Wirtschaftsbosse wollen Feiertage streichen: So machen wir unsere Kultur kaputt

Dass man an Feiertagen wie Ostermontag, Pfingstmontag oder am zweiten Weihnachtsfeiertag frei hat, ist für viele Arbeitnehmer selbstverständlich. Doch genau diese Feiertage stehen nun zur Debatte: Einige deutsche Wirtschaftsvertreter fordern, mindestens einen davon zu streichen.

Über Martin Nebeling

Martin Nebeling ist seit September 2023 Bundesvorsitzender des Bunds Katholischer Unternehmer (BKU). Als BKU-Vorsitzender setzt er sich für eine Politik ein, die auf den Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft und christlichen Werten basiert. Seit 1996 ist er als Rechtsanwalt tätig und seit 2002 Partner bei Bird & Bird. Sein Schwerpunkt liegt im Arbeitsrecht, insbesondere bei Sozialplan- und Tarifverhandlungen sowie Betriebsübergängen.

8,6 Milliarden Euro mehr durch gestrichene Feiertage? Der Preis wäre viel höher

Tatsächlich mag die Zahl von 8,6 Milliarden Euro, um die das Bruttoinlandsprodukt durch die Streichung eines Feiertages – egal ob kirchlich oder weltlich – angeblich steigen könnte, auf den ersten Blick beeindrucken. Dennoch wäre dieser Schritt der falsche Weg.

Kirchliche Feiertage wie Pfingsten sind nicht nur arbeitsfreie Tage, sondern Ausdruck der christlichen Prägung unseres Landes. Diese Prägung war von Beginn der Bundesrepublik an ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Zusammenhalts und des Erfolgs der Sozialen Marktwirtschaft.

Wer Feiertage streicht, nimmt Kulturverlust in Kauf und hilft der Wirtschaft nicht

Wer kirchliche Feiertage streicht, nimmt also erstens einen Kulturverlust in Kauf, und hilft zweitens der Wirtschaft nicht. Denn auch der wirtschaftliche Nutzen einer solchen Maßnahme ist zweifelhaft. 

Die Konjunktur schwächelt. In vielen Branchen kommt es zu Personalentlassungen und Kurzarbeit.

In dieser Situation würde ein zusätzlicher Arbeitstag keinen nennenswerten Beitrag leisten. Besonders kritisch ist es zu sehen, wenn die Streichung von Feiertagen – wie beim Buß- und Bettag in Sachsen – der Finanzierung wachsender Staatsausgaben dienen soll.

Das Problem liegt bei den Ausgaben des Staates, nicht bei den Einnahmen

Das Problem liegt derzeit nämlich keineswegs bei den Einnahmen, sondern bei den weiterhin viel zu hohen und nicht nachhaltigen Ausgaben des Staates. Statt Feiertage zu streichen, braucht Deutschland deshalb einen grundsätzlichen wirtschaftspolitischen Kurswechsel. 

Dazu gehört, Bürokratie abzubauen, unternehmerische Eigenverantwortung zu stärken, die Steuerlast nicht weiter zu erhöhen und Arbeitszeiten flexibler zu gestalten.

Es braucht zudem eine Reform unserer Sozialkassen für mehr Generationengerechtigkeit, eine kontrollierte Migrationspolitik, die Fachkräfte unbürokratisch eingliedert und den Sozialstaat schützt und mehr wirtschaftlichen Sachverstand im Wohnungsbau, im Gesundheitswesen und in der Energiepolitik.

Wirtschaftliche Reformen sind notwendig – aber nicht auf Kosten unserer Kultur

Wirtschaftliche Reformen sind also absolut notwendig – aber nicht auf Kosten der kulturellen Grundlagen, die unsere Wirtschaft und Gesellschaft stark gemacht haben. 

Auf kirchliche Feiertage wie den Pfingstmontag, an dem traditionell die Sendung des Heiligen Geistes und der Beginn der Mission der Kirche in der Welt gefeiert wird, können wir nicht verzichten.

Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.