Fünf Einsätze in 48 Stunden sind eine Menge für eine verhältnismäßig kleine Feuerwehr wie die Forstinninger. Dass die Ehrenamtlichen dabei mehrfach verbal angegriffen werden, hat nun einen eindringlichen Facebook-Post zur Folge.
Vier schwere Verkehrsunfälle und eine technische Hilfeleistung alleine in den letzten Tagen zwischen Mittwoch und Freitag im Bereich der Gemeinde Forstinning: „Einsatzreiche Tagen liegen hinter uns“, sagt Erster Feuerwehrkommandant Florian Haslinger, während er schon wieder im Einsatz ist, um den Verkehr abzuriegeln für einen Festzug auf der ehemaligen Bundesstraße bei Niederried und Heilig Kreuz. Was aber in diesen Tagen und mit Blick auf die Einsätze anders war als sonst: Von Vorfall zu Vorfall aggressiver hätten einige Autofahrer gegenüber den freiwilligen Helferinnen und Helfer der Forstinninger Feuerwehr reagiert. Die Rede ist von Verbalattacken, die man unter Feuerwehrlern leider längst kennt. Nicht aber in dieser massiven Form und in dieser kurzen zeitlichen Abfolge wie jetzt. Deshalb entschied man sich seitens des Forstinninger Kommandantenteams, mit einem offenen Brief via soziale Medien Dampf abzulassen und zugleich um Verständnis zu werben.
In dem besagten Facebook-Post der Forstinninger Wehr heißt es wörtlich und dabei noch betont sachlich und nüchtern: „... Uns stimmt der Umstand nachdenklich, dass wir im Rahmen der Absperrmaßnahmen gehäuft verbal attackiert wurden. Diesbezüglich möchten wir Folgendes verdeutlichen: Die Feuerwehren sperren Straßen nicht grundlos. Es geht stets um den Schutz der am Einsatz beteiligten Helfer sowie um die Gewährleistung eines sicheren Umfelds zur Rettung oder Behandlung von Unfallbeteiligten.“
Feuerwehr hat Verständnis für Autofahrer-Ärger - und bittet um Verständnis für ihre Arbeit
Geradezu verständnisvoll fügt man hinzu: „Wir verstehen durchaus, dass Sie morgens auf dem Weg in die Arbeit keine Lust auf Umwege haben oder nach der Arbeit endlich nach Hause wollen. Aber denken Sie auch mal an uns: Egal ob nachts oder tags, wenn die Sirene schrillt, fahren wir zum Gerätehaus und anschließend mit den Feuerwehrfahrzeugen zu den Einsatzorten. Stets werden wir dabei aus unserem normalen Alltag gerissen. Wir legen unsere Arbeit nieder oder unterbrechen Freizeitaktivitäten und Schlaf, um den Auftrag der Feuerwehren zu erfüllen...“
Retten, Löschen, Bergen, Schützen; diesen ehrenamtlichen und unentgeltlichen Beitrag leiste jeder der Mitglieder gerne, so der Internet-Eintrag. Im eigenen Verständnis wolle man stets Freund und Helfer sein und habe so gut es gehe ein offenes Ohr. „Aber nehmen Sie bitte Rücksicht, wenn wir Sie nicht durch eine von einem Unfall betroffene Straße fahren lassen können“.
„Zu ist zu“, unterstrich Haslinger nochmals in einem Gespräch mit der EZ. Dabei zeigte der Kommandant sogar noch auffallend viel Verständnis für die gegenwärtige Situation in und um Forstinning mit derzeit spürbar erhöhtem Verkehrsaufkommen und gleich mehreren, teil noch längere Zeit bestehenden, lokalen Baustellen. Diese Gemengelage habe nach seiner persönlichen Einschätzung dazu geführt, dass es beispielsweise nach einem schweren Unfall mit Personenschaden in der Schwaberwegener Kreuzung zu langen Staus in Richtung Ebersberg bis zur Kapelle im Forst gekommen sei, was für so manchen Betroffenen zu einer echten Nervenprobe geworden sei. In diesem Fall habe man nach einem erfolgten Verbalangriff sogar die am Unfallort präsente Polizei zur Hilfe geholt.
Beschimpfungen sind nichts Neues – aber es gibt Grenzen
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Meine news
Beschimpfungen, so Haslinger, habe es in den letzten Jahren leider immer schon gegeben, nicht zuletzt auch bei Einsätzen auf der A 94, die in Teilen in den Zuständigkeitsbereich der Forstinninger fallen. Respektlosigkeit und mangelnde Einsicht aber könne und wolle man sich nicht grenzenlos bieten lassen. Bislang ist es laut Florian Haslinger noch zu keiner Anzeige seitens der Feuerwehr gekommen. Komplett ausschließen wolle er das für die Zukunft im Grundsatz aber auch nicht mehr. Nach den Erlebnissen der letzten Tage aber sei für ihn und seinen Kollegen nun das Fass vollgelaufen, daher habe man sich an die Öffentlichkeit gewandt.
Was genau an Beschimpfungen gefallen sei und welche Vokabeln dabei gewählt worden waren, wollte die Feuerwehr laut ihres Sprechers Benedikt Seidl gestern am EZ-Telefon nicht sagen. Man beabsichtige mit dieser Form der Zurückhaltung, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen.