Trump spuckt im Internet große Töne: US-Sender wollen TV-Duell und bereiten Brief an Kandidaten vor

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Mehrere US-Fernsehsender wollen Donald Trump und Joe Biden anschreiben: Die beiden Kandidaten sollen zum TV-Duell antreten. Das könnte aber ausfallen.

Washington D. C. – Die Atmosphäre war chaotisch, aggressiv und am Ende wusste niemand so richtig, wer eigentlich gewonnen hat: Das erste TV-Duell zwischen dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump und seinem Konkurrenten, dem jetzigen Präsidenten Joe Biden, war im Jahr 2020 nichts für schwache Nerven. Mitten in der Pandemie standen sich die beiden Präsidentschaftskandidaten gut eineinhalb Stunden gegenüber und lieferten sich ein hart und hitzig geführtes Rededuell. Geht es nach den großen Fernsehsendern in den USA, soll es auch in diesem Jahr wieder mehrere TV-Debatten vor der US-Wahl geben. Dafür wenden sie sich direkt an die beiden Kandidaten – mit ungewissem Ausgang.

Fünf US-Sender bereiten Brief an Biden und Trump vor, damit TV-Duell stattfindet

Das schreibt die New York Times in einem Beitrag vom Dienstag (9. April). Demnach haben die fünf großen Rundfunk- und Kabelnachrichtensender – ABC, CBS, CNN, NBC und Fox News – einen gemeinsamen offenen Brief vorbereitet. In diesem wollten sie Biden und Trump dazu auffordern, sich vor dem Wahltag an Fernsehdebatten zu beteiligen. Als Quelle nennt die Zeitung zwei über die Pläne informierte Personen.

Kommt es auch 2024 wieder zum TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump (Archivbild)? © Imago/domenicofornas/Pond5 Images

„Wir, die unterzeichnenden nationalen Nachrichtenorganisationen, fordern die voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten auf, sich öffentlich zur Teilnahme an allgemeinen Wahldebatten vor der Wahl im November zu verpflichten“, zitiert das Blatt aus dem Brief. Dieser soll der New York Times vorliegen und noch nicht abgeschickt worden sein. Die Sender wollen offenbar, dass sich noch weitere Nachrichtenorganisationen und Zeitungen daran beteiligen.

Neben der Zeitung berichtete am Dienstag auch die Nachrichten-Webseite Axios von dem Brief. Axios berief sich ebenfalls auf eigene Quellen. Etwas später bestätigte CNN die Gerüchte dann indirekt: Auf der Homepage des Senders tauchte am Nachmittag plötzlich auch ein Artikel über besagten Brief auf.

Biden schließt TV-Duell mit Trump nicht aus, sagt aber auch nicht zu

Hintergrund des Vorstoßes scheint die wachsende Unsicherheit darüber zu sein, ob es in diesem Jahr überhaupt zu einem TV-Duell kommt. Drei Debatten sind für den September und Oktober geplant – Präsident Biden hat es laut New York Times aber wiederholt abgelehnt, offiziell zuzusagen. Im März schloss er laut Axios ein Duell mit Trump aber auch nicht aus. „Es hängt von seinem Verhalten ab“, zitiert Axios den Präsidenten. Biden meinte damit das Verhalten seines Konkurrenten.

Der war in der Vergangenheit bei solchen TV-Debatten schließlich schon öfter negativ aufgefallen. 2020 pöbelte Trump gegen Biden, unterbrach den Konkurrenten mehrfach und behauptete fälschlicherweise, dass die Wahl manipuliert werde. Trauriger Höhepunkt der Debatte war eine als „Marschbefehl“ verstandene Äußerung Trumps. Er rief die rechtsextreme Gruppierung „Proud Boys“ dazu auf, sich „bereitzuhalten“.

Moderator Chris Wallace wurde damals vorgeworfen, die Kandidaten nicht im Griff gehabt zu haben – fürs zweite Duell sollten neue Regeln gelten. Geplant war, dass die Moderatoren den Kandidaten das Mikrofon abstellen können. Trump lehnte ab. Das zweite Duell 2020 lief dann dennoch gesitteter ab. Statt sich ins Wort zu fallen und zu beleidigen, ging es tatsächlich um Inhalte.

Trump fordert Biden zum TV-Duell auf

Nach dem Ausstieg seiner letzten republikanischen Kontrahentin im Präsidentschaftsrennen forderte Trump Biden im März zum TV-Duell auf. „Für das Wohl unseres Landes ist es wichtig, dass Joe Biden und ich über Themen debattieren, die für Amerika und das amerikanische Volk so wichtig sind. Deshalb rufe ich zu Debatten auf, JEDERZEIT, ÜBERALL, AN JEDEM ORT“, schrieb Trump auf seinen Online-Messenger Truth Social.

Was davon zu halten ist, wird sich zeigen. Wie die New York Times herausstellt, weigerte sich Trump in diesem Jahr nämlich auch überhaupt nur ein einziges Mal gemeinsam mit seinen Konkurrenten im republikanischen Vorwahlkampf auf der Bühne zu stehen. Und auch im Jahr 2020 machte er schon einmal einen Rückzieher: Trump ließ die zweite Debatte platzen, weil er sich nicht auf eine virtuelle Debatte einlassen wollte. Trump hatte sich damals mit dem Corona-Virus infiziert.

Das positive Testergebnis lag nur 24 Stunden nach dem ersten Duell vor, ein ehemaliger Biden-Berater behauptete laut Bericht, dass Trump schon mehrere Tage vor der Debatte positiv getestet worden sei. Die Biden-Mitarbeiter glaubten, Trump habe sich dem medizinischen Testprotokoll damals entziehen können.

Termine für US-Fernsehduelle liegen schon vor

Ausschließen will das Biden-Team die Duelle laut Zeitungsbericht aber nicht. Im Briefentwurf wird derweil auf die enorme Bedeutung und Tradition einer solchen Debatte verwiesen. „Allgemeine Wahldebatten haben in unserer amerikanischen Demokratie eine reiche Tradition und spielten bei jeder Präsidentschaftswahl der letzten 50 Jahre seit 1976 eine entscheidende Rolle“, zitiert die New York Times. „Bei jeder dieser Wahlen haben Dutzende Millionen zugeschaut, um zuzusehen, wie die Kandidaten Seite an Seite in einem Ideenwettbewerb um die Stimmen der amerikanischen Bürger debattierten.“

Laut Axios sind die Debatten nach Angaben der zuständigen Kommission für den 16. September, 1. Oktober und 9. Oktober geplant. Erstmalig wurde ein TV-Duell im Präsidentschaftswahlkampf 1960 zwischen John F. Kennedy und Richard Nixon durchgeführt. Das erste Duell zwischen Trump und Hillary Clinton im Jahr 2016 erzielte laut New York Times mit 84 Millionen Zuschauern die höchste Einschaltquote aller Zeiten. Trump und Biden sahen im Jahr 2020 im Schnitt 68 Millionen Menschen zu. (flon)

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