Audi-Chef erklärt Absatzeinbruch 2024 und Modelloffensive – neues E-Auto im Kompaktbereich

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Audi verzeichnet 2024 Millionenverluste. Werksschließung, Absatzschwund und Modelloffensive prägen die Gegenwart der Marke. CEO Gernot Döllner erklärt den Kurswechsel.

Ingolstadt/München – Das Jahr 2024 bringt für Audi wenig Grund zur Freude: Im dritten Quartal verzeichnete die VW-Tochter einen Verlust von 168 Millionen Euro. Hauptgrund für das negative Ergebnis sind hohe Kosten für die geplante Schließung des Werks in Brüssel, wo bislang der Audi Q8 e-tron produziert wurde. Eine Rückstellung von 1,2 Milliarden Euro zur Abwicklung der Schließung belastete die Bilanz erheblich. Hinzu kommt ein schwieriges Marktumfeld, das die Verkaufszahlen massiv drückt.

Audi kämpft mit hohen Kosten und gesunkenem Absatz von fast 11 Prozent

Auch die weltweiten Absatzzahlen spiegeln die angespannte Lage bei Audi wider: Mit knapp 1,24 Millionen verkauften Fahrzeugen brach der Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 10,9 Prozent ein. Sowohl in Europa als auch in den USA und China musste Audi deutliche Rückgänge hinnehmen:

Absatzregion Verkaufszahlen 2024, bis September Veränderung zum Vorjahreszeitraum
Weltweit 1.235.590 − 10,9 Prozent
Deutschland 148.263 − 19,8 Prozent
Europa 503.746 − 9,8 Prozent
China 477.247 − 8,5 Prozent
USA 139.665 − 16,8 Prozent

Trotz dieser Entwicklung hält das Unternehmen an seiner Beschäftigungsgarantie bis 2029 fest, betonte Finanzvorstand Jürgen Rittersberger kürzlich. Zentraler Audi-Akteur in diesen turbulenten Zeiten ist CEO Gernot Döllner. In einem Interview spricht der 55-Jährige über die Herausforderungen sowie das Ziel, Audi (“Vorsprung durch Technik“) fit für die Zukunft zu machen.

Audi muss sich wandeln – „können nicht so produzieren wie vor 20 Jahren“

Döllner sieht dringenden Handlungsbedarf, um die Produktionsprozesse und Strukturen von Audi an moderne Standards anzupassen. „Wir können Autos nicht mehr mit den gleichen Prozessen produzieren wie vor 20 Jahren – damit würden wir nicht wettbewerbsfähig bleiben“, erklärt er der Automobilwoche.

Absatzkrise und Elektroauto-Schwund: Audi-Chef Gernot Doellner fährt die Premiummarke durch unruhiges Fahrwasser
Absatzkrise und Elektroauto-Schwund: Audi-Chef Gernot Doellner fährt die Premiummarke durch unruhiges Fahrwasser. © Audi AG

Um diesen Wandel zu beschleunigen, hat der studierte Maschinenbauer ein neues Transformationsprogramm ins Leben gerufen. Dieses fokussiert sich auf effizientere Prozesse, neue Technologien und die Straffung interner Abläufe. „Positiv ist, dass wir mit der ‚Audi Agenda‘ die entscheidenden Handlungsfelder bereits adressieren und schon viel verändert haben. Gleichzeitig sehen wir, dass wir einige unbequeme Themen noch stärker angehen müssen“, führt Döllner aus. Besonders wichtig sei es, schneller und effizienter zu werden.

Audis Absatzschwund: Bringt größte Modelloffensive der Geschichte die Wende?

Die zweite große Herausforderung für Audi ‪sei die angekündigte Modelloffensive: Zwischen 2024 und 2025 sollen rund 20 neue Modelle auf den Markt kommen – „sowohl E-Autos als auch eine komplett neue Generation an Verbrennern und Plug-in-Hybriden“, so der seit September 2023 im Amt befindliche Markenchef. Der Weg in die Zukunft führe zu einem rein elektrischen Portfolio, ist Döllner überzeugt.

Zu den neuen Modellen zählen der neue Audi A6 Elektro und die nächste Generation des Q5, die nach dem Jahreswechsel an den Start gehen. In dem Gespräch äußerte sich Döllner über ein neues kompaktes Elektroauto, das Berichten zufolge Audi A2 e-tron oder Q2 e-tron heißen könnte. Es kommt womöglich im Jahr 2027 auf den Markt und werde für Audi „ein tolles Einstiegsmodell mit einer beeindruckenden Effizienz“, verspricht der Niedersachse.

Audi bemüht sich um die Trendwende in China - und stellt in Guangzhou Modellneuheiten und eine aufregende Konzeptstudie vor
Audi bemüht sich um die Trendwende in China - und stellte kürzlich Modellneuheiten und eine aufregende Konzeptstudie (im Bild) vor. © IMAGO/zhang yuanyuan

Mehrere Probleme bei Audi – Döllner äußert sich zum Automarkt China

Die derzeitigen Probleme basieren seiner Ansicht nach auf konjunkturellen Schwankungen, Lieferengpässen sowie „wiederkehrenden politische Diskussionen zum Verbrenner-Ausstieg.“ Das sorge laut Döllner für eine schwierige gesamtwirtschaftliche Lage. In Deutschland sind ihm zufolge „die dringlichsten Themen im Moment die Energiepreise, der Fachkräftemangel und der Bürokratieabbau“.

Besonders in China hinkt Audi wie andere deutsche Hersteller den Ansprüchen hinterher. Dazu erklärt der Audi-Chef: „Wettbewerb ist auch immer ein Ansporn (...). Wir werden im Bereich Digitalisierung und Konnektivität aufholen und unsere traditionellen Stärken wie Qualität und Design stärker ausspielen.“

Helfen soll hierbei eine neue Markenstrategie speziell für den chinesischen Markt. Bereits für 2025 ist das erste von mehreren Audi-Neuheiten für die Volksrepublik geplant.

Audi möchte mit „Vorsprung durch Technik“ glänzen – und weniger Angestellten

Audi steht am Scheideweg. Unter Gernot Döllner wagt der Autobauer einen Strukturwandel, der sowohl die Produktionsprozesse als auch die Modellstrategie verändert. Ob Rückkehr zu alter Stärke gelingt? „Vorsprung durch Technik“ soll wieder zum Markenzeichen der Ingolstädter werden.

Seit geraumer Zeit sorgt die Audi-Mutter Volkswagen für Aufsehen, weil Tausende Jobs gestrichen werden sollen. Auch bei den Ingolstädtern steht dieser Schritt bevor. Ein massiver Stellenabbau des Premiumherstellers lässt sich mittel- bis langfristig nicht vermeiden. (PF)

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