Landwirtschaft im Landkreis Ebersberg: Wetterglück und -pech liegen nah beieinander
Während einige Landwirte im Landkreis Ebersberg mit dem Wetter zufrieden sind, hat die Familie Kronester weniger Glück. Ein Unwetter macht rund um Oberpframmern in Minuten viel zunichte. Insgesamt sind die Erträge in der Region zufriedenstellend.
Binnen 20 Minuten hatte sich 2024 für die Kronesters aus Oberpframmern erledigt. Die Landwirtsfamilie musste zusehen, wie ihr Erntejahr wortwörtlich den Bach runterging, als am Abend des 12. Juli ein Unwetter über die Gemeinde hereinbrach. Den Kronesters rannen die Wassermassen quer durch den Stall, spülten das Stroh vom Futtertisch bis zum Nachbarhof, verschonten aber zum Glück die Liegeboxen der Milchkühe.
Unwetter bei Oberpframmern hat örtlich verheerende Folgen für die Ernte
Der Hagel legte Gras, Getreide und Mais um. Was wieder aufstand, blieb mickrig, Pilzsporen verringern die Siloqualität. Der Ertrag bei Weizen und Gerste falle bei den örtlichen Betrieben teils so niedrig aus wie noch nie. „Wir haben unsere Werkstatt unter freiem Himmel“, sagt Barbara Kronester, die auch Ebersberger Kreisbäuerin ist, schicksalsergeben über ihren Berufsstand. Doch es bereitet ihr hörbares Unbehagen, dass der Hof auf die Zahlung der Hagelversicherung hoffen muss, statt von der eigenen Ernte zu leben. „Es ist nicht der Ruin“, sagt Kronester. Aber es trifft die Reserven.
Anderswo im Landkreis Ebersberg: Abwechslungsreiches Wetter sorgt für solide Erträge
Dabei können die Landwirte im Landkreis Ebersberg eigentlich recht zufrieden mit dem diesjährigen Wetter sein – sofern sie nicht vom punktuellen Gewitterunglück betroffen sind. „Es ist alles schön hergewachsen“, sagt Barbara Kronester über die Entwicklung bis zu jenem Abend. Und ihr Kollege, Kreisbauer Matthias Vodermeier aus Neufahrn bei Vaterstetten, sagt: „Die Erträge sind sehr zufriedenstellend.“ Mit 60 bis 70 Doppelzentner pro Hektar sei etwa der Ertrag bei der Gerste sehr gut.
Die Feldfrüchte von Mais über Raps bis Weizen hätten im Landkreis Ebersberg vom abwechslungsreichen Wetter mit Wärme und reichlich Regen profitiert – gerade im Norden, wo die Münchner Schotterebene generell das Wasser weniger speichern kann als die dichteren Böden im Landkreis-Süden. Lediglich bei den Kartoffeln sei Vorsicht vor Krautfäule geboten, weshalb man derzeit vermehrt Traktoren beim Spritzen beobachten könne. „Aber dass alles optimal ist, ist eher eine Ausnahme“, bekennt Vodermaier und kalauert: „Es müsste sich halt jeder sein eigenes Wetter bestellen können.“
Viel Regen: Waldbesitzer im Landkreis Ebersberg sehr zufrieden
(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Ebersberg-Newsletter.)
Meine news
Keine Bestellwünsche, was das Wetter angeht, haben derzeit die Forstleute. „Der Wald steht gut da“, sagt Werner Fauth von der Waldbesitzervereinigung Ebersberg. Dank des Regens seien die Pflanzungen gut angewachsen und die Fichten könnten sich mit ihrem Harz gut gegen den Borkenkäfer wehren. Die Starkregen-Ereignisse des Sommers bewiesen zudem, welcher Segen der problemlos schluckende Waldboden für den Hochwasserschutz und den Grundwasserspiegel sei, da kaum etwas daraus ablaufe. Dass die stockende Baukonjunktur die Holzpreise drücke – eine andere Baustelle.
Agrarwetter im Kreis Ebersberg 2024: Lokale Unterschiede und das Hoffen auf Kontinuität
Kreisbauer Matthias Vodermaier hofft im Prinzip, dass das Wetterjahr so weitergeht: Ausreichend Regen für Mais, Soja und Kartoffeln. „Alles, was noch steht, braucht Wasser.“ Und dann ausreichend trockene Tage zum Ernten und Dreschen. Vielleicht langt es dann für das Erntejahr 2024 noch für eine Schulnote Zwei – momentan würde Vodermeier wegen des launisch-kühlen Frühjahrs eine Drei vergeben.
Dabei kann es aber sein, dass selbst innerhalb eines Landkreises die Wertungen auseinanderdriften, denn das Wetter macht lokale Unterschiede. Nicht immer gleich im niederschmetternden Ausmaß wie bei dem Unwetter über Oberpframmern. Bauernverbands-Kreisobmann Vodermeier beobachtet, dass es über seinen Feldern in Neufahrn messbar weniger regnet als bei den Nachbarn in Hergolding, Zorneding oder Pliening. Möglicherweise bilde die Landeshauptstadt München eine Wetterbarriere, vermutet er, will sich aber nicht beschweren: „Mehr Regen bedeutet auch mehr Untwetter.“