Balkonkraftwerke boomen im Landkreis – Bewusstsein für eigenen Stromverbrauch steigt
Die Zahl der kleinen Steckersolaranlagen hat sich im vergangenen Jahr fast verdoppelt. Seitens der Energiewende Oberland wird diese Entwicklung sehr positiv gesehen.
Ob am Balkon, auf dem Garagendach, an der Fassade oder auf der Terrasse: Wer selber Sonnenstrom produzieren will, braucht dafür nicht viel Platz. Sogenannte Balkonkraftwerke machen es möglich. Die Steckersolaranlagen, die zumeist aus einem oder zwei Photovoltaikmodulen und einem Wechselrichter bestehen, sind schnell installiert und erfreuen sich auch im Landkreis rasant wachsender Beliebtheit.
Zahl der installierten Anlagen hat sich 2024 fast verdoppelt
Allein im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der installierten Anlagen fast verdoppelt. Wies das Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur für 2023 noch 410 registrierte Balkonkraftwerke für den Landkreis aus, waren es 2024 bereits 728. Bis April dieses Jahres kamen bereits weitere 148 der Mini-Solarsysteme dazu. Die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen, wenn man davon ausgeht, dass nicht jeder Besitzer seine Anlage wie eigentlich vorgeschrieben im Marktstammdatenregister einträgt.
Andreas Scharli von der Energiewende Oberland spricht angesichts dieser Entwicklung von einer „guten Geschichte“. Balkonkraftwerke seien schließlich für alle, die kein Eigenheim mit einer großen Dachfläche haben, eine Möglichkeit, ihre Stromkosten auf einfache Weise zu senken. Das Einsparpotenzial habe sich mittlerweile herumgesprochen, sagt Scharli. Zwischen 500 und 800 Kilowattstunden können gut ausgerichtete Balkonkraftwerke im Jahr erzeugen, womit sich bei einer Wohnung schon einmal ein Drittel des Stromverbrauchs decken ließen.
Die Mini-Solaranlagen werden immer günstiger
Doch die Aussicht auf eine niedrigere Stromrechnung ist laut Scharli nicht der einzige Grund für den jüngsten Boom. Wegen sinkender Modulpreise seien die Mini-Solaranlagen zuletzt immer günstiger geworden. Dazu komme, dass seit 2023 keine Mehrwertsteuer beim Kauf anfalle, so der Experte. Entsprechende Systeme sind so schon für ein paar hundert Euro zu haben. All das führe dazu, dass sich die Geräte binnen zwei bis fünf Jahren amortisieren.
Bei Speicher genau hinsehen
Auch sonst hat der Gesetzgeber zuletzt einige Erleichterungen beschlossen, die den Ausbau befeuert haben dürften. Seit 2024 dürfen Steckersolaranlagen mit maximal 800 statt 600 Watt ins Netz einspeisen. Die Systeme müssen auch nicht mehr umständlich beim Netzbetreiber angemeldet werden und dürfen auch angeschlossen werden, wenn noch alte Ferraris-Stromzähler im Gebäude werkeln. „Die Bürokratie ist deutlich gesunken“, so Scharli. Eigentümergemeinschaften und Vermieter können die Anbringung einer Mini-Solar-Anlage zudem nicht mehr ohne triftigen Grund verweigern.
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Mittlerweile können Balkonkraftwerke auch in Kombination mit einem Stromspeicher erworben werden. Doch hier rät Scharli zur Vorsicht. Nicht alle diese Systeme seien uneingeschränkt für den Außenbereich geeignet, könnten also gefahrlos auf dem Balkon installiert werden. „Hier muss man auf die entsprechende Schutzklasse achten.“ Auch die Entsorgung könne zum Problem werden, denn die Batterien könnten nicht einfach am Wertstoffhof abgegeben, sondern müssten an den Händler zurückgegeben werden. Gerade bei Online-Käufen sei das nicht immer einfach.
Experte sieht die Entwicklung positiv
Alles in allem sieht der Experte die Entwicklung aber positiv. Denn die Balkonkraftwerke hätten auch einen willkommenen Nebeneffekt: „Die Leute, die sie installieren, bekommen ein Bewusstsein für ihren Stromverbrauch.“
Weniger gut sieht es dafür für das Windkraft-Projekt auf den Köpfinger Wiesen bei Peiting aus, nach Jahren der Planung steht es vor dem Aus.