperrung von Straßenabschnitten zwischen Stalden und Saas-Balen kam“, heißt es in einer Mitteilung des Kantons Wallis. Ein Facebook-Video zeigt die Gewalt der Wassermassen.

Das Tal ist dicht, die Region ist auf dem Landweg nicht zu erreichen. Rund 2200 Urlauber saßen zeitweise fest. Und das kurz vor dem Ende der Schulferien in Bayern und Baden-Württemberg. Darum wurde am Freitag (6. September) eine Helikopter-Luftbrücke für die eingeschlossenen Touristen eingerichtet. Die Sache ist nicht günstig: Für den Flug von Saas-Fee nach Stalden werden 140 Franken (umgerechnet 150 Euro) fällig. 800 Passagiere wurden bis Samstagabend ausgeflogen, wer berufliche Termine hatte, bekam Vorrang.

Wer nicht aus dem Schweizer Nobel-Ulrlaubsort evakuiert wurde, schob Frust – oder feierte

Am Boden gab es jede Menge Frust: „Jede Garderobennümmerliausgabe ist besser organisiert als das hier“, berichtete ein Lehrer aus der Region Zürich gegenüber blick.ch. Er ist mit seiner Klasse vor Ort. Am Freitag sei er mit der Klasse um 17.30 Uhr am Anstehen gewesen, da es geheißen habe, man fliege ab 16 Uhr. „Keine Chance. Es war hoffnungslos überfüllt“, so der Pädagoge. Am Samstag sei es genau so gewesen. Weitere Touristen wie eine Studentin berichten von ähnlichen Erlebnissen.

Am Sonntag fanden dann gar keine Flüge statt, die Evakuierung würde erst am Montag wieder aufgenommen, hieß es. Ein Freiburger, der mit Tochter und Enkelin eingeschlossen war, berichtet hingegen bei Facebook: „Vier Stunden Wartezeit für die Gäste, unermüdlicher Einsatz von Piloten und Personal am Boden – und immer freundlich und hilfsbereit. Meine Tochter mit meiner Enkelin und eine Freundin waren auch dabei – der erste Schultag steht an! Da wird es viel zu erzählen geben.“

Einige Leute versuchten, das Tal zu Fuß zu verlassen. Sie behinderten laut Einsatzstab mit Schaulustigen die Sprengarbeiten zur Wiederherstellung der Straßenverbindung. Trotzdem wurde die Sprengung der großen Felsbrocken abgeschlossen. Sonntagmittag teilte die Gemeinde Saas-Fee mit, die Straße würde am Mittwochmorgen wieder eröffnet.

Die Reparaturarbeiten an der verschütteten Schweizer Straße ziehen sich wohl bis Mittwoch hin

Unter den eingeschlossenen Urlaubern sind auch die Passagiere eines Reisebusses aus Thüringen: „Der Bus sollte am Wochenende wieder nach Hause fahren. Jetzt sitzen unsere Kunden erst mal in Saas-Fee im Hotel fest“, berichtet eine Sprecherin gegenüber IPPEN.MEDIA. Ein Schweizer Gast erzählt, dass extra für ihn Medikamente eingeflogen wurden.

Ein weiterer eingeschlossener Gast berichtet am Sonntagnachmittag auf Facebook, in Saas-Fee sei die Stimmung bei den Eingeschlossenen derweilen gut. „Gestrandete wie auch Einheimische feiern zusammen“, postet der Urlauber und teilt die entsprechenden Bilder. Auf dem Street Food Festival „Taste of Saas-Fee“, das ohnehin geplant war, ist Partystimmung. 

Walliser Urlaubsort nicht zum ersten Mal isoliert - Hoteliers besorgt

Klaus Habegger (45) vom Walliser Hotelier-Verein und Chef des Fünfsternehotels Walliserhof, ist nicht zum Feiern zumute: „Es ist jetzt das vierte Mal, dass wir von der Außenwelt abgeschnitten sind. Bei solchen Nachrichten überlegen es sich die Leute natürlich, ob sie noch im Saastal Ferien machen wollen“, so Habegger zu blick.ch.

Habegger weiter: „Je länger die Sperrung dauert, desto größer werden die logistischen Herausforderungen. Wir müssen schauen: Wie ist es bei den Lebensmitteln? Wie können wir die Gäste trotzdem gut verpflegen?“ Gäste, die nicht anreisen konnten, sollen Gutscheine bekommen. Wer bleiben musste, soll Rabatt bekommen. Zudem wurde ein Aktivitätenprogramm auf die Beine gestellt, das unter anderem eine Segway-Tour beinhaltet.

Saas-Fee ist kein Einzelfall: In den Alpen ereignen sich mehr Felsstürze und Muren als je zuvor: So entging eine Bergsteigergruppe am Montblanc kürzlich einer immensen Gesteinslawine. In Österreich wurden im Februar Bergsteiger von einem Steinschlag getroffen und verletzt. Experten warnen schon lange, dass durch das Auftauen des Permafrosts in den Gipfellagen die Gefahr steigt.

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