Podiumsdiskussion zum Schlierseer Hof: Es bleibt die Frage nach der Größe

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Üppig bestücktes Podium: (v.l.) Robert Salzl, Marcel de Alwis, Florian Zeindl, Moderator Herbert Konrad (Ex-KBW Bad Tölz), Alexander von Schoeler, Babette Wehrmann und Ex-Kreisbaumeister Werner Pawlovsky. © tp

Nun trafen sie also direkt aufeinander, die beiden Seiten des Bürgerentscheids zum Schlierseer Hof. Mit je drei Vertretern saßen Bauherr und Bürgerinitiative auf der Bühne im mit rund 400 Zuhörern voll besetzen Bauerntheater und tauschten ihre Argumente aus.

Schliersee – Ob sich viele umstimmen ließen, sei dahingestellt. Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer, der nur die Begrüßung sprach, jedenfalls meinte beim Blick in die Reihen, die Lager recht eindeutig zuordnen zu können.

Mit einer kleinen Überraschung begann Marcel de Alwis, Junior-Chef des Schlierseer Hofs, seinen Kurzvortrag. Man habe die Planung noch ein wenig reduziert, von 116 auf 112 Zimmer, und die Zäsuren zwischen den drei Gebäudeteilen deutlicher gemacht, was den Eindruck eines Riegels mindern soll. Gebäudelänge: 89 Meter, Firsthöhe unverändert 24 Meter. „Befremdlich“ fand die zuvor nicht kommunizierte Änderung BI-Sprecher Alexander von Schoeler. Aber auch unerheblich. Der Wortlaut des Entscheids bleibt ja unverändert: keine Bebauungs des Parkplatzes, nichts Höheres als der Bestand.

Was ein Ja zum Bürgerentscheid aus seiner Sicht bedeuten würde, schilderte de Alwis mit Zahlen. Der Bestand an Parkplätzen lasse, die gemeindliche Stellplatzsatzung zugrundegelegt, weniger als 39 Zimmer zu – unwirtschaftlich. Auch mit einer Tiefgarage unter dem Siebzehnrübl wären nur 54 Zimmer drin, die Investitionskosten wegen notwendigen Spa, Fitness und dergleichen aber kaum niedriger. Am Ende stünde ein Zimmerpreis von 700 Euro pro Nacht – unrealistisch und nicht das, was die Familie de Alwis für Schliersee will. Bislang war von einem Preis von 340 Euro die Rede.

Für zahlungsfähige Klientel allemal, und von der erhofft sich etwa auch die Mehrheit im Gemeinderat viel für den Ort. Florian Zeindl (CSU) sprach davon, dass Hotelgäste laut einschlägiger Statistiken täglich 131,50 ausgeben. „8,6 Millionen Euro im Jahr, die in den Wirtschaftskreislauf fließen.“ Ein Impuls, von dem sich die Befürworter der großen Lösung einen positiven Effekt auf die Ortsmitte mit ihrem augenfälligen Leerstand erhoffen. Robert Salzl, Ex-Vorsitzender des Vereins Tourismus Oberbayern München, fügte an, dass Schliersee viel zu wenig Hotelbetten habe. Die hohen Übernachtungszahlen, die die BI als Argument gegen einen darbenden Tourismus anführt, würden vom überproportionalen Anteil an Jugendherbergen herrühren. Das sei per se zwar „toll“, aber örtliche Gastronomie oder Einzelhandel würden davon nicht profitieren.

An die dargestellten Effekte will die BI nicht so recht glauben. Grünen-Gemeinderätin Babette Wehrmann meinte, der Leerstand im Einzelhandel liege eher an den unattraktiven Flächengrößen und dem allgemeinen Konsumverhalten der Menschen – Stichwort Internet. Wie vor einer Woche beim BI-Infoabend (wir berichteten) bezweifelte sie steigende Gewerbe- und Einkommensteuereinnahmen, da zum einen die hohen Investitionen lange Zeit keine Gewinne zulassen würden und Hotelangestellte nicht gerade zu den Besserverdienern gehören.

Das brachte ihr in der Publikumsrunde die Frage von CSU-Gemeinderat Wolfgang Mundel ein, warum sie dann für das Vitalresort in Neuhaus gestimmt habe. Sie wolle unzutreffende Argumente entkräften, entgegnete Wehrmann. Zudem seien die Projekte nur schwer vergleichbar.

Volles Haus: Die Stuhlreihen im Schlierseer Bauerntheater waren dicht gefüllt.
Volles Haus: Die Stuhlreihen im Schlierseer Bauerntheater waren dicht gefüllt. © THOMAS PLETTENBERG

De Alwis war zuvor noch auf zwei seitens der BI zuletzt neu in die Diskussion eingebrachte Themen eingegangen. Die eingetragene Marke Uwama Bay, die sich aus den Vornamen der Hoteliersfamilie – Ute, Walter und Marcel sowie Bayern zusammensetze und eigentlich für ein Restaurant geplant gewesen war. Weitere Verwendung unklar. Gleiches gelte auch für die Frage, wie ein neues Hotel heißen würde. Punkt zwei war die Lärmentwicklung von über 100 Dezibel. Die Angabe stamme aus dem Lärmschutzgutachten und sei nicht der Pegel, den die Nachbarn aushalten müssen, sondern – ganz im Gegenteil – der höchstmöglich angesetzte Wert, vor dem sie geschützt werden müssen.

„Wir bauen hier in Deutschland“, sagte de Alwis mit Blick auf die vielfältigen Vorschriften. Der Schutz vor Halbwahrheiten wie diesen habe die Familie bewogen, die Pläne nicht vollumfänglich zu veröffentlichen. Sie können aber weiterhin bei den sonntäglichen Info-Frühschoppen im Schlierseer Hof (11 Uhr) eingesehen werden.

Aus dem Publikum schlug de Alwis noch einiges an Misstrauen entgegen. Er unterstrich daher, dass kein Investor hinter dem 55-Millionen-Euro-Projekt stehe, sondern die Familie selbst. Die Finanzierung laufe über die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, die Volksbank Rosenheim und die BTV Bank Vorarlberg. Heutzutage würden die Geldhäuser noch nicht einmal „einen kleinen Prozentsatz an Risiko“ eingehen. Zeindl bekräftigte in diesem Zusammenhang, dass sich die Gemeinde mit einem Durchführungsvertrag absichere, zu dem auch eine gesicherte Finanzierung gehöre.

Letztlich blieb einmal mehr vor allem die Frage nach der Größe als Knackpunkt, und die ist ja auch Inhalt des Bürgerentscheids. Die leicht reduzierte Planung ändert an der Ausgangslage wohl nichts.

Wie Schnitzenbaumer auf Anfrage mitteilte, haben übrigens ein paar Hundert der gut 5000 Wahlberechtigten ihre Stimme bereits abgegeben. Der Urnengang, bis zu dem die Diskussion wohl weitergehen wird, findet am Sonntag, 5. Mai, statt.

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