Unerwarteter Effekt - Der fatale Brandbeschleuniger, der L.A. zur Flammenhölle macht

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Mehr als 10.000 Hektar verbrannte Erde, über 100.000 Menschen müssen die Gegend evakuieren, Hunderttausende Haushalte sind ohne Strom: Das ist die bisherige Bilanz der Waldbrände im Süden Kaliforniens um die Millionenmetropole Los Angeles.

Größter Brandherd ist derzeit das Feuer in der als Pacific Palisades bekannten Gegend, einem wohlhabenden Wohnviertel, das westlich des Stadtkerns liegt. Auch der noble Vorort Malibu, bekannt für seine malerischen Traumhäuser in Strandnähe, ist betroffen. Dieses Feuer ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht eingedämmt, andere Brände konnten gelöscht oder zumindest gebremst werden. 

Brandherd Kalifornien - so ist das Megafeuer entstanden

Kalifornien wird jährlich von mehreren Waldbränden heimgesucht; teilweise sind diese auch eine Notwendigkeit, damit sich das Ökosystem erneuert. Ganz grundsätzlich spielen hier eine Reihe an Faktoren zusammen, insbesondere die typische Trockenheit und starke Winde. 

Doch die Gegend um Los Angeles ist eine nach wie vor wachsende Metropolregion geworden, in der Millionen Menschen leben. In die bewaldeten Hügel nördlich und westlich der Stadt fressen sich edle Neubaugebiete immer weiter vor. Dort ist jedoch die Brandgefahr besonders hoch. Bei Trockenheit können durch unachtsames Verhalten, zum Beispiel dem Wegwerfen von Zigaretten, oder durch Funken von Stromleitungen schnell Brände entstehen. 

Im aktuellen Fall ist noch nicht abschließend bekannt, was die genaue Brandursache ist. Fest steht allerdings, dass folgende Faktoren die Dimension der Brände begünstigt haben:

  • Ungewöhnliche Trockenheit: Die Winter in Kalifornien sind traditionell regenreicher und sorgen daher für ausreichend feuchte Böden und Vegetation - eigentlich. Denn der letzte Regen in Kalifornien fiel vor etwa neun Monaten, sodass die Behörden für den Süden des US-Bundesstaates bereits letzte Woche vor einer erhöhten Waldbrandgefahr warnten.
  • Santa Ana Winde: Zum kalifornischen Klima gehören auch saisonale Winde - etwa die sogenannten "Santa Ana Winde", die normalerweise im Winter von Nordosten kommend über Los Angeles fegen. Dabei handelt sich um trockene, warme Winde. Dieses Jahr sind sie allerdings ungewöhnlich stark - und agierten damit wie eine Art Brandbeschleuniger. 

Brandbeschleuniger "Santa Ana"

Warum aber haben ausgerechnet diese saisonalen Winde nun für eine großflächige Ausbreitung der Feuer gesorgt? Hier kommen die Wetterveränderungen der letzten Jahre ins Spiel - und somit der Klimawandel. Bei den Santa-Ana-Winden sinkt die kühle Luft aus den Bergen Kaliforniens bergab in die Täler und zur Küste. Die Luft verdichtet sich dabei und wird, wenn sie zwischen Schluchten und Tälern wandert, wieder wärmer und trockener. 

Seit etwas mehr als zwei Jahren jedoch ist der direkt an die Küste grenzende Pazifik ungewöhnlich warm. Und das hat wiederum Auswirkungen auf den Wind: Etwa indem das ganze Windsystem, "Jetstream" genannt, vom regulären Pfad abkommt und sich nicht nach einer Weile wieder abschwächt, wie es sonst die Regel wäre. 

Die "Wetterpeitsche"

Hügelige Gegenden wie der Stadtrand von Los Angeles sitzen dann schnell in der Falle. "Weil Ozean-Hitzewellen in der Regel monatelang andauern, überrascht es nicht zu sehen, dass Wetterphänomene ebenfalls länger bleiben", sagte die US-Klimaforscherin Jennifer Francis vom Woodwell Climate Research Center im US-Bundesstaat Massachusetts der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Diese Ozean-Hitzewellen werden durch menschenverursachte Treibhausgas-Emissionen stärker und stärker, also werden diese anhaltenden und außerordentlichen Wettermuster vermutlich immer gewöhnlicher."

Der Klimawandel verstärkt also Wetterextreme - in beide Richtungen. Große Trockenperioden werden abgelöst von Starkregenfällen, die für Überschwemmungen und Erdrutsche sorgen. Erst im Februar des vorigen Jahres hatten solche Erdrutsche mehr als ein Dutzend Häuser im Stadtgebiet von Los Angeles zerstört. Wenige Wochen danach begann die lange Dürre, die bis heute anhält. 

Erst Dürre, dann Starkregen - ein Phänomen, das auch als "Wetterpeitsche" bekannt ist. Das Feuer in und um Los Angeles macht also eines deutlich: Künftig wird es nicht nur um stärkere Brandgefahren gehen, sondern auch darum, verschiedene Katastrophenszenarien gleichzeitig zu schultern.