Nach Ryanair jetzt auch Condor: Warum immer mehr Airlines ihr Flugangebot in Deutschland kürzen
Derzeit überschlagen sich Airlines mit Ankündigungen, ihr Angebot an deutschen Flughäfen zu reduzieren. Besonders hart trifft es Hamburg.
Die aktuelle Situation an deutschen Flughäfen ist angespannt. In den vergangenen Tagen kündigten Ryanair, Eurowings und nun auch Condor umfassende Kürzungen im Flugangebot an. Was das für Reisende bedeuten könnte.
Drei Airlines streichen Flugangebot in Deutschland zusammen
Die irische Billigfluglinie Ryanair machte am Donnerstag (10. Oktober) den Anfang: Man werde das Flugangebot in Deutschland um weitere 12 Prozent reduzieren, nachdem bereits zuvor angekündigt wurde, ein Fünftel der Flüge aus Berlin abzuziehen, wie das Branchenportal Aerotelegraph berichtet. Allein in Hamburg soll das Angebot um 60 Prozent reduziert werden, aus Dortmund, Dresden und Leipzig will man sich vollständig zurückzuziehen. Das macht einen Verlust von 22 Strecken und 1,8 Millionen Sitzplätzen aus.

Die Lufthansa-Tochter Eurowings zog kurz darauf nach. In einer Mitteilung erklärte die Airline, dass in einem ersten Schritt über 1.000 Flüge von und nach Hamburg aus dem Sommerflugplan genommen und an andere Standorte verlegt werden sollen. Aus wirtschaftlichen Gründen würde auch die Verbindung von Hamburg nach Köln/Bonn, die vor allem bei Geschäftsreisenden gefragt sei, gestrichen. Des Weiteren könnten sechs weitere Ziele in Europa und Nordafrika aus dem Programm genommen werden.
Am Montag (14. Oktober) folgte Condor mit einer ähnlichen Ankündigung. Verbindungen nach Samos und Málaga werden komplett gestrichen, Flüge nach Kos deutlich reduziert. Ab Hamburg soll das Flugprogramm im Gesamtjahr 2025 um 13 Prozent gekürzt werden, ein geplantes Wachstum mit neuen Zielen wird aufgegeben.
Warum ziehen sich Airlines aus Deutschland zurück?
Der Tenor der Fluggesellschaften ist ähnlich: Kritisiert wird unter anderem die Luftverkehrssteuer, die am 1. Mai 2024 von der Bundesregierung erhöht wurde. Schon damals bezeichnete Ryanair die Entscheidung für eine höhere Ticketsteuer gegenüber IPPEN.MEDIA als „lächerlich“. Aber auch die Sicherheits- und Flugsicherungsgebühren seien viel zu hoch. „Minister Wissing muss jetzt handeln, sonst werden deutsche Bürger weiterhin die höchsten Flugpreise zahlen, im am schlechtesten erholten Luftverkehrsmarkt in Europa“, kritisierte Ryanairs Airline-Chef Eddie Wilson in einer Pressemitteilung. Trotz eines Sieben-Jahres-Planes des Unternehmens, welcher das Verkehrsaufkommen in Deutschland verdoppeln sollte, sei eine Rückmeldung der Regierungen ausgeblieben. Daher macht Ryanair nun ernst mit den Flugkürzungen. Auch das „Hochpreis-Monopol von Lufthansa“ scheint der Airline ein Dorn im Auge zu sein.
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Besonders der Flughafen Hamburg wird von den Airlines in die Mangel genommen. Dort macht die Entgelterhöhung, um gestiegene Kosten für Energie und Personal zu decken, pro Fluggast 2,30 Euro aus. „Diese Entwicklung wäre vermeidbar gewesen“, sagt Eurowings-Chef Jens Bischof in einer Unternehmensmitteilung bezüglich der Kürzungen in der Hansestadt. „Aber die Pläne des Flughafens für eine völlig unverhältnismäßige Erhöhung der Entgelte lassen uns keine Wahl. Es ist sehr bedauerlich, dass hier keine tragfähigen Lösungen angeboten worden sind.“ Ähnliches lässt Condor-CEO Peter Gerber verlauten. Das reduzierte Flugangebot der Airlines ab Hamburg sei „eine logische Konsequenz aus der drohenden völlig unverhältnismäßigen Erhöhung der Entgelte“.
Christian Kunsch, Vorsitzender der Geschäftsführung am Flughafen Hamburg, weist die Kritik der Airlines zurück. Er sagt: „Dass sich jetzt auch Condor zeitgleich zu Wort meldet, verstärkt unseren Eindruck, dass der Flughafen Hamburg hier zum Spielball eigentlich bundespolitischer Auseinandersetzungen geworden ist.“ Gleichzeitig verteidigt er die Erhöhung der Entgelte. Die Maßnahme sei notwendig zur Deckung gestiegener Kosten. „Die Airlines lassen hier ihre Muskeln spielen, um bei den kommenden Entgeltverhandlungen ihre Macht zu demonstrieren“, kritisiert Kunsch. Die Erhöhung um 2,30 Euro pro Passagier sei im Vergleich zu anderen Kostensteigerungen – wie die genannten Kosten für Flugsicherung, Luftsicherheit und der Luftverkehrssteuer – gering und würden nur 4 bis 6 Prozent der Gesamtkosten der Airlines ausmachen, wie er laut der Nachrichtenagentur dpa erklärt.
Was bedeutet das gekürzte Angebot für Flugreisende aus Deutschland?
Die Kürzungen könnten erhebliche Auswirkungen auf den Luftverkehrsstandort Deutschland haben. Luftfahrtverbände kritisieren die hohen Kosten und verweisen auf prosperierende Standorte im Ausland. Michael Engel, Chef des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften BDF, warnt laut Aerotelegraph: „Die Abwärtsspirale am Luftverkehrsstandort Deutschland setzt sich damit weiter fort.“
Passagiere müssen sich somit im kommenden Jahr auf weniger Flugverbindungen auf bestimmten Strecken einstellen. Auch die Preise dürften für Reisende steigen, insbesondere bei Routen mit geringer oder gar keiner Konkurrenz, wie die Tagesschau schreibt. Durch das geschrumpfte Angebot hätten die übrigen Airlines eine stärkere Preismacht.