Mega-Studie zeigt - 31 Prozent höheres Risiko – Long-Covid trifft Frauen härter als Männer

Frauen tragen ein um 31 Prozent höheres Risiko, an Long-Covid zu erkranken, als Männer. Diese alarmierende Erkenntnis stammt aus einer umfassenden Studie des University of Texas Health Science Center in San Antonio (UT Health San Antonio). Besonders Frauen zwischen 40 und 55 Jahren scheinen besonders betroffen zu sein – eine Altersgruppe, die ohnehin oft im Spannungsfeld zwischen Karriere, Familie und Gesundheit steht.

Die Studie analysierte Daten von 12.276 Teilnehmern über fast drei Jahre. Das Risiko-Verhältnis für Frauen liegt bei 1,31 – das bedeutet ein um 31 Prozent höheres Risiko im Vergleich zu Männern. Besonders bemerkenswert: Diese Zahlen gelten auch dann, wenn Faktoren wie ethnische Herkunft, Covid-Variante oder Schwere der Infektion einbezogen werden.

Hormone und Alter als Schüsselfaktoren

Das Risiko, an Long-Covid zu erkranken, hängt stark vom Alter und dem hormonellen Status ab. Frauen in der Menopause haben ein um 42 Prozent höheres Risiko als männliche Teilnehmer. Noch drastischer ist es bei Frauen, die nicht in der Menopause sind: Ihr Risiko steigt um 45 Prozent. Durchschnittlich waren die betroffenen Frauen zum Zeitpunkt der Infektion 46 Jahre alt – ein Alter, in dem viele mitten im Leben stehen.

„Diese Ergebnisse zeigen, dass Patientinnen und Gesundheitsteams die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Long-Covid berücksichtigen sollten. Ein besseres Verständnis dieser Unterschiede kann helfen, Betroffene effektiver zu erkennen und zu behandeln“, erklärt Dimpy Shah, Hauptautorin der Studie und Professorin für Bevölkerungsgesundheit an der Long School of Medicine der UT Health San Antonio.

Die größte Long-Covid-Studie ihrer Art

Die RECOVER-Studie basiert auch auf einer beispiellos breiten Datengrundlage. Daten aus 83 Standorten in 33 US-Bundesstaaten sowie Puerto Rico und Washington, D.C., wurden ausgewertet. Alle Teilnehmer hatten eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht und wurden mindestens sechs Monate nach der Akutphase beobachtet.

Die Forscher setzten auf eine Selbstauskunft der Betroffenen, um Symptome und deren Schweregrad zu dokumentieren. Um Verzerrungen zu vermeiden, berücksichtigten sie Faktoren wie Alter, Begleiterkrankungen und Impfstatus. Diese methodische Strenge macht die Ergebnisse besonders wertvoll für die medizinische Praxis.

Frauen zahlen einen hohen Preis

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Männer tendenziell schwerer an Covid-19 erkranken und höhere Sterblichkeitsraten aufweisen. Doch Frauen sind offenbar häufiger von den langfristigen Folgen betroffen. Die genauen Mechanismen sind noch unklar, doch hormonelle Unterschiede und Autoimmunreaktionen scheinen eine Rolle zu spielen.

Thomas Patterson, leitender Forscher der PREVAIL South Texas-Initiative von UT Health San Antonio, betont: „Diese wichtige Studie aus der RECOVER-Kohorte identifiziert Risikofaktoren für Long-Covid, die entscheidend sind, um Einblicke in die Prävention und Behandlung dieser oft schwächenden Krankheit zu gewinnen.“

Die Ergebnisse der Studie betreffen auch die Gesundheitsversorgung: Sind Frauen ausreichend auf Langzeitfolgen vorbereitet? Werden sie früh genug behandelt? Diese Punkte könnten den Unterschied machen zwischen einem Leben mit Einschränkungen und einem Weg zur Genesung.

Ein Weckruf für die Forschung

Die Erkenntnisse der RECOVER-Studie zeigen, wie wichtig es ist, geschlechtsspezifische Unterschiede zu untersuchen – nicht nur bei Long-Covid, sondern generell in der Medizin. Dr. Shah fasst zusammen: „Wir hoffen, dass diese Ergebnisse andere Forscher dazu ermutigen, die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Long-Covid weiter zu untersuchen. Das könnte entscheidend sein, um wirksame Behandlungsansätze zu entwickeln.“

Von Anne Bajrica