„Kein Tag ist wie der andere“

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„Meine Motivation ist auf jeden Fall, den Jugendlichen etwas zu geben!“:  Erdwegs Jugendpfleger Maximilian Rutz. © sas

Erdwegs Jugendpfleger Maximilian Rutz spricht im Interview mit den Dachauer Nachirchten über seine Arbeit und Motivation.

Erdweg –Seit gut zwei Jahren arbeitet Maximilian Rutz engagiert als Jugendpfleger der Gemeinde Erdweg. Das Juz hat sich in dieser Zeit zu einem pulsierenden Treffpunkt für die Jugend entwickelt. Im Interview spricht der 28-Jährige über seine Arbeit und seine Motivation.

Wie ist Ihr beruflicher Werdegang?

Rutz: Ich bin früher selber ins Jugendzentrum gegangen, damals in Altomünster, hab dort eine ehrenamtliche Tätigkeit angefangen und eine Koch-Ausbildung. Ich wusste jedoch ziemlich schnell, dass das nichts für mich ist. Ich habe die Ausbildung zwar durchgezogen, wollte aber dann aber etwas Soziales machen. Aus mehreren Gründen habe ich mich dann für den Heilerziehungspfleger entschieden und mich in Dachau in einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche beworben. Nach einiger Zeit habe ich die Stellenausschreibung hier in Erdweg gesehen, mich beworben und der Kreisjugendring hat mich genommen – auch vielleicht, weil ich einige Erfahrung mitgebracht habe.

Wie motiviert man sich täglich für diesen Beruf, der ja auch nicht ganz einfach ist?

Meine Motivation ist auf jeden Fall, den Jugendlichen etwas zu geben und sie ein Stück weit an die Hand zu nehmen – egal, ob es ein Ratschlag ist, beispielsweise bei einer Bewerbung, im Liebesleben, bei Stress mit den Eltern oder in der Schule. Ich bin nicht allwissend, aber ich kann meine Erfahrungen weitergeben und sagen: So würde ich es machen. Was mir besonders gut gefällt, ist die Abwechslung. Kein Tag ist wie der andere.

Wie sieht denn in etwa so eine Woche aus?

Montag habe ich die aufsuchende Arbeit in der Gemeinde. Da gehe ich die Hotspots ab, schaue, wo sich Jugendliche aufhalten, die nun mal nicht ins Juz kommen oder in einem Verein sind. Was gar nicht schlimm ist. Ich unterhalte mich mit ihnen, frage sie, ob sie etwas brauchen. Manchmal lade ich die auch ein ins Juz. Büroarbeit ist fast die ganze Woche: Abrechnungen, Planungen des Freizeitprogramms, E-Mails, Social Media. Dienstag ist einmal im Monat Team-Treffen mit den anderen Jugendarbeitern des KJR und von 15 bis 21 Uhr sind unsere Juz-Öffnungszeiten. Mittwochs war bisher Lerncafé, das haben wir jetzt auf donnerstags verschoben. Dort unterstütze ich ganz viel und sei es nur, dass man mal ein Bewerbungsgespräch übt, rausfindet, was wichtig dabei ist oder wie man sich anzieht. Alle zwei Monate habe ich zudem ein Gespräch mit dem Bürgermeister, einen Austausch. Das klappt supergut. Freitags ist wieder Juz-Öffnungszeit.

Was ist in den Ferien geboten?

In den Ferien sind natürlich noch andere Sachen geboten: Fahrt an den See, Juz-Party, Fahrt zum Escape-Room, und so weiter. Ich setze mich dann zwei bis drei Monate vor dem Sommer- und dem Winterprogramm hin, frage nach den Wünschen der Jugendlichen und plane. Manchmal ergibt sich auch spontan etwas. Ein Mädchen war zum Beispiel dabei, das sich immer gern die Nägel gemacht hat. Die hab ich dann gefragt, ob sie das im Juz nicht auch mal machen will. Und so kam ein entsprechendes Angebot zustande. Ich will den Jugendlichen ja auch Selbstverantwortung geben und somit ihr Selbstbewusstsein stärken.

Welche Dinge gibt der KJR vor?

Ich kann zum Beispiel Fortbildungen mitmachen und der monatliche kollegiale Austausch ist wichtig. Der KJR und auch die Gemeinde lassen mir aber sehr viel Spielraum für das, was ich mache – solange ich es gut mache. Das ist das Schöne, dass man sich mit seinen Stärken einbringen kann.

Wenn Sie noch Jugendlicher wären – welche Angebote von hier würden Sie selbst mitmachen?

Tatsächlich würde ich sagen, 95 Prozent davon. Beim Fingernägel machen wäre ich raus (lacht), aber unsere Kino- oder Zockernächste, wie etwa der Escape-Room oder die Horrornacht – das ist ziemlich cool. Auch unsere regelmäßigen Partys. Ich kann nichts unterstützen, von dem ich sagen würde, das ist nicht jugendgerecht. Ich bin da sehr selbstkritisch.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Darauf, wie das Jugendzentrum jetzt ist, mit den Regeln und so wie wir das handhaben – so sollte ein Jugendzentrum sein, finde ich. Ich bekomme auch entsprechendes Feedback von den Jugendlichen, den Eltern, dem Bürgermeister und dem Gemeinderat. Manche Jugendlichen sagen auch einfach: danke, Max.

Sind Sie denn ein Vorbild für die Kids?

Ja, ich versuche, es zu sein. Ich bin auch nicht die Mama oder der Papa und da kann man ganz anders reden. Und die müssen auch keine Angst haben.

Was soll denn noch alles angepackt werden?

Die Jugendlichen haben mitbekommen, dass Altomünster im Sommer immer ein Jugendcamp veranstaltet, wo ich auch ehrenamtlich als Betreuer mitmache, und da kam die Idee auf, ob wir das nicht auch mal machen könnten. Vielleicht fahren wir mal an einen See oder mit den größeren Jugendlichen nächstes Jahr wieder zur Gamescom.

Jetzt machen wir mal Werbung für den Beruf.

Manchmal ist der Sozialpädagoge Voraussetzung oder eine ähnliche soziale Ausbildung. Es ist aber einfach schön zu sehen, wie Kinder zu Jugendlichen oder jungen Erwachsenen werden. Und der Beruf ist halt total abwechslungsreich. Manchmal führt der Weg über ehrenamtliche Arbeit zu einer entsprechenden Ausbildung. Ich kann den Beruf nur wärmstens empfehlen. Man kann seine ganzen Stärken einbringen und im Prinzip bin ich mein eigener Chef.

Sabine Schäfer

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