Weihnachten am Vulkan: Geretsriederin erlebt spektakuläre Eruption aus Island
Die Geretsriederin Steffi Marko erlebt eine feurige Weihnachtszeit: Sie ist in Island, wo eine Erdspalten-Eruption Feuerfontänen in den Himmel schoss.
Reykjavik/Geretsried – Angesichts der spektakulären Bilder aus Island hielt der Rest der Welt den Atem an: Auf einer Länge von rund vier Kilometern hatte sich nahe der kleinen Ortschaft Grindavik die Erde aufgetan. Während der riesigen Erdspalten-Eruption schossen Fontänen aus glühender Magma bis über 120 Meter in den Himmel. Minuten zuvor erst war die Geretsriederin Steffi Marko auf dem internationalen Flughafen Keflavik gelandet und auf dem Weg nach Reykjavik nur rund zehn Kilometer von der Ausbruchsstelle entfernt vorbeigefahren.
„Wir waren nach der Landung in Keflavik um 21.15 Uhr gerade in der Wohnung in Kópavogur, einem Stadtteil von Reykjavik, angekommen und begannen mit dem Auspacken der Koffer“, erzählt die 26-Jährige. Ihr Freund Elías habe aus dem Fenster geschaut und im Südwesten einen großen roten Feuerschein gesehen. „Von der Straße aus konnte man mehr erkennen. Auf dem Laptop kamen dann schon die ersten Berichte von der großen Erdspalten-Eruption bei Grindavik.“
Ausbruch in Island: Vulkan in Island ist kurz vor Weihnachten aktiv
Der Ausbruch war zwar nach einer Reihe von Beben und der Öffnung einer Erdspalte in Grindavik erwartet worden, „aber dass dies nach dem Beginn der neuen Aktivitäten so schnell geht, hatte keiner vermutet“, erzählt Elías Karevski. Der 33-Jährige bietet mit seinem Vater mit der gemeinsamen Firma Parais als Tour-Guide Führungen durch Island an. Allerdings war längst schon ein Schutzwall um die beliebte Blaue Lagune und das Kraftwerk gebaut worden, das unter anderem Keflavik und Grindavik mit Energie versorgt. „Die Isländer sind da ganz entspannt“, sagt Jurastudentin Marko.

„Getroffen hat es leider die Bewohner von Grindavik, die schon vor mehreren Wochen evakuiert worden waren. Allgemein werden Erdspalten-Eruptionen und die häufigen Vulkanausbrüche in Island als ganz normale Naturereignisse betrachtet.“ Sie schmunzelt: „Da sind die Leute im Ausland angesichts der beeindruckenden Bilder eher in Panik als die betroffene Bevölkerung.“
Anders als beim Ausbruch des Eyjafjallajökull im Jahr 2010 bedroht die aktuelle Eruption den Flugverkehr nicht. Das Magma verteilt sich auf felsigem Gebiet und gefährdet weder den Flughafen Keflavik noch die Hauptstadt Reykjavik. Auch haben sich die Befürchtungen nicht bestätigt, nach denen der Wind bei einer Drehung giftige Gase in Richtung des nur knapp 30 Kilometer entfernten Reykjavik hätte drücken können.
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Inzwischen hat die Aktivität spürbar nachgelassen. Laut Marko und Karevski haben am Donnerstagmorgen Wissenschaftler des Isländischen Meteorologischen Instituts bei einem Flug über der Eruptionsregion festgestellt, dass zurzeit keine Aktivität in der Spalte mehr feststellbar sei. Die Chancen auf ein Weihnachtsfest ohne Erdfeuer steigen also.
Angst hatte das junge Paar nicht: Weihnachten verbringt Geretsriederin in Island
Für das junge Paar war die Eruption nie ein Grund zur Sorge. Es wird die Weihnachtstage gemütlich in Kópavogur verbringen. „Zum letzten Weihnachtsfest war Elías bei mir, diesmal bin ich bei ihm und bleibe bis zum 4. Januar“, erzählt Marko. Apropos Weihnachtsfest: Das wird in Island völlig anders gefeiert als in Deutschland. „Der Sage nach gibt es 13 Weihnachtsgesellen, von denen der erste 13 Tage vor dem Heiligen Abend kommt, und jeden Tag kommt einer dazu“, berichtet Marko. Sie trügen so lustige Namen wie Kochlöffellecker oder Quark-Gierschlund, kämen aus den Bergen in die Stadt, um etwas zu Essen zu stehlen, aber auch, um den Kindern kleine Geschenke in die Schuhe zu legen, die auf der Fensterbank stehen würden. „Die Mutter der Weihnachtsgesellen kocht unartige Kinder in einem Kochtopf und verspeist sie. Nach dem Heiligen Abend verschwindet 13 Tage lang täglich wieder einer von ihnen. Die isländischen Kinder stellen die Sage nach, verkleiden sich und spielen im Wald Weihnachtsmänner.“ Am Heiligen Abend gebe es aber heutzutage in vielen Familien Geschenke von den Eltern, die dann heimlich der „importierte“ Santa Clause bringt.
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Wenn Marko und Karevski ihr Weihnachtsmenü essen, dürfen einige der isländischen Spezialitäten nicht fehlen – etwa Hangikjöt (geräuchertes Lamm), Hamborgarhryggur (Schweinebraten mit karamellisierten Kartoffeln), Laufabrau (frittierte dünne Brotscheiben, in Muster geschnitten). Zu trinken gibt es Jólaöl, eine Mischung aus Malzbier und Orangenlimonade. Und auch in Island gibt es zur Weihnachtszeit natürlich jede Menge Süßigkeiten. Zu Silvester gibt es traditionell ein mehrstündiges Feuerwerk – diesmal von Menschenhand, nicht vom Vulkan.