„Juden kommen bestimmt auch noch“: Göring-Großnichte warnt vor der AfD

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NS-Verbrecher Hermann Göring wurde 1946 im Nürnberger Prozess verurteilt: „Death by hanging“ – Tod durch den Strang. Kurz vor seiner Exekution beging Göring Selbstmord. © IMAGO (2) / Patrick Scheiber / United Archives International

Bettina Göring erkennt in der aktuellen politischen Entwicklung Parallelen zur Weimarer Republik. Sie warnt vor der AfD – und fordert Fingerspitzengefühl.

München – „Ich sehe dasselbe Playbook“: Für die Großnichte des NS-Kriegsverbrechers Hermann Göring (1893-1946) bestehen zwischen dem Aufstreben der AfD und der Entwicklung gut 100 Jahre zuvor deutliche Parallelen. Alles werde wieder hervorgeholt. „Und diese Endlösung, also diese Typen, die alle rausschmeißen wollen: Genauso fing das an bei den Nazis“, sagte Bettina Göring in einem Podcast des „Kölner Stadt-Anzeigers“ und des „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Göring, die kürzlich ihr Buch „Der gute Onkel. Mein verdammtes deutsches Erbe“ veröffentlicht hat, fordert jedoch gleichzeitig auch mehr Fingerspitzengefühl im Umgang mit AfD-Wählern: „Wenn man sagt: Ihr seid die Nazis, ihr seid die Teufel, kommt man nirgendwo hin.“

Großnichte von Hermann Göring warnt vor der AfD: „Die Juden kommen bestimmt auch noch dazu“

Göring äußert sich in einer Phase, in der die AfD Umfragen zufolge als zweitstärkste politische Kraft gilt, wie nun das ZDF-Politbarometer ermittelte. Gerade das Thema Rechtsextremismus hat der Umfrage zufolge stark an Bedeutung zugenommen und liegt bei den wichtigsten Problemen in Deutschland jetzt auf Platz zwei, knapp hinter dem Thema Migration. Für die Göring-Großnichte greife die auf die Strategien der Nationalsozialisten zu Massenvertreibungen von Minderheiten zurück. „Im Moment sind es die Afrikaner, die sie rausschmeißen wollen. Dann die Muslime. Die Juden kommen bestimmt auch noch dazu. Oder vielleicht die Schwulen und Lesben“, sagte Göring in dem Podcast.

Name: Hermann Wilhelm Göring
Lebensdaten: 12. Januar 1893 in Rosenheim; † 15. Oktober 1946 in Nürnberg
Dienstgrad: Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches
Verurteilung: 1. Oktober 1946, Tod durch Erhängen

Deportation von Minderheiten: Nationalsozialisten diskutierten Madagaskar-Plan

Zum Hintergrund: Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs planten die Nationalsozialisten die Deportation von Minderheiten. Einer ihrer Versuche war der sogenannte Madagaskar-Plan, der im Jahr 1940 diskutiert wurde. Dieser Plan sah die Umsiedlung von vier Millionen europäischen Juden auf die vor der Ostküste Afrikas gelegene Insel Madagaskar vor, die zu dieser Zeit noch eine französische Kolonie war. Knapp anderthalb Jahre später, am 20. Januar 1942, fand die Wannsee-Konferenz statt. Führende Vertreter der SS, der NSDAP sowie der Ministerialbürokratie kamen zusammen, um die sogenannte „Endlösung der Judenfrage“ zu besprechen – die Organisation des systematischen, millionenfachen Massenmords an den Juden Europas.

Bettina Göring lobt Demos gegen Rechts: „Ich bin happy zu sehen, dass so viele aufstehen“

Die ausgebildete Heilpraktikerin Bettina Göring spricht selten über ihren Großonkel. In einem Interview mit der SZ etwa sagte sie vor einigen Jahren über das Erbe des Namens Göring: „Die Nazi-Vergangenheit in der Familie ist sicher viel einfacher zu verarbeiten, wenn man etwas entfernter ist und kein direkter Nachkomme.“ Angesichts der Hunderttausenden Menschen in Deutschland, die an den „Demos gegen Rechts“ teilnehmen, hat sie Hoffnung, dass das von ihr skizzierte Bild so nicht Realität wird: „Ich bin happy zu sehen, dass so viele aufstehen. Es scheint ja erst etwas Schlimmes passieren zu müssen, bevor die Leute aufwachen.“

Die Demonstrationen gegen Rechtsextremismus stoßen dem ZDF-Politbarometer zufolge auf große Zustimmung in der Bevölkerung: 79 Prozent finden sie demnach gut. Dass diese Proteste, die sich auch gegen die AfD richten, die Partei schwächen, glauben 38 Prozent. Übrigens: Vor einiger Zeit war „Min Lütten“, die ehemalige Villa von Hermann Göring auf Sylt in den Schlagzeilen.

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