Putin will auf Brics-Gipfel neue „Weltmehrheit“ etablieren – auch Gespräche zur Ukraine geplant

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Putin präsentiert sich ab Dienstag als Staatenlenker auf der weltpolitischen Bühne: Mehr als 20 Staatschefs sind zum Brics-Gipfel in Russland geladen.

Kasan – Inmitten internationaler Spannungen und westlicher Sanktionen gegen Russland findet ab Dienstag (22. Oktober) der Brics-Gipfel in Kasan statt. Gastgeber Wladimir Putin begrüßt 800 Kilometer östlich von Moskau mehr als 20 Staats- und Regierungschefs, darunter Vertreter aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.

Trotz der Isolation durch den Westen will Putin mit dem Gipfel beweisen, dass Russland weiterhin globale Allianzen pflegt und wegen des Ukraine-Kriegs keinesfalls isoliert dasteht. Für Putin sei der Brics-Gipfel das wichtigste außenpolitische Ereignis des Jahres, schreibt die „Friedrich Naumann-Stiftung“ in einem Beitrag. Der russische Präsident wolle sich „auf der Weltbühne als Staatenlenker“ zeigen.

Der russische Präsident Wladimir Putin am 18. Oktober 2024 auf dem BRICS-Wirtschaftsforum.
Der russische Präsident Wladimir Putin am 18. Oktober 2024 auf dem BRICS-Wirtschaftsforum. © Sergey Bobylev/Imago

Auf Brics-Gipfel begrüßt Putin neue Mitglieder – Gespräche mit Xi und Erdogan geplant

Zu den Teilnehmern zählen neben den ursprünglichen Brics-Staaten auch neue Mitglieder wie Ägypten, Äthiopien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate. UN-Generalsekretär António Guterres wird ebenfalls erwartet. Brasiliens Präsident Lula da Silva musste wegen einer Kopfverletzung nach einem Sturz seine Teilnahme absagen.

Für Russland ist auf dem Brics-Gipfel in Kasan von besonderem Interesse, sich freien Zugang zu neuen Märkten zu erschließen. Putin strebe neue, nicht westliche dominierte Finanzsysteme an, heißt es.

Die Brics-Staaten wollen auf dem Gipfel eine engere finanzielle Zusammenarbeit schaffen, inklusive der Entwicklung eines alternativen Zahlungssystems zu Swift und den Aufbau einer gemeinsamen Bank. Damit wollen sie Sanktionen umgehen und ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit stärken.

Das ist der Staatenverbund Brics

Der Name Brics stammt ursprünglich von den Anfangsbuchstaben der Gründungsstaaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Seit seiner Gründung im Jahr 2009 ist der Staatenbund stark gewachsen. Anfang 2024 traten Ägypten. Äthiopien, der Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate bei. Viele andere Staaten haben Interesse zu einem Beitritt zu Brics gezeigt.

Brics steht dank riesiger Mitgliedstaaten wie Russland, China und Indien heute für 45 Prozent der Weltbevölkerung. Putin spricht deshalb auch von einer neuen „Weltmehrheit“ des globalen Ostens und Südens. Die westlichen G7-Staaten überholt der Brics-Staatenbund auch hinsichtlich des Bruttoinlandprodukts.

Putin sieht multipolare Weltordnung als Ziel des Brics-Gipfels und spricht von „Weltmehrheit“

Zentrales Ziel des Brics-Gipfels ist laut Russland außerdem die Förderung einer multipolaren Weltordnung, die nicht von westlichen Mächten dominiert werde. Putin sieht die Staatengruppe als Möglichkeit, die Vorherrschaft der USA in der internationalen Politik zu brechen.

Putin will auf dem Gipfel 17 Staatschefs zu bilaterale Gesprächen treffen, auch mit Chinas Präsident Xi Jinping Erdogan. Der türkische Präsident strebt wohl ebenfalls eine Brics-Mitgliedschaft an. Kürzlich sagte er: „Wir haben unseren Blick gen Westen ausgerichtet. Das heißt aber nicht, dass wir dem Osten den Rücken kehren, ihn vernachlässigen. Wir leben nicht mehr in einer Welt, die schwarz-weiß ist, in der man sich für eine von zwei Blöcken entscheiden muss.“

Brics-Gipfel mit Putin: Haltungen der Staaten zum Ukraine-Krieg sind unterschiedlich

Die Positionen der Brics-Länder zum Ukraine-Krieg sind unterschiedlich. Während der Iran und China Russland auch mit Waffen unterstützen, haben Brasilien, und Südafrika und China Friedensvorschläge unterbreitet, die jedoch aus Sicht der Ukraine unzureichend sind. Kaum ein Brics-Mitglied hat den russischen Angriff verurteilt.

Vorschläge für einen Frieden in der Ukraine soll es beim Brics-Gipfel in Russland wohl nicht geben, wie Putin im Vorfeld vor Journalisten sagte. Damit bekämen „nur die Nato-Länder Zeit, umzurüsten und neue Munitionsvorräte“ anzulegen.

In den Gesprächen des Kremlchefs mit Gästen wie UN-Generalsekretär António Guterres werde auch die Ukraine Thema sein, kündigte Putins Berater Juri Uschakow an. Ein Ende des Kriegs ist auch durch den tausendfachen Einsatz von Soldaten aus Nordkorea an der Ukraine-Front in weite Ferne gerückt. Das Brics-Treffen läuft bis Donnerstag, 24. Oktober.

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