Wintereinbruch im Tölzer Land: Über ein Meter Neuschnee – Tourengeher auf Brauneck
In den Bergen im Tölzer Land gab es einen massiven Wintereinbruch. Viele Tourengeher sind am Brauneck unterwegs. Es gibt für Tiere und Natur aber auch Herausforderungen.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Der April macht heuer seinem Ruf alle Ehre. Während es vor gut einer Woche bei strahlendem Sonnenschein noch 28 Grad warm war, fallen dieser Tage die Temperaturen teils in den Minusbereich. In höheren Berglagen im Landkreis hat es über einen Meter Neuschnee. Während sich viele Tourengeher wieder über die weiße Schneedecke auf den Brauneck-Pisten freuen, hoffen Apfelbauern und auch die Bayerischen Staatsforsten, dass es in den niedrigeren Lagen nicht lange zu kalt bleibt. Der erneute Wintereinbruch hat einige Auswirkungen auf Natur und Tiere. Auch Almwirte müssen sich anpassen.
Vorteil: Borkenkäfer wird in Entwicklung eingebremst
Robert Krebs, Leiter des Forstbetriebs Bad Tölz der Bayerischen Staatsforsten, erklärt, dass man bei einer Einschätzung der Auswirkungen zwischen den Höhenlagen unterscheiden müsse. „Ab circa 800 Höhenmetern haben wir eine geschlossene Schneedecke. Das ist aber nicht allzu problematisch, da hier die Entwicklung der Vegetation auch noch nicht so weit war wie etwa im Tal“, sagt er. Krebs erwartet im Wald noch keine größeren Schäden. „Der Wintereinbruch hat auch seine Vorteile, da der Schnee voraussichtlich bald wieder schmilzt und man so durch den Niederschlag eine gute Wasserversorgung gewonnen hat.“ Einen weiteren Pluspunkt für die Natur sieht der Förster darin, „dass der Borkenkäfer, der sich bei den warmen Temperaturen vor zwei Wochen schon in liegendes Holz eingebohrt hat, nun durch die Kälte stark eingebremst wird“.

Spätfrostschäden in tieren Lagen nicht ausgeschlossen
In niedrigeren Lagen allerdings schließt Krebs negative Auswirkungen nicht aus. „Wenn Verjüngungspflanzen, etwa Buchen, schon frisch ausgetrieben haben, könnte es zu Spätrostschäden kommen“, befürchtet er. Das bedeute nicht, dass der ganze Baum gleich abstirbt. Allerdings „erleidet er einen Rückschlag“.

Apfelbauer Martin Jost aus Gaißach sagt, dass es aktuell bei seinen Obstbäumen noch keine Probleme gebe. „Minus zwei Grad halten die Bäume schon aus. Trotzdem sollte es nicht kälter werden“, lautet seine Einschätzung.
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Die Wildtiere im Forst sind laut Krebs prinzipiell auf die aktuellen Wetterverhältnisse eingestellt. „Bisher wird das Rotwild noch an den Futterstellen gefüttert“, erläutert Krebs. „Rehwild kann in untere Lagen ziehen, in denen es mehr Futter gibt, und auch Gamswild ist in den oberen Lagen physiologisch gut eingestellt.“ Voraussetzung sei jedoch, dass die Kälte- und Schneephase nicht zu lange anhalte. „Dramatisch wird es für Gämse dann, wenn es zu größeren Lawinenabgängen kommt.“
Mahnung an Tourengeher: Wildtiere brauchen Ruhe
Erhöhte Vorsicht hinsichtlich Lawinengefahr ist aktuell vor allem am Brauneck geboten. „Hier waren die letzten Tage schon einige Tourengeher unterwegs“, sagt Stefan Obermüller von der Stie-Alm. Das bestätigt Georg Aininger von der Lenggrieser Bergwacht. „Der Neuschnee hat einige Wintersportler angelockt. Bisher gab es für aber noch keinen Einsatz.“ Trotzdem müsse jedem Tourengeher bewusst sein, dass die Pisten nicht mehr präpariert sind, „und in tieferen Lagen auch keine gute Unterlage vorhanden ist“, so der Bergwacht-Sprecher. Auch für Wanderer sei es wichtig, eine gute Tourenplanung vorzunehmen. „Man muss gut und winterfest ausgerüstet sein, wenn man jetzt in den Bergen unterwegs ist.“

Robert Krebs betont: „Tourengeher sollten dringlichst auf den ausgewiesenen Skirouten bleiben und nicht quer durchs Gelände gehen.“ Sonst bereite man den Wildtieren Probleme. „Wenn sie vor den Wintersportlern fliehen, verbrauchen sie viel Energie und sind unter noch größerem Stress.“ Daher müssten Betretungsverbote streng eingehalten werden.
Manche Hütten verschieben Saisonstart
Etwas ganz Neues sei ein Wintereinbruch im Frühjahr in den Bergen im Tölzer Land allerdings nicht. „Heuer ist es tatsächlich extremer, aber wir hatten ähnliche Situationen durchaus schon öfter.“ Offiziell startet die Saison am Brauneck am Samstag. Das bestätigt auf Rückfrage auch die Bergbahn-Sprecherin Julia Keck. „Wir gehen wie geplant am 27. April in die Sommersaison.“
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Anders handhaben das manche Hüttenwirte. „Wir werden wahrscheinlich erst am Wochenende vom 3. Mai mit der Stie-Alm an den Start gehen“, meint Stefan Obermüller. Auch bei der Tutzinger Hütte unterhalb der Benediktenwand kämpfe man aktuell mit zu viel Schnee. Daher verschiebt sich auch hier der Start in die Wandersaison um eine Woche auf den 3. Mai, wie das Hüttenteam mitteilt.
In der Eng habe es derzeit „gut zehn Zentimeter“ Neuschnee, sagt auf Nachfrage Florian Reindl vom Hotel Post in Hinterriß. Das Hotel öffnet am Freitag seine Türen. Eine Entscheidung, ob die Mautstraße am kommenden Samstag oder erst am 1. Mai geöffnet werde, stehe aktuell noch aus, so Reindl.