Legendärer Lindl-Hoagascht in Irschenberg beweist: Die Volksmusik gehört der Jugend
Der vom Harfenduo Sunnaschein ausgerichtete Traunsteiner Lindl Hoagascht in Irschenberg darf als geradezu epochal bezeichnet werden. Nach drei Stunden war klar: Die Volksmusik gehört der Jugend.
Irschenberg – Der vom blutjungen Harfenduo Sunnaschein ausgerichtete Traunsteiner Lindl Hoagascht im Irschenberger Trachtenheim darf als geradezu epochal und in jedem Fall unvergesslich bezeichnet werden. Nach drei Stunden war klar: Die Volksmusik gehört der Jugend.
Keiner der 250 Zuschauer des Hoagaschts, den die beiden Lindl-Gewinnerinnen Magdalena Kandlinger (17) aus Kreuth und Johanna Wierl (20) aus Bad Aibling traditionsgemäß nach der Verleihung des Musikpreises „Traunsteiner Lindl“ zu organisieren hatten, wird noch jemals Angst um die Zukunft der echten alpenländischen Volksmusik haben. Auf der Bühne fand sich mit aktuellen und ehemaligen Lindl-Gewinnern sowie international bekannten Größen nicht nur die Crème de la Crème der Volksmusik ein, sondern vor allen Dingen sehr junge Gruppen, die allesamt den Spaß an der Spielfreude mit einem Hauch anarchischem Impetus frönten – und das bei ausgefeiltem und exzellentem Spiel und Gesang.
Sieben Mitglieder der Tegernseer Tanzlmusi fast schon die Senioren beim Lindl-Hoagascht
Das Rein- und Raus-Spielen übernahmen die sieben Mitglieder der Tegernseer Tanzlmusi, die seit 17 Jahren weltweit unterwegs und in der Szene als Youtube-Stars bekannt sind – und sich trotzdem an diesem Abend als die Senioren auf der Bühne wiederfanden.
Umjubelt wurde bei diesem Hoagascht jedes Stück. Sowieso das Gewinnerstück „Im koitn Kammerl“, das Kandlinger und Wierl in perfekter Harmonie mit souveränen Motiv- und Tempiwechsel zwischen den lieblichen und rhythmischen Passagen und einem breiten, zufriedenen Lächeln im Gesicht zum Besten gaben. Auch die Geschwister Strasser aus Riedering, deren jüngstes Mitglied Marinus am Kontrabass gerade zehn Jahre alt ist, spielten und sangen ausgefeilt und souverän. Ebenso der Familiengesang Demmel, der die vorwitzigsten Volkslieder und Jodler zum Besten gab. Für die gerade 14 Jahre alt gewordene andere Lindl-Gewinnerin Stefanie Erler aus Tirol gab’s viel Beifall für ihre den kehligen Sound des Tiroler Dialekts auf die Harfe übertragenden, schnellen und akkuraten Stückl. Die „Auf Knopfdruck Geigenmusi“ glänzte mit gemütlichen wie unfassbar schnellen Polkas und Walzern.
Moderator als humoristische Krönung
Die Krönung war aber Andal Raab, der wegen seiner Radioerfahrung als Ansager bei seinem ersten Hoagascht einsprang. Etwas hemdsärmelig befragte er alle Gruppen, kommentierte und parierte deren Aussagen derart witzig und unverfroren, dass sich das Publikum nicht sicher war, ob es da der Geburtsstunde einer neuen valentinesk-polt’schen anmutenden, bärig-anarchisch-punkhaft-rebellischen-kabarettistischen Kunstform beiwohnte. Oder ob sich der Andal, der sich zwischendurch mal einen Schnaps gegen die Aufregung bestellte, da nicht doch ein wenig vergaloppierte. Aber egal: Das war so lustig, dass das Publikum Tränen lachte. Als Sepp Kaiser und Gitti Edtmayer von der Arbeitsgemeinschaft Traunsteiner Lindl den beiden Gewinnerinnen die Medaillen überreichten, spendierten die zum Dank zusammen mit Erler „ein fetziges Harfenliadl“: den Isartaler Landler in einer epochalen Trio-Version, die ihnen erneut donnernden Applaus einbrachte.
ak