Obdachlose schreit „extrem laut und anhaltend“: Stadt spricht von „belastendem Zustand“
Eine psychisch kranke Obdachlose irrt seit Monaten durch die Stadt Wolfratshausen. Durch „extrem lautes Schreien“ sorgt die 47-Jährige für nächtliche Ruhestörungen. Jetzt äußert sich die Stadt zu dem tragischen Fall.
Wolfratshausen – Das Schicksal einer Obdachlosen, die ursprünglich in Witten in Nordrhein-Westfalen lebte und in der Flößerstadt gestrandet ist, beschäftigt seit Monaten viele Menschen. Zwischenzeitlich wurde Petra Müller (Name geändert) aufgrund eines ärztlichen Attests in einer psychiatrischen Einrichtung betreut. Doch seit Ende April irrt die 47-Jährige wieder durch die Loisachstadt. Jetzt äußert sich die Stadtverwaltung zu der menschlichen Tragödie.
Obdachlose schreit „extrem laut und anhaltend“: Stadt Wolfratshausen nimmt Stellung
In einer am Mittwoch gemeinsam veröffentlichten Pressemitteilung erklären die Stadtverwaltung und die Caritas Wolfratshausen: „In den vergangenen Tagen haben Bürgerinnen und Bürger berichtet, dass eine leider obdachlose Frau die Anwohner und Besucher der Stadt durch extrem lautes und anhaltendes Schreien belästigt und insbesondere auch nachts für Ruhestörungen sorgt.“ Mehrere Gewerbetreibende sprachen bei Bürgermeister Klaus Heilinglechner vor. Der erörterte das Thema nach Informationen unserer Zeitung kürzlich in einem persönlichen Gespräch mit unter anderem Wolfratshausens Polizeichef Andreas Czerweny, der neuen Direktorin des Amtsgerichts Wolfratshausen, Christiane Serini, und der neuen Betreuerin von Petra Müller. Von Beginn an involviert in den tragischen Fall ist zudem Ines Lobenstein von der Caritas-Obdachlosenhilfe in Wolfratshausen.
Die Stadt hat bereits intensive Bemühungen ergriffen, um mit der Obdachlosen in Kontakt zu treten und ihr Unterstützung anzubieten. Leider ist es uns bisher nicht gelungen, eine Lösung zu finden, die sowohl ihr als auch den Bewohnern der Stadt gerecht wird.
Stadtverwaltung und Caritas betonen, „dass die Sicherheit und das Wohlbefinden unserer Bürgerinnen und Bürger für uns oberste Priorität haben“. Laut Presseinfo aus dem Rathaus hat die Stadt „bereits intensive Bemühungen ergriffen, um mit der Obdachlosen in Kontakt zu treten und ihr Unterstützung anzubieten“. Doch „leider ist es uns bisher nicht gelungen, eine Lösung zu finden, die sowohl ihr als auch den Bewohnern der Stadt gerecht wird“.
Wolfratshauser Polizei tut alles, „was in unserer Macht steht“
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Der Polizei, die immer wieder wegen der offenkundig psychisch kranken Frau auf den Plan gerufen wird, sind laut Czerweny die Hände gebunden. „Wir tun alles, was in unserer Macht steht“, beteuert der Erste Hauptkommissar. Nachhaltig geholfen werden müsse der 47-Jährigen an anderer Stelle. Gemeint ist eine Fachklinik. Doch nach kurzer stationärerer Behandlung ließen die Ärzte die Obdachlose wieder gehen. Sie ist nicht entmündigt, so Caritas-Mitarbeiterin Lobenstein gegenüber unserer Zeitung. Dass Müller ihre Weiterbehandlung offenbar abgelehnt habe, „ist ihr freier Wille“. Dazu muss man wissen: Ist unter anderem keine Selbst- oder Fremdgefährdung des Patienten erkennbar, muss die Fachklinik „die betroffene Person entlassen“, so Rosemarie Mamisch, Pressesprecherin des Amtsgerichts Wolfratshausen. Andernfalls steht der Vorwurf der Freiheitsberaubung im Raum, ein schwerwiegender Straftatbestand.
Stadtverwaltung und Caritas bitten „um Verständnis und Geduld“
„Wir möchten Ihnen versichern, dass wir weiterhin alles in unserer Macht stehende tun, um die Situation zu verbessern“, betonen Stadt und Caritas. „Wir arbeiten eng mit den Behörden, Organisationen und der Polizei Wolfratshausen zusammen, um eine langfristige Lösung zu finden.“ Es sei nun wichtig, dass alle Beteiligten „kooperieren, um eine schnelle und effektive Lösung zu erreichen und den aktuellen – für alle Beteiligten sehr belastenden Zustand – zu beenden“. Bis zu diesem Zeitpunkt bitten Kommune und Caritas „um Verständnis und Geduld“. (cce)