200 Jahre Veteranenverein: Mahner für den Frieden feiern Jubiläum
Der Veteranenverein Egern/Kreuth besteht schon seit 200 Jahren. Er versteht sich als Mahner für den Frieden. Das Jubiläum wird groß gefeiert.
Rottach-Egern - Manche der Gründer des Veteranenvereins Egern-Kreuth waren beim napoleonischen Feldzug gegen Russland 1812/1813 mit Glück dem Tod entronnen. 200 Jahre alt wird der Verein heuer, und am Ziel hat sich nichts geändert: Er versteht sich als Mahner für den Frieden. Das prägt auch die Jubiläumsfeier.
Um das, worauf es ankommt, scharf zu sehen, hat der Vorstand des Veteranenvereins Egern-Kreuth eine Lupe an der Ehrentafel befestigt. Damit lassen sich die Gesichter der jungen Männer aus der Pfarrei Egern erkennen, die dort als Teilnehmer des Ersten Weltkriegs gewürdigt sind. Ihre Namen stehen mit feiner Schrift darunter. Die Tafel wird Teil der Ausstellung sein, die der Veteranenverein zur Feier seines 200-jährigen Bestehens vom 27. bis 29. September im Rottacher Seeforum zeigt. Über dem Schaubild steht: „Finde Deinen Vorfahren.“
Lebendige Erinnerung an die Gefallenen
Rottacher, die der Aufforderung folgen, werden viele Aha-Momente erleben. Die Namen kennt man im Ort. Strohschneider, Adlbert, Stadler, und so weiter. Auch in den Gesichtern der jungen Männer entdeckt Josef Kaiser, Vorsitzender des Veteranenvereins, Ähnlichkeiten mit heute lebenden Nachfahren. Manche der Gefallenen waren noch Jugendliche, andere hinterließen Frauen und Kinder. Insgesamt, weiß Vize-Vorsitzender Klaus Hampel, haben 137 Kriegsteilnehmer aus der Pfarrei Egern ihren Einsatz mit dem Leben bezahlt. An sie will der Verein erinnern, und daran, was der Krieg anrichtet.
Ältester Verein der Gemeinde
Das war auch das Anliegen der Vereinsgründer im Jahr 1824. Bei Napoleons Feldzügen nach Russland 1812/13 mussten 23 Männer aus der Pfarrei Egern als bayerische Verbündete in den Krieg gegen Russland ziehen. Nicht viele kamen zurück, manche erst nach Jahren. Es folgten weitere Kriege, der Verein blieb stark. Auch heute noch hat er 130 Mitglieder. Er ist der älteste Verein der Gemeinde und auch der älteste Veteranenverein des Landkreises.
Ausstellung im Seeforum
Die Feier des besonderen Jubiläums plant der Vorstand schon seit zwei Jahren. Sie beginnt mit der Eröffnung der Ausstellung am Freitag, 27. September, um 15 Uhr im Seeforum, wird fröhlich beim Tanzabend mit Franz Posch am Samstag, 28. September, ab 20 Uhr, und findet ihren Höhepunkt bei einem großen Festzug und Gottesdienst am Sonntag, 29. September. Dem schließt sich eine Feier für geladene Gäste im Seeforum an. Alle Rottacher Ortsvereine werden beim Festzug dabei sein, dazu die Veteranenvereine aus der Umgebung. Die Bundeswehr nimmt ebenfalls teil, die Gebirgsjäger aus Mittenwald haben sich angesagt. Um 8 Uhr morgens sammeln sich am Sonntag die Teilnehmer des Festzugs am Seeforum, ab 9 Uhr bewegt sich der Zug zur Egerner Kirche.
Im ganzen Ort Erinnerungsstücke gesammelt
Für die Ausstellung hat der Veteranenverein im ganzen Ort Stücke aus Kriegszeiten gesammelt. Sie erweitern den eigenen Fundus, der auch nicht klein ist. Ein ganz besonderes Objekt ist eine überaus aufwendig verzierte Reservisten-Pfeife aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Sie zeugt auch vom Stolz der Soldaten und ist als Erinnerungsstück eine echte Rarität. „Man kann sie wirklich rauchen“, sagt Kaiser. Die Ehrenpfeife wird bei der Ausstellung zu sehen sei, wie auch Pickelhauben, Uniformen, Fotos und vieles mehr.
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Die Auswahl der Ausstellungsstücke erforderte einiges an Kenntnissen und auch Fingerspitzengefühl. „Wir wollen in keiner Weise den Militarismus verherrlichen“, betont Hampel. „Unser Hauptanliegen ist der Frieden.“ Die Ausstellung dient der Erinnerung an den Krieg, beschränkt sich dabei aber auf die Militärgeschichte. Die Politik bleibt außen vor. NSDAP-Devotionalien werden nicht zu sehen sein, darauf haben die Organisatoren geachtet.
Am Samstag ist Tanz im Seeforum
„Mahnung und Trauer“, darum gehe es bei der Ausstellung, meint Hampel. Das Jubiläum selbst zeugt vom Zusammenhalt und soll auch fröhlich gefeiert werden. Darum der Tanzabend im Seeforum mit Franz Posch und seinen Innbrüggler Musikanten. Karten für 20 Euro sind im Vorverkauf bei der Tourist-Info, online bei München-Ticket und an der Abendkasse zu haben.
Unterstützung durch Spender
Die Musiker hat der Verein schon vor zwei Jahren gebucht. Die Festplanung sei schon ein gewaltiger Aufwand für eine kleine Gruppe, meint Kaiser. „Aber wir wollten das jetzt noch einmal auf die Beine stellen.“ Es werde wohl das letzte Mal sein, dass der Veteranenverein groß Jubiläum feiere, vermutet er. Die Zahl der Zeitzeugen sei klein geworden, ein einziger Teilnehmer des Zweiten Weltkriegs gehöre dem Verein noch an. Zu seiner Freude, berichtet Kassier Ulrich Wurmser, erhalte der Verein für sein Jubiläum viel Unterstützung, es gebe großzügige private Spender. Und: Der Vorstand denkt über das Jubiläum hinaus schon auch an die Zukunft, wünscht sich neue Mitglieder. Der Verein stehe auch Frauen offen, sagt Kaiser, bisher gebe es aber nur ein weibliches Fördermitglied. Das müsse nicht so bleiben: „Es können auch Soldatinnen zu uns kommen.“