Sensationsfund auf der Fraueninsel: Archäologen entdeckende uralte Kultstätte

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Blick auf die Fraueninsel im Chiemsee. (Archivbild) © IMAGO/Volker Preusser

Geophysiker haben auf der Fraueninsel im Chiemsee einen aufsehenerregenden Fund gemacht. Bei Radarmessungen entdeckten sie ein Bauwerk.

Chiemsee/Rosenheim – Wissenschaftler haben auf der Fraueninsel im Chiemsee eine womöglich seit 1000 Jahren im Erdboden schlummernde Kultstätte entdeckt. Bei Bodenradarmessungen seien Geophysiker auf bisher unbekannte Grundmauern eines romanischen Zentralbaus gestoßen, teilte das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) am Mittwoch mit.

Eigentlich hatten die Forscher den genauen Standort einer 1803 im Zuge der Säkularisation abgerissenen Kirche untersuchen wollen. Deren Grundrisse fand man laut BR auch. Allerdings zeigten die Radardaten auch ein weiteres, wesentlich älteres Bauwerk darunter. Es soll sich dem Bericht nach um einen achteckigen Zentralbau mit einem durch acht Stützen gebildeten Umgang sowie vier kreuzförmig angeordneten Anbauten handeln.

Auf der Chiemsee-Insel Frauenchiemsee haben Forscher eine uralte Kultstätte entdeckt.
Auf der Chiemsee-Insel Frauenchiemsee haben Forscher eine uralte Kultstätte entdeckt. © Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Sensationsfund auf Chiemsee-Insel überrascht Forscher

Ungeklärt sei, ob es sich bei dem Bau von 19 Metern Durchmesser auf dem höchsten Punkt der Insel um das Grab der Seligen Irmengard handeln könnte. Sie wirkte im 9. Jahrhundert als Äbtissin des Konvents Frauenwörth. Die Wissenschaftler vermuten aber einen Zusammenhang des Baus mit ihrer Verehrung. Das Landesamt für Denkmalpflege teilte mit, dass die Kultstätte weder auf historischen Karten noch in Schriften erwähnt worden sei.

Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) sprach von einem Sensationsfund. „Ein derartiger Grundriss eines romanischen Zentralbaus hat nördlich der Alpen absoluten Seltenheitswert. Es bleibt also spannend, wie die Wissenschaft diesen Fund historisch einordnet.“ Auch der Generalkonservator des Landesamtes, Mathias Pfeil, sprach von einer „absoluten Seltenheit“. 

Fund auf Fraueninsel eine „absolute Seltenheit“

Das Kloster Frauenwörth prägt seit Jahrhunderten die Insel. Die Selige Irmengard, Tochter König Ludwigs des Deutschen und Urenkelin Karls des Großen, wurde 866 in der Abteikirche bestattet, wie das Landesamt weiter erläuterte. Zwischen 1001 und 1020 wurde demnach ihr Grab geöffnet, um Reliquien zu entnehmen. Vielleicht sei in diesem Kontext der zusätzliche Memorialbau entstanden, der in Anlehnung an die Jerusalemer Grabeskirche als Ziel für Pilger dienen sollte, hieß es weiter. Die Daten sollen nun wissenschaftlich ausgewertet und analysiert werden, um Antworten auf die noch offenen Fragen zu finden.

Immer wieder werden in Bayern archäologische Funde mit Seltenheitswert gemacht, wie auch bei Bauarbeiten in Bergrheinfeld. 

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