„Ich dachte, er stellt scharfe Fragen“ – Putin macht sich nach Interview über Tucker Carlson lustig
Das Interview von Tucker Carlson mit Wladimir Putin sorgt für Aufsehen. Jetzt äußert sich der russische Staatspräsident zum Gespräch.
Moskau – Bundeskanzler Olaf Scholz hat eine eindeutige Meinung: Das kürzlich veröffentlichte Interview des russischen Staatschefs Wladimir Putin mit dem ultrarechten US-Talkmaster Tucker Carlson bezeichnete er als „lächerlich“. Und auch Putin selbst sich hat im Nachhinein über den Gesprächsverlauf gewundert – wenn auch aus anderen Gründen.
Im staatlichen Fernsehsender Rossija-1 hat sich Putin darüber mokiert, dass Tucker Carlson ihm während ihres viel beachteten Treffens letzte Woche keine „harten Fragen“ gestellt hat. Im Gespräch mit dem russischen Moderator Pavel Zarubin sagte der russische Präsident: „Um ehrlich zu sein, dachte ich, dass er sich aggressiv verhalten und sogenannte scharfe Fragen stellen würde. Darauf war ich nicht nur vorbereitet, ich wollte es, weil es mir die Möglichkeit gegeben hätte, auf die gleiche Weise zu antworten.“
Putin-Interview von Tucker Carlson: „Keine volle Zufriedenheit“
Putin fügte hinzu, dass er „keine volle Zufriedenheit mit diesem Interview verspürt“ habe. Damit versetzte er Carlson einen weiteren Schlag, nachdem er den ehemaligen Fox-News Moderator schon während des Gesprächs bloßgestellt hatte, indem er fast alle seine Fragen ignorierte und ihn kaum zu Wort kommen ließ.

Das mehr als zweistündige Interview mit Carlson war das erste, das Putin einem amerikanischen Journalisten seit Beginn des Ukraine-Kriegs gab. Putins Geringschätzung gegenüber seinem Gesprächspartner war schon während der Sendung deutlich zu spüren. Mehrfach überging er Carlson oder wies Fragen zurück. Während des Interviews erwähnte der russische Staatschef Carlsons Versuche, nach seinem Abschluss am Trinity College in Connecticut einen Job bei der CIA zu bekommen, die erfolglos waren. „Wir sollten Gott danken, dass man Sie nicht reingelassen hat. Obwohl es sich um eine seriöse Organisation handelt, meiner Meinung nach“, spottete Putin.
Putin spottet über Carlson
Im Gespräch mit Zarubin zog Putin aber selbstverständlich ein positives Fazit zum Interview mit Carlson. Es sei erfreulich, dass westliche Politiker sein Interview mit dem US-Journalisten verfolgt hätte, so Putin: „Es ist gut, dass sie zusehen und zuhören, was ich sage. Wenn wir jetzt aus bestimmten Gründen, die mit ihnen zu tun haben, nicht in einen direkten Dialog treten können, sollten wir Herrn Carlson dankbar sein, dass wir dies durch ihn als Vermittler tun können.“
Auch zu Carlson selbst hatte Putin noch etwas zu sagen. Putin hält die Verhaftung des US-Journalisten in den Vereinigten Staaten theoretisch für möglich: „Aus der Sicht von Carlson selbst wäre es traurig, ich beneide ihn nicht, aber es ist seine Entscheidung, er wusste, worauf er hinaus wollte. Aber unter dem Gesichtspunkt, den Menschen auf der ganzen Welt klarzumachen, was eine moderne liberal-demokratische Diktatur ist, die in der heutigen herrschenden Klasse der USA anschaulich vertreten ist, wäre es wahrscheinlich eine gute Sache. Sie würden dann ihr wahres Gesicht zeigen.“
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Tucker Carlson: Viel Kritik auch aus den USA
In den USA hatte das Interview mit Wladimir Putin hohe Wellen geschlagen. Im Nachgang setzte es überwiegend Kritik an Carlson. So bezeichnete dessen ehemaliger Fox News-Kollege, Chris Wallace, Carlson und seine Haltung zu Putin als die eines „eifrigen Welpen.“
Die ehemalige Außenministerin der USA, Hillary Clinton, ging noch einen Schritt weiter. Sie bezeichnete Tucker Carlson als einen „nützlichen Idioten“ für Putin. „Wenn man liest, was in russischen Medien gesagt wird, machen sie sich über ihn lustig – er ist wie ein Hündchen. Irgendwie würde es mich nicht wundern, wenn er mit einem Vertrag bei einem russischen Sender auftauchen würde, nachdem er aus so vielen Sendern in den USA gefeuert wurde“, so Clinton in einem Statement. (skr)