Königsdorfer Feuerwehr feiert 150. Jubiläum - und wünscht sich mehr Nachwuchs
Immer wenn etwas passiert, ist in Königsdorf die Freiwillige Feuerwehr zur Stelle. Heuer feiern die Kameraden ihr 150. Jubiläum. Das soll gebührend gefeiert werden.
Königsdorf – Ein Bürgermeister als Befehlshaber der Feuerwehr, Reiter als Feuerboten: heutzutage eine merkwürdige Vorstellung. Vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Königsdorf war das allerdings Normalität. Heuer feiern die Kameraden ihr 150. Jubiläum. Vieles erlebt haben in diesem Zusammenhang der ehemalige langjährige Kommandant Johann Vogl, Vorsitzender Hans Hartl und sein Stellvertreter Lorenz Flossmann. Gemeinsam blickt das Trio auf die vergangene Zeit zurück.
150 Jahre Feuerwehr Königsdorf: Archivarbeit eines Kommandanten bewahrte viele Erinnerungen
Bereits zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 1974 erstellte der damalige Kommandant Alfred Stangler eine erste Festschrift. „Er hat viel zusammengetragen und unzählige alte Dokumente gerettet“, berichtet Hartl. Stanglers Archivarbeit bewahrte Erinnerungen, die sonst vermutlich längst vergessen wären.

So vermerkte etwa ein Chronist in einem Protokollbuch: „In fast allen Gemeinden wurden zunächst Pflichtfeuerwehren gegründet, denen jeder männliche Einwohner angehören musste.“ Zur Ablösung dieser Pflichtvereinigung gründeten „28 wackere Männer“ am 15. November 1874 die Freiwillige Feuerwehr Königsdorf.
Königsdorfer Feuerwehr feiert Jubiläum: Rotes, altes Löschfahrzeug bleibt unvergessen
Genauso geben die Schriftstücke Einblick in große historische Ereignisse, wie die Inflation 1923. Den damaligen Wert des Geldes zeigt ein Auszug aus dem Kassenbuch: Ein Telefongespräch nach Schäftlarn kostete 1000 Mark, die Anmeldegebühr für den Feuerwehrball 12 400 Mark, der Ertrag der Christbaumfeier lag bei 83 468 Mark.

Nie vergessen werden Vogl, Hartl und Flossmann das rote Löschfahrzeug, einen LF8-Mercedes, welchen die Feuerwehr ab 1965 ihr Eigen nannte. „Vollbeladen packte der den Eurasburger Schlossberg nie“, erzählt Vogl und lacht. Die Folge: Der gewichtigste Insasse musste aussteigen und hochlaufen.
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Seitdem ist viel passiert. „Gerade in den letzten 50 Jahren gab es bei uns einen richtigen Wandel“, sagt Flossmann. Er spielt damit auf die Technisierung und den zunehmenden Verkehr an. Über all das soll die neue Chronik berichten, die ein Großteil der Vorstandschaft – darunter Richard Vogl und Michael Bauer – zum Jubiläumsfest erstellt haben.

„Allein über 2023 könnten wir eine eigene Chronik schreiben, so viel wie da los war“, meint Vogl. Der ehemalige Kommandant spricht vom Hagelunwetter in Benediktbeuern, extremem Schneefall, sechs Bränden sowie zahlreichen Unfällen.
In einem sind sich die drei einig: Für Königsdorf ist die Feuerwehr unverzichtbar. Flossmann: „Ob Unfall, Brand, Katze auf dem Baum oder Wasser im Keller: Immer wenn etwas passiert, sind wir zur Stelle.“ Trotzdem wird es schwieriger, neue Mitglieder zu finden. „Gerade im Dorf zählt doch der Zusammenhalt“, sagt Vogl betrübt. Für „seine“ Wehr, derzeit bestehend aus 52 aktiven Kameraden, wünscht er sich sehnlichst mehr Nachwuchs.

Feuerwehr für Königsdorf unverzichtbar: „Immer wenn etwas passiert, sind wir zur Stelle“
Diesem bedrückenden Gedanken stehen jedoch unzählige schöne Momente gegenüber, die die Königsdorfer durch die Feuerwehr erlebten. „Eigentlich jedes Mal, wenn ein Einsatz gut geklappt hat“, so Flossmann. Denn das Gros der Bürger wisse es zu schätzen, wenn die Feuerwehr zur Hilfe eilt. Im Winter blockierten wegen Schneebruch umgefallene Bäume die TÖL7.
Die Kameraden räumten die Straße frei. Zurück im Gerätehaus stand plötzlich ein Auswärtiger mit Leberkässemmeln in der Tür. „Er sah unseren Einsatz und fand das so super, dass er sich bei uns bedanken wollte“, erzählt der 62-Jährige.

Bei Kommandant Vogl bleibt ein Einsatz vom Januar 1990 unlöschbar im Gedächtnis: Ausgelöst durch einen Flächenbrand, stand der Herzogstand in Flammen. Es folgte ein dreitägiger Feuerwehreinsatz. Ein Wirtshaus auf dem Gipfel konnte gerettet werden. Mit den Worten „Esst und trinkt so viel ihr wollt“, lud der dankbare Wirt im Anschluss die Ehrenamtlichen ein. kof
Info
Gut gegessen, getrunken und gefeiert werden soll ebenso beim Jubiläumsfest vom Freitag, 7. Juni, bis Sonntag, 9. Juni. Die Feierlichkeiten beginnen mit einem Festabend in der Stockhalle, am Samstag findet ein Tag der offenen Tür im Gerätehaus statt. Am Sonntag gibt es einen Kirchenzug und einen Festgottesdienst.
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