Radfahrer riskieren an Unterführung ihr Leben – weil Behörden sich querstellen

Tagtäglich setzen sich die Bewohner im oberbayerischen Rohrdorf einer großen Gefahr aus – sie haben keine andere Wahl. Um zum Bäcker, zum Sport oder zur Grundschule zu kommen, müssen sich alle, die mit dem Rad unterwegs sind, durch eine schmale Engstelle quetschen. Die Unterführung unter der Autobahn A8. 

Nur wenige Zentimeter neben den Radfahrern donnern Lastwagen, Autos und Traktoren vorbei. Vor vier Jahren Unfälle wurde ein Fahrradfahrer angefahren und schwer verletzt. Geändert hat sich seitdem nichts. 

Gemeinde kämpft seit 1967 für Tunnel-Verbreiterung – bisher umsonst

Dabei hätte man es mehrfach versucht. Die Gemeinde kämpft seit mindestens 1967 für eine Verbreiterung des Tunnels. Der Schriftverkehr mit Behörden, Ministerien und Politikern füllt mittlerweile etliche Aktenordner. Von der Autobahn und von den Behörden werde man ständig vertröstet, sagt der Rohrdorfer Bürgermeister Simon Hausstetter. "Der Autobahnausbau stünde ja kurz bevor und dann wird dieses Bauwerk eben gleich mitgebaut in einem Aufwasch." Dennoch: Seit Jahren hat sich die Situation für die Radfahrer in Rohrdorf nicht verbessert. 

Eisenbahn-Baustelle gibt neue Hoffnung – wieder umsonst

Neue Hoffnung gibt dem Bürgermeister nun die Sanierung einer Eisenbahnunterführung, die nur 50 Meter von der gefährlichen Unterführung durchgeführt wird. Hausstetter besuchte die Baustelle. Neben den Gleisen wären gut zwei Meter Platz für einen Radweg. Eine Idee, die er sofort an die zuständige Behörde weitertrug – mit ernüchterndem Ergebnis: "Dieser eigentlich einfache Plan scheitert daran, dass es eine Verordnung des Eisenbahn-Bundesamtes gibt, die die Nähe des Radwegs direkt am Gleis nicht zulässt. Wir sehen aber bei der Baustelle, dass mit einer Absperrung das offensichtlich doch möglich ist. Und diese Absperrungen könnten wir natürlich neben den normalen Betrieb aufbauen." 

Doch sein Vorschlag wird abgeschmettert. Die Bahn will keine Ausnahme von ihrer Verordnung machen und verweist stattdessen auf die Zuständigkeit der Autobahn GmbH. Die wiederum sieht die Verantwortung beim staatlichen Bauamt. Es folgt ein Zuständigkeits-Wirrwarr, bei dem am Ende keine Behörde verantwortlich sein will. 

Vorschriften zwingen ihn dazu: Bürgermeister nimmt Sache selbst in die Hand

Die Gemeinde Rohrdorf weiß sich in ihrer Not nicht mehr anders zu helfen, als selbst tief in die Tasche zu greifen. Sie plant einen eigenen Tunnel für Fußgänger und Radfahrer. "Der würde zwischen Unterführung und Bahntunnel gebaut werden, finanziert von der Gemeinde mit staatlicher Förderung für drei Millionen Euro", sagt der Bürgermeister. Eine Zusammenarbeit mit der Baustelle an der Eisenbahnunterführung würde "sehr viel Geld sparen", so Hausstetter. Sowohl Steuerzahler als auch Freistaat. Doch der stellt sich weiter quer.
 

Das Video erschien am 15.05.2025 in der TV-Sendung quer vom Bayerischen Rundfunk. Dieses und weitere quer Videos können Sie jederzeit kostenfrei in der ARD Mediathek ansehen.