„Heimatnahe Verwendung“: Pfarrer Wurzer verlässt Egling - Der Abschied fällt ihm nicht leicht
Zum Jahreswechsel verlässt Pfarrer Manfred Wurzer Egling. Im Interview mit unserer Zeitung blickt der 56-Jährige auf seine Zeit in der Gemeinde zurück - und spricht über seine neue große Herausforderung.
Egling – Seine Zeit in Egling läuft ab: Pünktlich zum Jahreswechsel verlässt Pfarrer Manfred Wurzer (56) den Pfarrverband Egling und übernimmt den Pfarrverband Gaißach-Reichersbeuern sowie die Pfarrgemeinde Sachsenkam. Im Gespräch mit Redakteurin Franziska Konrad blickt der gebürtige Tölzer auf seine Zeit in der Großgemeinde zurück, spricht über neue große Herausforderungen und seine schönsten Erinnerungen an Egling.
Pfarrer Manfred Wurzer verlässt Egling: „Gehe mit einem lachenden und weinenden Auge“
Herr Pfarrer Wurzer, nach gut acht Jahren geht Ihre Zeit in der Gemeinde Egling nun zu Ende. Hand aufs Herz: Haben Sie schon das ein oder andere Tränchen verdrückt?
(lacht) Ehrlich gesagt gehe ich mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Die Pfarrei und der Pfarrverband sind mir ans Herz gewachsen. Von Anfang an hat in Egling alles super gepasst. Natürlich ist es dann traurig, wenn solch’ eine schöne Zeit zu Ende geht.
... und das lachende Auge?
Andererseits ist das Angebot – den Pfarrverband Gaißach-Reichersbeuern und die Pfarrei Sachsenkam zu übernehmen – für einen Isarwinkler ein wahres Traumangebot. Bei der Bundeswehr würde man sagen: eine „heimatnahe Verwendung“ (lacht). Diese Nähe zu meinem Heimatort ist ein schöner, zusätzlicher Bonus.
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Kam die Berufung für Sie überraschend?
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Nein. Ich muss ehrlich sagen: Da habe ich schon andere Wechsel erlebt, bei denen es deutlich „ruppiger“ zuging. Aber in diesem Fall gab es gute und längere Gespräche mit der Diözesanleitung. Drei bis viermal sollte man in einem Priesterleben den Einsatzort wechseln. Im Schnitt alle zehn Jahre. Unsere Diözese ist ja relativ groß. Wenn man da die Möglichkeit bekommt, innerhalb eines Gebiets zu wechseln – da sagt man auch nicht nein.
Wenn man die Möglichkeit bekommt, innerhalb eines Gebiets zu wechseln - da sagt man nicht nein.
Ihre neue Wirkungsstätte ist nicht unvorbelastet. Was halten Sie von dem dortigen Vorgehen des Ordinariats?
Aus der Ferne betrachtet würde ich sagen: Es ist nicht alles optimal gelaufen. Da hätte man sicher das eine oder andere anders machen können. Aber grundsätzlich muss man auch sagen: Dass es immer mal wieder im Getriebe knirscht, ist irgendwo ja normal. Irgendwie stand sicher die Diözese unter Druck, eine Entscheidung zu treffen: Gibt es da noch einen alternativen Weg? Und sie war halt der Ansicht: nein. Es funktioniert so nicht. Wie man das dann kommuniziert – das ist eine andere Frage.
Unstimmigkeiten im Pfarrverband Gaißach-Reichersbeuern
Zum Jahresende läuft im Pfarrverband Gaißach-Reichersbeuern (PV) das Leitungsmodell mit Joachim Baumann als Pfarrverbandsbeauftragten und Leiter des PV und Quirin Strobl als priesterlichen Leiter aus. Besagtes Modell darf nach dem Willen der Diözese nicht weitergeführt werden.
Der Pfarrverband hatte sich nach dieser enttäuschenden Nachricht für ein kollegiales Leitungsmodell ausgesprochen. Sprich, ein Team von Haupt- und Ehrenamtlichen hätte den PV geleitet. Auch dieser Vorschlag wurde vom Ordinariat abgewiesen. Ab Januar wird nun Pfarrer Manfred Wurzer Leiter des PV Gaißach-Reichersbeuern.
Bei den Gläubigen sorgte dieser Entschluss für Frust. Man habe nach der ersten Absage, dem Wunsch, dass Baumann bleibt – mit dem kollegialen System eine Lösung gefunden, „die für alle vor Ort machbar gewesen wäre“, sagt Barbara Landler, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats Reichersbeuern. Dass auch dieser Vorschlag laut Landler „ohne nachvollziehbare Begründung von oben gekappt worden ist“, sei für sie und andere Gläubige extrem unbefriedigend. Auf mehrfache Anfrage unserer Zeitung nennt die Pressestelle des Ordinariats keine Gründe für diese Entscheidung.
Mit welchem Gefühl treten Sie nun Ihre neue Aufgabe an?
Ganz offen. Ich bin weder Diakon Joachim Baumann noch Pfarrer Quirin Strobl. Daher mache ich natürlich einiges anders als meine Vorgänger, aber zunächst bin ich offen für alles. Man kann über alles reden. Allerdings muss mein neuer Pfarrverband verstehen, dass Sachsenkam jetzt dazukommt. Aus diesem Grund müssen wir ab dem Jahr 2024 einiges ändern.
Zum Beispiel?
Die Aufteilung zum Beispiel, wer welche Kapazitäten für die Gottesdienste bekommt. Unter dem Jahr ist das an sich kein Problem, abgesehen von den heiligen Zeiten: Jeder möchte schließlich seine Christmette, jeder seine Osternacht – das ist künftig nicht mehr leistbar. Die Personaldecke wird immer dünner. Nun müssen wir gemeinsam überlegen, wie wir unsere alten Traditionen in der veränderten Zeit neu beleben können.
Die Personaldecke wird immer dünner. Nun müssen wir gemeinsam überlegen, wie wir unsere alten Traditionen in der veränderten Zeit neu beleben können.
Stichwort neue Zeiten: Was werden Sie rückblickend an Egling vermissen?
Die vielen Ehrenamtlichen und die wirklich tolle Zusammenarbeit: Alle sprühten vor Ideen, standen mir mit Rat und Tat zur Seite. Man musste nie um Hilfe betteln, konnte offen alles diskutieren. Kurz: Es war ein offenes und verständnisvolles Miteinander. Das ist nicht in jedem Pfarrverband selbstverständlich, das muss ich ehrlich sagen.
Gab es in all den Jahren einen besonders schönen Moment, der Ihnen in Erinnerung bleibt?
Eher Momente, nämlich die zahlreichen Vereinsfeste. Von Jung bis Alt waren da alle immer dabei. Wobei, ein für mich ganz besonderes Fest fällt mir jetzt doch ein.
Pfarrer Wurzer verlässt Egling: In besonderer Erinnerung bleibt ihm Gottesdienst auf Burschenfest
Erzählen Sie bitte!
Im Jahr 2017 stellten die Eglinger das angeblich bislang größte Burschenfest im Oberland auf die Beine. Da reisten Burschen und Madl aus ganz Bayern an. Dass man in solch’ einem riesigen Bierzelt voller junger Leute – wo noch dazu Alkohol in greifbarer Nähe steht – eine so schöne andächtige Messe feiern kann, hätte ich mir niemals vorstellen können. Doch es war ein wunderschöner Gottesdienst.
Wissen Sie eigentlich, wer Ihr Nachfolger wird?
Meine Stelle wird regulär ausgeschrieben. Bislang steht kein Nachfolger fest. Pater Bimo vom Pfarrverband Dietramszell wird erst einmal für ein halbes Jahr kommissarisch die Leitung übernehmen. Unterstützt wird er von Pater Adrianus Nugroho.
Abschlussfrage: Was wollen Sie den Eglingern zum Abschied mit auf den Weg geben?
Bleibt so offen und kommunikativ, wie ihr seid. Versucht so weiterzumachen, im gegenseitigen Miteinander. Wir haben gemeinsam so viel geschafft, da wäre es schade, wenn das nun alles zerbröckelt. kof
Info:
Ein Festgottesdienst, in dem Pfarrer Manfred Wurzer verabschiedet wird, findet am Sonntag, 31. Dezember, um 9.30 Uhr in der Nebenkirche St. Sebald in Egling statt.
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