„Genau das, was die Welt braucht“: Britischer Ex-Premier Johnson hofft auf Trumps Rückkehr ins Weiße Haus
Der frühere britische Premier Boris Johnson spricht sich in einer Kolumne für die Wiederwahl Donald Trumps bei den kommenden US-Wahlen aus.
London – Sie regierten ihre Nationen in einem analogen Zeitfenster und sorgten vor und nach ihrer Amtszeit für Polarisierung: der ehemalige US-Präsident Donald Trump und der frühere Premierminister des Vereinigten Königreichs Boris Johnson. Nun macht sich Johnson für eine Wiederwahl Trumps als Präsident der Vereinigten Staaten stark und lobt diese Perspektive in einer seiner wöchentlichen Daily Mail-Kolumnen.
Boris Johnson | |
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Geboren: | 19. Juni 1964 in New York |
Amtszeit als Bürgermeister von London: | Mai 2008 bis Mai 2016 |
Amtszeit als britischer Außenminister: | Juli 2016 bis Juli 2018 |
Amtszeit als britischer Premierminister: | Juli 2019 bis Juni 2022 |
Britischer Ex-Premier Johnson hofft auf Trumps Rückkehr
Mit Blick auf die jüngsten US-Vorwahl in Iowa, die Donald Trump mit klarer Mehrheit für sich entscheiden konnte, konstatiert Johnson: „Ja, Leute, das große orangefarbene Luftschiff bläst sich auf wundersame Weise über dem Atlantik wieder auf. Nach seinem überwältigenden Sieg in Iowa ist Donald Trump nun der klare Favorit.“
Diese Aussicht begrüßt das frühere britische Staatsoberhaupt und reagiert skeptisch auf eine Einordnung im The Economist, die Trump als größte Weltbedrohung im Jahr 2024 deklarierte. Stattdessen betont Boris Johnson: „Wenn man sich die Fakten anschaut, kann man tatsächlich argumentieren - und das kann ich auch jetzt tun -, dass eine Trump-Präsidentschaft genau das sein könnte, was die Welt braucht.“
Johnson-Lob für Trump, keine Befürchtungen hinsichtlich Ukraine-Unterstützung
Wie kommt der 59-jährige Ex-Premierminister und einstige Brexit-Befürworter, der selbst in New York geboren wurde, auf seine Einschätzung? Zunächst einmal relativiert er und hält mit Blick auf seine Präferenz und den Kapitol-Ansturm vor zwei Jahren fest: „Lassen Sie mich betonen, dass dies in keiner Weise die hervorragenden Qualitäten von Joe Biden schmälern soll, der viele gute Dinge getan hat und ein überzeugter Atlantiker und Freund dieses Landes ist. Ich verharmlose auch nicht den ungeheuerlichen Fehler von Trump vom 6. Januar 2021 und den darauf folgenden Aufstand auf dem Capitol Hill.“
Im nächsten Atemzug weist Boris Johnson indes darauf hin, dass die Wahl eine Angelegenheit des amerikanischen Volkes sei - und dieses allem Anschein nach mehrheitlich nicht glaube und wünsche, dass Trump aufgrund seiner Vergehen, die teilweise Bestandteil diverser Justizverhandlungen sind, von der Präsidentschaftswahl im kommenden November ausgeschlossen werde. „Vernünftige Menschen können erkennen, dass Trump eigentlich kein Möchtegern-Diktator ist“, fährt Johnson fort und entkräftet ferner die Befürchtung, dass Amerika unter Trump aufhören könnte, die Ukraine zu unterstützen: „Was auch immer sie jetzt über Präsident Trump sagen, ich kann nicht glauben, dass er als der Präsident in die Geschichte eingehen möchte, der ein Land im Stich gelassen hat, zu dessen Befreiung er bereits deutlich beigetragen hat.“
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Trump als Ukraine-Freund, Breitseiten gegen Obama und Deutschland
Seine Wahrnehmungen stützt Boris Johnson in seiner Kolumne auf den Umstand, dass Trump 2014, nach der Krim-Invasion der Putin-Armee, der erste gewesen sei, der sich für die Ukraine starkgemacht habe. Versagt hätten zu diesem Zeitpunkt und bereits davor hingegen ganz andere Kräfte, wie Barack Obama sowie westliche Verbündete: „Er hat nichts unternommen, um Putin aus der Ukraine zu vertreiben, weder von der Krim noch aus dem Donbas. Weder die Franzosen, noch die Deutschen, und, ehrlich gesagt, auch nicht die damalige britische Regierung.“
Zwar sei sich Johnson bewusst, dass es innerhalb der republikanischen Partei auch zahlreiche Ukraine-Skeptiker gebe, Donald Trump scheint er hiervon aber auszunehmen: „Wie kann man Amerika wieder groß machen, wenn man einem russischen Tyrannen erlaubt, den Westen völlig zu demütigen? Trump wird sicherlich fordern, dass die Europäer mehr für ihre eigene Verteidigung zahlen - aber das ist eine langjährige Politik der USA.“ Und weiter gibt sich Johnson gewiss: „Ich kann einfach nicht glauben, dass Trump die Ukrainer im Stich lässt. Im Gegenteil, nachdem er herausgefunden hat, dass es mit Putin keinen Deal zu machen gibt, besteht meines Erachtens eine gute Chance, dass er noch einmal nachlegt und zu Ende bringt, was er begonnen hat - indem er ihnen das gibt, was sie brauchen, um zu gewinnen.“
Boris Johnson: Westen wäre unter Trump stärker
Generell erachtet Johnson die Chance als groß, dass „der Westen stärker und die Welt stabiler“ werde, sollte Trump erneut ins Weiße Haus einziehen. Hinsichtlich der Unterstützung Russlands und der Hamas durch den Iran fragt der prominente Kolumnist rhetorisch: „Glauben Sie, dass irgendetwas davon jetzt passieren würde, wenn Donald Trump in den letzten vier Jahren Präsident gewesen wäre?“ Dieser sei gegen iranische Hardliner - wie den iranischen Offizier Qasem Soleiman, der auf Befehl Trumps 2020 ums Leben kam - entschieden vorgegangen und hätte sich somit Respekt erarbeitet: „Was hat Amerika unter Obama getan? Nichts.“
Auch die Angriffe Trumps gegen Baschar al-Assad und dessen Streitkräfte im Jahr 2018 führt Johnson wohlwollend an. Assad habe anschließend keine Chemiewaffen mehr gegen das eigene Volk verwendet. „Auf der Grundlage dieser Beweise könnte man sicherlich argumentieren, dass die Welt jetzt einen US-Führer braucht, dessen Gewaltbereitschaft und schiere Unberechenbarkeit eine große Abschreckung für die Feinde des Westens darstellen. Wenn ja, dann ist dieser Anführer Trump“, huldigt Johnson seinem einstigen Amtskollegen, der kürzlich meinte, er könne den Ukraine-Konflikt binnen 24 Stunden beenden.
Chance bei US-Wahl: Trumps Konkurrentin Haley verkleinert Abstand bei Umfragen
Jüngsten Umfragen zufolge liegt Trump im Feld der Republikaner deutlich in Führung. Das hat sein deutlicher Sieg bei den Vorwahlen in Iowa gerade erst wieder bewiesen. Auch in New Hampshire läuft alles auf einen Erfolg des früheren Präsidenten hinaus. Sollte Trump am 23. Januar auch in dem Bundesstaat an der Ostküste triumphieren, steht einer Nominierung als Präsidentschaftskandidat seiner Partei für die US-Wahl 2024 im November kaum noch etwas entgegen.
Allerdings fällt auf, dass Haley den Abstand auf Trump zuletzt nach und nach verringern konnte. Derzeit liegt Trump im Durchschnitt aller Umfragen bei konstanter Tendenz mit mehr als zehn Punkten vor Haley. Sehr viel schlechter sieht es hingegen für DeSantis aus. Der Gouverneur von Florida ist demnach von einem zweistelligen Ergebnis weit entfernt. (chnnn)