Kein Vertrauen mehr in die Rente - doch es gibt Hoffnung: Neue Umfrage sollte die Ampel aufrütteln

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Eine aktuelle Forsa-Umfrage offenbart: Die Mehrheit der Deutschen glaubt nicht an eine sichere Rente. Gleichzeitig erhält das von der FDP vorgeschlagene Altersvorsorgedepot großen Zuspruch.

Berlin - In der Hauptstadt Berlin ringt die Ampel-Koalition weiterhin um eine dringend benötigte Rentenreform. Das Rentenpaket II, das darauf abzielt, das Rentenniveau langfristig auf 48 Prozent des Durchschnittslohns zu stabilisieren und die Rentenfinanzierung durch ein Generationenkapital zu unterstützen, befindet sich im parlamentarischen Stillstand. Die FDP lehnt eine Erhöhung der Beiträge zur Rentenkasse ab, die zur Finanzierung hoher Renten notwendig wäre. Stattdessen befürwortet sie eine Fortführung der Rentenfinanzierung durch Aktien und schlägt ein subventioniertes Altersvorsorgedepot vor.

Die Umfrage zeigt: Das Vertrauen der Deutschen in die gesetzliche Rente schwindet

Unabhängig von der endgültigen Lösung steht fest: Die aktuelle und wahrscheinlich auch die nächste Regierung müssen die gesetzliche Rente reformieren. Mit dem Eintritt der Babyboomer in das Rentenalter wird die Last der Rentenzahlungen auf immer weniger Arbeitnehmer verteilt. Diese Situation ist nicht nachhaltig - und das erkennen auch die Bürger. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der Initiative Minderheitsaktionäre, die IPPEN.MEDIA exklusiv vorliegt, zweifelt eine überwältigende Mehrheit der Befragten an der Sicherheit der Rente.

86 Prozent der fast 1000 befragten Männer und Frauen antworteten auf die Frage: „Glauben Sie, dass das Versprechen durch die Politik, langfristig eine sichere und stabile Rente zu gewährleisten, gehalten werden kann?“ mit „Nein“. Es ist bemerkenswert, dass mehr Frauen als Männer diese Antwort gaben, was möglicherweise auf die durchweg niedrigeren Renten, die Frauen erhalten, zurückzuführen ist.

Hubertus Heil sitzt im Bundestag auf der Regierungsbank und blättert durch Unterlagen.
Protagonist der Renten-Pläne: Hubertus Heil will als Minister für Arbeit und Soziales das Rentenpaket II durch den Bundestag bringen. © Kay Nietfeld/dpa

Dies sollte jede Regierung alarmieren: Seit Jahren liefert die Forsa-Umfrage ähnliche Ergebnisse zur Rentenfrage. Seit 2021, als die Initiative Minderheitsaktionäre die Umfrage erstmals durchführte, haben mehr als 80 Prozent der Befragten diese Frage mit „Nein“ beantwortet.

Die Ampel-Koalition arbeitet an einer Rentenreform: Lindners Depot erhält breite Zustimmung

Ein weiterer Ansporn für die Ampel-Koalition, Reformen voranzutreiben, sollte die positive Resonanz auf das Altersvorsorgedepot sein. 59 Prozent der Befragten halten eine solche Form der staatlich geförderten Altersvorsorge für sinnvoll. Besonders die jüngeren Generationen zeigen Interesse: 73 Prozent der 18- bis 29-Jährigen und 69 Prozent der 30- bis 44-Jährigen befürworten ein Altersvorsorgedepot.

Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat erst in dieser Woche einen Gesetzentwurf für ein solches Altersvorsorgemodell zur Ressortabstimmung vorgelegt. Nach seinem Plan sollen Arbeitnehmer zwischen dem Lindner-Depot, einer Riester-Rente oder einer Mischform wählen können. Wer beispielsweise einen ETF-Sparplan einrichtet, würde pro eingezahltem Euro 20 Cent vom Staat erhalten, bis zu einem Maximum von 3000 Euro pro Jahr - also höchstens 600 Euro Förderung pro Jahr.

Laut der Forsa-Umfrage steigt die Anzahl der Menschen, die bereits Aktien zur Altersvorsorge nutzen. 2024 gaben 22 Prozent der Befragten an, in ETFs zu investieren, 21 Prozent nutzen Aktienfonds zur Altersvorsorge und 17 Prozent nutzen reine Aktien. Im Jahr 2021 gaben nur 15 Prozent an, ETFs zu nutzen, während die Zahlen für Aktienfonds und Aktien unverändert blieben. Die meisten (40 Prozent) nutzen nach wie vor Versicherungsprodukte.

Mehr Menschen sorgen privat für ihre Rente

Robert Peres, der Vorsitzende der Initiative Minderheitsaktionäre, sieht die Umfrageergebnisse als Ermutigung für die Regierung, Lindners Plan umzusetzen. „Die Ergebnisse unserer Umfragen zeigen seit Jahren in die gleiche Richtung: die Befragten hegen ein tiefes Misstrauen in die gesetzliche Rente. Gleichzeitig steigt das Bewusstsein, mehr eigenverantwortlich vorzusorgen. Da kann das vorgeschlagene Altersvorsorgedepot der Regierung sehr hilfreich sein“, sagt er unserer Redaktion. Im Gegensatz zur Riester-Rente und anderen privaten Versicherungsprodukten würden die Kosten hier die Rendite nicht auffressen, so Peres.

Seit vier Jahren erforscht er zusammen mit seiner Initiative die Einstellung der Deutschen zur Rente. „Stetig steigend ist die Zahl derer, die nicht mehr an eine auskömmliche staatliche Rente glauben“, sagt er. Nun müsse die Regierung endlich die Chance ergreifen und Veränderungen herbeiführen.

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