Dämpfer durch Verluste für Putin? Russlands Marine muss Prestige-Parade abspecken

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Verluste-Quittung für Putin? Russlands Marine muss Prestige-Parade abspecken

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Der Tag der Marine ist ein wichtiger Nationalfeiertag in Russland. Doch hohe Verluste im Ukraine-Krieg sowie Sicherheitsbedenken dürften Putin nun zu der Absage der Parade bewegt haben.

St. Petersburg – Am letzten Sonntag im Juli feiert Russland den zweitgrößten militärischen Feiertag nach dem Tag des Sieges am 9. Mai. Bei der traditionellen Marineparade stellt Putin seine Kriegsschiffe zur Schau, die Hauptfeierlichkeiten finden seit 2017 in St. Petersburg statt. Doch in diesem Jahr soll der Tag der Marine am 28. Juli kleiner als gewohnt ausfallen. Verluste im Ukraine-Krieg dürften der Grund sein.

Die russische Marine wurde seit der völkerrechtswidrigen Invasion der Ukraine von ukrainischen Streitkräften immer wieder ins Visier genommen. Vor allem mit unbemannten und selbst entwickelten Drohnen konnten im Schwarzen Meer große Erfolge erzielt werden – beispielsweise die Zerstörung des schweren russischen Patrouillenboots Sergei Kotow im März 2024. Bereits wenige Wochen nach Kriegsbeginn versenkte Kiew das Flaggschiff der Flotte, der Lenkwaffenkreuzer Moskwa, bei einem Angriff.

Wladimir Putin und Sergei Shoigu beim Tag der Marine 2023
Hohe Verluste im Ukraine-Krieg dürften Putin dazu gezwungen haben, die zweitwichtigste Militärparade im Land in weiten Teilen zu streichen. © IMAGO / ZUMA Wire

Nach zahlreichen Verlusten für Putins Flotten im Ukraine-Krieg: Marineparade in St. Petersburg abgesagt

Putin reagierte auf die wiederholten erfolgreichen Angriffe auf die Schwarzmeerflotte mit einer Verlegung seiner Schiffe. Weg von der annektierten Halbinsel Krim in die Region Krasnodar und zu einem anderen Marinestützpunkt in Feodossija. Doch trotz dieser und anderen Maßnahmen dürften die hohen Verluste in der russischen Flotte nun spürbar sein, wie die Teilabsage der Marineparade in St. Petersburg zeigen dürfte.

An Putins Tag der Marine findet die Hauptparade traditionell in einer Bucht von Kronstadt, einem Stadtbezirk von St. Petersburg, statt. Doch wie lokale Medien nun berichten, sollen genau diese Feierlichkeiten diesen Juli ausfallen. Die Parade zu Ehren der russischen Marine soll „so bescheiden wie möglich“ stattfinden, heißt es unter anderem auf dem russischen Portal Novye Izvestia. Statt der großen Parade in Kronstadt gebe es lediglich eine kleine Veranstaltung auf dem Fluss Newa.

Marineparade in Russland fällt plötzlich deutlich kleiner aus – Kreml schweigt über Grund

Die Stadtverwaltung hat die lokalen Entscheidungsträger über die Absage der Marineparade in Kronstadt über eine Textnachricht informiert, heißt es. Darin habe gestanden: „Sehr geehrte Führungskräfte, guten Tag. Ich teile Ihnen mit, dass es in Kronstadt keine Marineparade geben wird. Die übrigen festlichen Veranstaltungen werden wie geplant stattfinden.“ Ein Grund wurde nicht genannt. Es ist die erste Teilabsage des russischen Nationalfeiertags seit acht Jahren. Wladimir Putin hatte die Tradition der Marineparade im Jahr 2017 wieder eingeführt, nachdem sie in der Sowjetzeit abgeschafft worden war.

Feuerwerk am russischen Tag der Marine in St. Petersburg
Im vergangenen Jahr wurde der russische Tag der Marine mit einem großen Feuerwerk über St. Petersburg beendet. In diesem Jahr soll die größte Marineparade ganz gestrichen und die Feierlichkeiten so bescheiden wie möglich ausfallen. © IMAGO/Peter Kovalev

Im letzten Jahr nahmen laut dem US-Portal Newsweek 45 Schiffe, Boote und U-Boote sowie etwa 3.000 Militärangehörige an der Marineparade teil. Am 28. Juli sollen lediglich 12 kleine Schiffe und Boote die Newa entlangziehen. Kampfschiffe und kleinere U-Boote sollen im Zentrum von St. Petersburg verankert und unter strengen Auflagen auch besichtigt werden können, berichtet Novye Izvestia. Atom-U-Boote, wie zuletzt an der deutschen Ostsee-Grenze gesichtet, sollen in diesem Jahr kein Teil der traditionellen Feierlichkeiten Russlands sein.

Marineparade wegen Verlusten im Ukraine-Krieg teils abgesagt? Auch Sicherheitsbedenken könnte Grund sein

Ob die hohen Verluste der russischen Schwarzmeerflotte der Grund für die Teilabsage des Events sind, wurde nicht bestätigt. Möglich sei auch, dass die Marineparade aus Sicherheitsgründen kleiner als gewohnt gehalten wird. Drei russische Kriegsschiffe der Nordflotte, die für den Tag der Marine eigentlich namentlich angekündigt wurden, waren vor wenigen Tagen überraschend aus der Ostsee abgereist.

Wladimir Putin am Tag der Marine im Jahr 2023
Wladimir Putin am Tag der Marine im Jahr 2023. In diesem Jahr ist das Erscheinen des russischen Präsidenten wohl nicht sicher. © IMAGO/Alexander Kazakov/Kremlin Pool

Analysten der US-Denkfabrik Institute for the Study of War denken, der Abzug könnte als Vorsichtsmaßnahmen gegen mögliche ukrainische Drohnenangriffe gewertet werden. Erst im Januar war es der Ukraine gelungen, mit Langstreckendrohnen eine Explosion an einem Gasterminal nahe von St. Petersburg auszulösen. Die Tatsache, dass wohl auch Putins Erscheinen bei der Parade nicht gesichert ist, dürfte ebenfalls für Sicherheitsbedenken sprechen. Eigentlich gehört der Tag der Marine zum Pflichtprogramm des russischen Präsidenten. (nbe)

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