Nach Ryanair und Easyjet reduziert weitere Fluglinie ihr Streckennetz in Deutschland

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Ryanair, Easyjet, WizzAir und Condor haben eines gemeinsam: sie reduzieren ihr Flugangebot in Deutschland. Grund sind die Flughafengebühren, die trotz Appelle an die Politik weiter ansteigen.

Hamburg – Eine weitere Billigairline reduziert ihr Streckennetz in Deutschland. Die deutsche Fluggesellschaft Condor passt ihr Flugangebot ab nächstem Jahr an und wird am Hamburger Flughafen drastisch reduzieren. Einige Strecken nach Griechenland oder Spanien werden sogar komplett abgesagt. Für Reisende heißt das: weniger Flugverbindungen bei steigenden Kosten – denn weniger Wettbewerb treibt die Flugpreise in die Höhe.

Nun auch Condor: Nach Ryanair und Easyjet reduziert nächste Fluglinie ihr Streckennetz in Deutschland

„Wir streichen nicht nur Kapazität in Hamburg, sondern auch unser geplantes Wachstum im Sommer 2025 – eine logische Konsequenz aus der drohenden völlig unverhältnismäßigen Erhöhung der Entgelte in Hamburg“, sagt Peter Gerber, CEO von Condor, in einer Pressemitteilung. Condor wird sein Flugprogramm um 13 Prozent ab Hamburg reduzieren. Auch die geplante Expansion am Standort mit neuen Zielen wird abgesagt.

Die Fluglinie ist mit ihrem Flugangebot die drittgrößte Airline am Standort Hamburg. Bekannte Destinationen sind Urlaubsziele in Griechenland, auf den Balearen, Kanaren und am spanischen Festland, Madeira, Ägypten, Italien, an der Algarve und in der Türkei. Betroffen sind Verbindungen nach Samos in Griechenland und Malaga in Spanien, die komplett gestrichen werden. Flüge auf die griechische Insel Kos werden zudem deutlich reduziert. Vier neue Destinationen ab Hamburg mit mehreren wöchentlichen Verbindungen, die bereits geplant waren, werden außerdem gestrichen.

Hohe Flughafengebühren für den Rückzug verantwortlich: Es wird immer teurer

Grund für den Rückzug sind die steigenden Flughafengebühren, die in den letzten Jahren massiv gestiegen sind, und zusätzliche Auflagen, die die Airlines in Deutschland belasten – und damit auch die Passagiere. Seit dem 1. Mai wurde die Luftverkehrsteuer um 25 Prozent erhöht, was je nach Flugstrecke pro Passagier zwischen 15,53 bis 70,83 Euro ausmacht. Hinzu kommen Flugsicherungsgebühren und die Luftsicherheitsgebühr, die für die Kontrolle der Passagiere und des Handgepäcks erhoben wird. Diese Gebühr soll nächstes Jahr von maximal 10 Euro auf bis zu 15 Euro pro Passagier steigen. Auch die Start- und Landegebühren der Flughäfen tragen zur Kostenerhöhung bei. Zudem verlangen neue Umweltauflagen der Europäischen Union die steigende Beimischung von nachhaltigem Kerosin ab nächstem Jahr, das aus Speiseölresten hergestellt wird und in etwa viermal teurer ist als herkömmliches Kerosin, berichtet der Spiegel.

„Mit diesen signifikant gestiegenen Kosten sind wir nicht nur gezwungen, Flüge aus Hamburg an andere Standorte zu verlagern, sondern auch die Preise zu erhöhen. Das ist insbesondere für unsere Kundinnen und Kunden dort sehr bedauerlich, zumal Hamburg belastbare Lösungsansätze vorlagen, die eine solche Entwicklung verhindern würden. Gescheitert ist dies bis dato an der mangelnden Bereitschaft des Flughafens, sich hier mit den Nutzern zu einigen“, so Gerber.

BDF-Präsident und Condor-CEO fordert Kurskorrektur der Politik

Neben Condor hat auch Ryanair zuletzt angekündigt, sein Flugangebot in Hamburg um 60 Prozent zu reduzieren. Eurowings streicht nächstes Jahr ebenfalls über tausend Flüge aus dem Programm. Condor-CEO Peter Gerber, der in einer weiteren Funktion auch Präsident des Bundesverbands der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) ist, betont, der Fall Hamburg zeige, dass es eine nachhaltig wettbewerbsfähige Kostenstruktur an den deutschen Luftverkehrsstandorten brauche. „Hierfür muss nicht zuletzt die Politik die Weichen dringend auf Kurskorrektur stellen.“

Condor-Maschine in Hamburg
Eine Condor-Maschine landet auf dem Flughafen Hamburg. (Archivbild) © Christian Charisius/dpa

Die Flughafengebühren sind nicht nur in Hamburg hoch, auch an anderen Standorten in Deutschland wie in Berlin steigen sie deutlich an. Ryanair hatte erst im Sommer angekündigt, sein Angebot auch am Berliner Flughafen massiv um 20 Prozent zu kürzen – 750.000 Sitzplätze und sechs Strecken fallen weg, weitere Kürzungen in Deutschland könnten folgen. Die irische Fluggesellschaft hat sich in den letzten Jahren mehrmals an die Politik gewandt, jedoch sei ihr Appell erfolglos geblieben.

Kritik übt Ryanair in seiner jüngsten Stellungnahme neben den hohen Gebühren auch am Management der deutschen Flughäfen, denn die Erholung des Luftverkehrs in Deutschland liege bei nur 82 Prozent des Niveaus vor Covid und sei damit Schlusslicht in ganz Europa – vor allem der Berliner Flughafen zähle zu jenen Flughäfen in Europa, die sich am schlechtesten erholt hätten. Es sei „eine Schande“, meinte Ryanairs CEO Eddie Wilson. Auch Ryanair Group CEO Michael O’Leary hatte bereits im Herbst 2020 vor einem Rückzug der Fluglinie aus Deutschland gewarnt: „Die höheren Flughafenkosten in Berlin machen es für uns attraktiver, Flugzeuge auf kostengünstigere Alternativen in andere Regionen Deutschlands und Europas zu verlegen.“ Das bedeutet weniger Wettbewerb für Flugpassagiere, die mit höheren Preisen rechnen müssen.

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