"Vor Trump nicht kuschen": In der Schweiz dreht sich die Stimmung im Zoll-Zoff
- Im Video oben: "Nächster Schlag" gegen die Schweiz: Trump verhängt Zölle auf Goldbarren
In der Schweiz brodelt es. Vor einer Woche verhängte US-Präsident Donald Trump den Zoll-Hammer gegen die Eidgenossen. Anschließend versuchten Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter von der FDP (Zitate Trump: "Ich kannte sie nicht einmal", "Sie wollte nicht zuhören") und ihr Vize und Wirtschaftsminister Guy Parmelin (SVP) mit einer Reise nach Washington die Wogen wieder zu glätten. Vollkommen erfolglos.
"Mitte"-Chef will nicht mehr kuschen und verlangt Gegenzölle
Während die Zölle in Kraft sind, die Wirtschaft hart getroffen wird und Außenminister Ignazio Cassis weiter im Urlaub weilt, werden in der Schweiz die Stimmen lauter, die einen radikalen Kurswechsel verlangen. So sagt Matthias Bregy, Chef der bürgerlich-konservativen Partei "Die Mitte" dem Schweizer "Tages-Anzeiger": "Wir sollten vor Herrn Trump nicht kuschen oder klein beigeben. Wir sollten Haltung zeigen."
Man solle weiter verhandeln, aber gleichzeitig auch Gegenzölle verhängen. Bregys Strategie: "Es müssen Produkte sein wie Bier, Wein oder Autos, die uns nicht schmerzen, weil wir sie selber herstellen oder auch anderswo beziehen können."
"Mitte"-Politiker Nause: "Unwürdig, wie wir behandelt werden"
Sein Parteikollege Reto Nause schrieb dieser Tage auf X (ehemals Twitter): "Ich finde es unwürdig, wie wir von den USA behandelt werden."
Im "Tages-Anzeiger" bringt Nause noch eine Option für einen wirtschaftlichen Gegenschlag ins Spiel: "Die natürliche Reaktion müsste sein, dass die Schweizer Unternehmen ihre Investitionen in den USA auf null senken. Denn wer weiß denn, was die nächste Tat dieses Präsidenten ist." Wer weiter kusche, mache sich "erpressbar", so Nause.
"Die Strategie der Anbiederung ist kolossal gescheitert"
Auch von links wird die Schweizer Regierung unter Druck gesetzt. Die Co-Chefin der Sozialdemokraten, Mattea Meyer, sagte dem "Tages-Anzeiger": "Die Schweiz hat gegenüber Trump den Bückling gemacht. Seit dem 1. August ist offensichtlich, dass Karin Keller-Sutters Strategie der Anbiederung kolossal gescheitert ist." Ihre Konsequenz: Die Schweiz sollte sich von den USA abwenden und voll auf die Europäische Union als Partner setzen.
Derweil werden sowohl aus dem FDP-Lager als auch von den Grünen - eine faszinierende Allianz - Stimmen laut, die einen Deal zum Kauf amerikanischer F-35-Kampfjets wieder rückabwickeln wollen. Außerdem brauche es eine Digitalsteuer für Amerikas Tech-Riesen wie Facebook oder Amazon.
"Trump wird das nicht einmal mitbekommen"
Der Nationalrat der Schweizer Volkspartei (SVP), Benjamin Giezendanner spricht allerdings aus, was wohl viele auf der Welt denken. "Wenn wir hier ein paar Produkte aus den USA boykottieren, schmerzt das dort niemanden. Trump wird das nicht einmal mitbekommen."

Der Schweizer Bundesrat um Keller-Sutter und Parmelin hofft derweil auf die Macht der Wirtschaftsbosse. Bereits auf der Reise nach Washington wurde die Politspitze von einigen Konzernbossen und Milliardären begleitet. Nun soll laut Schweizer Medien die "Mar-a-Lago-Crew" (auch "Team Switzerland" genannt) auf anderem Wege den US-Präsidenten weichklopfen.
Laut "Bloomberg" geht es bei dem Plan der Schweizer Wirtschaftselite im Wesentlichen um fünf Punkte, die Trump überzeugen sollen:
- Die Schweiz kauft mehr Waffen von US-Rüstungskonzernen.
- Die Schweizer Pharmaindustrie verlagert Teile der Produktion in die USA.
- Die Fluglinie Swiss kauft Flugzeuge des US-Herstellers Boeing.
- Schweizer Goldraffinerien verlagern ihre Verarbeitung in die USA.
- Wie bei der EU soll die Schweiz "erhebliche Mengen" Flüssiggas aus den USA abnehmen.
"Die Schweiz ist in der glücklichen Lage"
Der Schweizer Milliardär Fredy Gantner (Partners Group) glaubt, dass es zu einem solchen Deal kommen könne, der dann die Zölle wieder abschwächt. "Die Schweiz ist in der glücklichen Lage, dass sie innerhalb einer nützlichen Frist mit entsprechenden Maßnahmen das Ungleichgewicht in der Handelsbilanz mit den USA beheben kann."
Während die Schweizer betteln, setzt Donald Trump allerdings schon zum nächsten Schlag an. Nun sollen bald auch Goldbarren von den Zöllen betroffen sein. Sollte der US-Präsident das Spiel immer weiter treiben, so überlegen schon manche Eidgenossen, dann müsse man wohl Tennis-Legende Roger Federer in die USA schicken, um die Verhandlungen zu übernehmen.